Musikgeschichten #19

Freezepop
Outer Space

2004

Vor einer Weile erzählte ich euch schon mal von meiner Sammlung von Songs, die man hören könnte, während man schwerelos durchs All schwebt. Dass ein Stück mit dem Titel “Outer Space” nicht nur Teil davon ist, sondern die Liste sogar inoffiziell anführt, ist dabei natürlich irgendwie eine Antiklimax. Wenn ihr aber die Augen schließt und lauscht, ist schon klar, warum der Song so heißt.

Da ich euch die Idee der Sammlung aber nun schon mal erklärt habe, soll es im Falle von Freezepop um etwas anderes gehen, und dafür war “Outer Space” gewissermaßen nur der Aufhänger. Ich möchte also einmal fragen, wie entdeckt ihr eigentlich neue Bands? Das Radio ist zweifellos eine gute, wenn auch zuweilen stark begrenzte Quelle. Tipps von Freunden sind Gold wert. Und einfach mal in etwas reinhören, von dem man überhaupt nicht glaubt, dass es einem gefallen wird, kann eine Offenbarung sein. Ich finde Neues üblicherweise nach dem Hangelprinzip, ein Musiker führt irgendwie zum nächsten. Goldfrapp entdeckte ich, weil Martin Gore in einem Interview von ihrem Album schwärmte. Peter Gabriel lernte ich über sein Duett mit Kate Bush kennen, und durch die Beschäftigung mit ihm schließlich Genesis. So oder ähnlich passiert das oft.

Nun kommt die Überraschung: Freezepop habe ich nicht auf diese Weise entdeckt. Tatsächlich weiß ich gar nicht mehr, wie ich auf sie kam, ich denke, irgendein Freund wird sie mir empfohlen haben, und spätestens “Outer Space” hat mich überzeugt. Trotzdem ist die Band ein Beispiel dafür, wie alles irgendwie miteinander verknüpft ist, in diesem Fall in Gestalt von Kasson Crooker. Lange vor Freezepop hörte ich nämlich auf einem Soundtrack einen seltsamen, aber irgendwie guten Song namens “Karma Slave” von Splashdown, doch erst sehr viel später kam ich auf die Idee, mal zu schauen, was diese Band eigentlich sonst so gemacht hat. Es stellte sich heraus, dass es Splashdown gar nicht mehr gibt, was Mastermind Kasson Crooker dazu veranlasst hat, die (käuflich nicht mehr erhältlichen) Alben kostenlos online zu stellen. Es war einer dieser Aha-Momente, als ich erfuhr, das hinter beiden Bands ein und dieselbe Person steht, dass es kein Zufall ist, dass mir beide gefallen, obwohl sie so unterschiedlich sind. Wenn ihr das albern findet, dann habt ihr wohl doch einen gänzlich anderen Zugang zu Musik als ich.

Übrigens, Freezepop sind immer noch aktiv, obgleich ich ihre Arbeit nicht weiter verfolgt habe. Trotzdem finde ich es wahnsinnig beruhigend, dass es solche Nischenbands gibt, und dass sie ihr Ding durchziehen, selbst wenn es die Radiomacher nicht interessiert.