Re:visited | Star Trek – Deep Space Nine

Ich gehöre einer Generation an, die von sich noch behaupten kann, mit “Star Trek” aufgewachsen zu sein. Es gibt keine amüsante Anekdote, wie ich Fan wurde, weil es in Gestalt von Captain Picard, Lieutenant Data und Counselor Troi einfach zu meiner Kindheit dazu gehörte. Später machte ich auch die Bekanntschaft von Captain Kirk und Mister Spock, und trotz des unbestreitbaren Trash-Faktors bei Kulissen und Spezialeffekten kam mir die Serie doch um vieles frischer (und unernster) vor. Aber im Grunde war das nur ein harmloser Prolog.

1994 kam “Deep Space Nine” in Deutschland an, und ich kann euch ganz genau und in einem Wort sagen, was mich an der neuen Serie sofort fesselte: Kira. Tatsächlich faszinierten mich die Bajoraner von der ersten Minute an, als Fähnrich Ro damals bei “Next Generation” an Bord kam, dieses geschundene, tief religiöse Volk mit lustig geriffelter Nase und einem höchst eigenwilligen Geschmack, was Ohrringe angeht. Man hatte damals vorgehabt, Ro Laren auf “Deep Space Nine” zu übernehmen, doch die Schauspielerin lehnte ab, deshalb erfand man Kira mit einer ganz neuen Hintergrundgeschichte.

Aber eigentlich kann ich heute nicht mehr sagen, wann ich nun wirklich Fan wurde. Die Geschichten waren anfangs wahlweise peinlich albern oder Wiederholungen dessen, was man schon dutzendfach gesehen hatte. Der wichtigste Unterschied aber zu den vorherigen Serien war der, dass die Figuren keine geschniegelten Sternenflottenleute mit astreinem Lebenslauf waren, sondern Typen. Sie hatten alle ihre Macken und eine Vergangenheit. Und sie waren keine besten Freunde. Dieser realistischere Ansatz gefiel mir (als Teenie erkannte ich mich wohl auch ein wenig selbst darin), und mit der dritten Staffel kamen dann auch endlich die erhofften eigenständigen Geschichten.

Unter Trekkies ist “Deep Space Nine” bis heute umstritten. Viele sind der Ansicht, dass die Serie nichts mehr mit dem “Star Trek” zu tun hat, das Gene Roddenberry einst im Sinn hatte. Vielleicht ist das so, doch was es bringt, sich sklavisch an sein Weltbild von Friede, Freude, Eierkuchen zu halten, haben wir mit “Voyager” gesehen, einer Serie, bei der es mich noch heute schüttelt. Gewiss, bei “Deep Space Nine” ging es um Krieg und Gewalt, die Figuren trafen falsche Entscheidungen und waren nicht immer gute Menschen. Aber genau das hob die Serie vom Einheitsbrei im Fernsehen ab, auch wegen des Schwerpunkts auf religiöse Themen, was erst sehr viel später auch in anderen Serien aufgegriffen wurde.

Für mich aber hat “Deep Space Nine” noch eine weitere Bedeutung, denn es war die erste Serie, zu der ich so etwas ähnliches wie Reviews schrieb. Das waren zwar mehr Zusammenfassungen der Episoden mit Produktionsnotizen und einer kleinen Kritik (samt ausgeklügeltem Punktesystem), aber es war ein wichtiger Schritt in Richtung dessen, was ich heute hier mache. Bis zehn Jahre später “LOST” startete, hat mich dann keine Serie mehr derart angemacht, dass ich mir diese Arbeit gemacht hätte, das spricht Bände.

Bis heute ist “Deep Space Nine” eine Serie, die ich mir jederzeit wieder ansehen würde. Nicht jede Episode, so ehrlich sollte ich sein, vor allem die erste Staffel blende ich inzwischen lieber aus, aber da gerade die fünfte Staffel im Fernsehen wiederholt wird, schaue ich gelegentlich mal rein und halte nach Weyoun Ausschau, dem lustigsten Bösewicht aller Zeiten. Der Stil ist nach wie vor einzigartig, und die Figuren haben nichts von ihrem Charme eingebüßt, denn was auch immer man sagen mag, das ist “Star Trek”. Und damit unsterblich.