Doctor Who | The End of the World (1×02)

„The end of the earth. Its gone … we were too busy saving ourselves, no one saw it go. All those years, all that history and no one was even looking. It’s just …“

Der Doctor nimmt Rose mit ans Ende der Welt, das von etlichen Aliens als riesige Cocktailparty begangen wird. Spoiler!

Everything has its time and everything dies

Ihre erste gemeinsame Reise führt den Doctor und Rose ans nicht nur sprichwörtliche Ende der Welt. Auf einer Raumstation, die über der Erde in ferner Zukunft schwebt, können sie dem feierlich begangenen Spektakel beiwohnen, wie die Sonne zur Supernova wird und den inzwischen verwaisten Heimatplaneten von Rose zerstört. Zunächst ist sie hellauf begeistert von der bunten Alienschar, doch schon bald fühlt sie sich fremd und stellt ihre Entscheidung, einen praktisch Unbekannten zu begleiten, in Frage. Schlimmer noch, auf der Station häufen sich die technischen Ausfälle, so dass sie bald der Gefahr ins Auge blicken, zusammen mit der Erde zerstört zu werden.

Ein unerwartet buntes Universum

Wahrscheinlich verwundert es niemanden, der mich näher kennt, dass es ausgerechnet die Episode „The End of the World“ war, die mich damals von „Doctor Who“ überzeugte. Ich bin seit Jahren ein großer Science-Fiction-Fan, ich bin mit „Star Trek“ aufgewachsen und war als Teenager geradezu besessen von „Star Wars“. Das Universum, wie es uns hier gezeigt wird, ist genau das Universum, das ich aus zahlreichen anderen Serien und Filmen kannte. Es ist bunt und lebendig und auch ein bisschen kurios, deshalb fühlte ich mich dort sogleich heimisch. Die Ironie ist, dass die Folge, insbesondere bei wiederholtem Ansehen, gerade dadurch ihren Charme einbüßt, weil das Laute und betont Außerirdische leider die ruhigen und nachdenklichen Szenen etwas erdrückt.

„You lot, you spend all your time thinking about dying, like you’re gonna get killed by eggs, or beef, or global warming, or asteroids. But you never take time to imagine the impossible. Like maybe you survive. This is the year 5.5/apple/26, five billion years in your future, and this is the day … Hold on … This is the day the sun expands. Welcome to the end of the world.“

Rose wird zum Beobachter

Was dieser Folge aber sehr gut gelingt, ist, die Perspektive von Rose und damit gleichzeitig vom Zuschauer zurechtzurücken. Es gibt diese wunderschöne Stelle, an der der Doctor darüber philosophiert, dass sich die Menschen so viele Gedanken darüber machen, woran sie sterben könnten, dass sie eines darüber völlig aus den Augen verlieren: die Möglichkeit, zu überleben, sich weiterzuentwickeln, zu den Sternen zu reisen.

Auch deshalb wirkt Cassandra so grotesk, wenn sie Rose gegenüber darauf beharrt, dass sie der letzte Mensch sei. Der letzte pure Mensch. Alle anderen haben diese Engstirnigkeit längst hinter sich gelassen, sind Teil eines vielfältigen Universums geworden. Wenn Rose am Ende wieder auf der Erde ihrer Zeit ist, inmitten all der Menschen, die keine Ahnung davon haben, was außerhalb ihres kleinen Lebens vor sich geht und welche Wunder der Menschheit noch bevorstehen, dann erst entfaltet die Folge eigentlich ihre volle Wirkung. In gewisser Weise ist Rose nun wie der Doctor eine Beobachterin von außen. Und ich denke, genau darum geht es auch für uns Zuschauer, weil wir auf diese Weise verstehen, wer der Doctor eigentlich ist.

Das große Ganze

Fast mehr noch als in der ersten Folge wird außerdem versucht, das Vokabular der Serie zu erklären. Das fängt damit an, dass der Doctor auf der Station sein „Psychic Paper“ zückt, um ihnen Eintritt zu verschaffen. Und es endet mit der kleinen, aber ungemein wichtigen Information, dass mitnichten alle Aliens Englisch sprechen, sondern die TARDIS per „Telepathic Field“ alles für sie übersetzt.

Der größte Brocken betrifft dann allerdings den Doctor selber. An dieser Stelle muss ich eingestehen, dass mir in der ersten Folge tatsächlich nicht aufgefallen ist, dass er offenbar nicht ein einziges Mal sagt, dass er ein Timelord ist. Das erfahren wir erst hier, und ebenso, dass sein Heimatplanet in einem großen Krieg zerstört wurde, der ihn zum Letzten seiner Art gemacht hat. Gewiss können wir mit all diesen Informationen jetzt noch nicht so wahnsinnig viel anfangen, aber sie vermitteln doch das Gefühl von etwas Größerem.

Rose: „What about your people?“
Doctor: „I’m a Time Lord. I’m the last of them. They’re all gone. I’m the only survivor. I’m left travelling on my own because there’s no-one else.“
Rose: „There’s me.“

The End of the Notes

• Wem will ich was vormachen? Klar hab ich mich bei dem iPod-Witz halb totgelacht, mehr noch allerdings über Britney Spears’ „Toxic“ als „traditional ballad“. (Ich bin ein Kind dieser Ära, das kann mir keiner vorwerfen, in ein paar Jahrzehnten verliert der Gag wohl seinen Reiz.)
• Wunderschön auch anzusehen, wie sich der Doctor darüber freut, als Rose staunend die eintreffenden Aliens betrachtet. Aber dieses blaue Viech mit der hohen Stimme, das Rose anspuckt! Göttlich!
• Dass Cassandra all das Theater nur veranstaltet, um die Versicherung abzuzocken, ist herrlich anachronistisch (und passt hervorragend zu ihrer sonstigen Einstellung).
• Als Jabe dem Doctor ihr Mitleid ausdrückt und ihm die Tränen kommen – großartig gespielt von Christopher Eccleston.
• Die riesigen Ventilatoren waren optisch natürlich ein Hammer, aber so sinnlos. Hätte der Doctor nicht auch einfach unten durchkriechen können?
• Oh, und: „Moisturize me, moisturize me!“

4 ½ von 5 abstürzenden Bananen.

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