Musikgeschichten #15

Muse
Unintended
1999

Wenn man wie ich kein Radio hört, ist man mehr oder weniger auf das Sendungsbewusstsein seiner Freunde angewiesen. Deshalb höre ich mir alles an, was mir empfohlen wird, und da meine Freunde meinen Geschmack inzwischen recht gut einschätzen können, habe ich auf diesem Wege schon etliche tolle Bands entdeckt. Eine der ersten war Muse.

Vor ziemlich genau zehn Jahren war ich gerade frisch an der Uni und hatte meine bis heute beste Freundin kennengelernt. Wir genossen beides und hingen oft bis tief in die Nacht zusammen, um zu reden. Ich hatte aber auch gerade erst angefangen, mich für Musik zu interessieren, was zu dieser Zeit gleichbedeutend war mit „ich höre nur Depeche Mode“. Insofern ist es besagter Freundin hoch anzurechnen, dass sie nicht nur meinen etwas einseitigen Input ignorierte, sondern auch noch den mutigen Versuch unternahm, mich mit anderer Musik bekannt zu machen.

Muse war der erste Treffer. Ich meine, mir gefiel vieles von dem, was sie mir vorspielte, aber erst Muse ließ mich ernsthaft daran zweifeln, dass Depeche Mode die einzige gute Band auf der Welt ist. (Okay, reden wir nicht drüber.) Sie spielte mir genau zwei Songs vor, „New born“ und „Unintended“, und zwar nicht allein die Songs, sondern die Musikvideos, was gewiss auch einen Einfluss darauf hatte, wie ich die Band und ihre Musik annahm. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber genauso wie mich das uninspirierte Bumm-Bumm-Bumm der 90er immer noch ans Schullandheim erinnert, erinnert mich „Unintended“ an das vielleicht schönste Jahr meines Lebens. Und das hat womöglich weniger mit Muse als mit meiner besten Freundin zu tun.

Übrigens, ich bin Muse bis heute treu geblieben, habe mir jedes Album gekauft und meistens auch geliebt. Und mein Lieblingssong ist (vielleicht nicht ganz überraschend angesichts des Stils) „Undisclosed Desires“.