Doctor Who | Last Christmas (8×13 / Christmas Special 2014)

„You know what the big problem is in telling fantasy from reality apart? They’re both ridiculous.“ Im diesjährigen Weihnachts-Special, das eigentlich ein Horrorfilm mit zufälligem Gastauftritt von Santa Claus ist, verschlägt es Clara und den Doctor an den Nordpol, wo sie von hirnfressenden Aliens angegriffen werden. Achtung, Spoiler!

Clara erwischt Santa Claus mit zwei Elfs auf dem Dach, als auch schon der Doctor eintrudelt und sie zu einer Forschungsstation am Nordpol entführt. Dort gehen seltsame Dinge vor, die Wissenschaftler werden von krabbenähnlichen Aliens angefallen, die erst zum Leben erwachen, wenn man an sie denkt. Wieder taucht Santa auf und rettet die Gruppe vor einem Angriff, doch schon bald stellt sich die Frage, wenn plötzlich Santa real ist, träumen sie das alles am Ende nur?

Schwierig. Mit dieser Folge hatte ich anfänglich mächtig Probleme und erst im Nachgang wurde mir bewusst, dass sie erstaunlich viel geleistet hat. Was man vielleicht als allererstes festhalten sollte, ist, dass hier wieder einmal ein Weihnachtsthema eingefügt wurde, wo es an sich nicht nötig war. (Im gleichen Atemzug möchte ich zugeben, dass Nick Frost großartig war und ich mich deshalb nicht darüber beklagen möchte.) Vielmehr ist es so, dass „Last Christmas“ als eigentlicher Schlusspunkt der achten Staffel fungiert und einen Abschluss bildet, wie es „Death in Heaven“ nicht konnte – aus vielen Gründen. Es blieb damals eine Menge unausgesprochen, und obwohl ich den Kniff mochte, Clara und den Doctor mit einer Lüge auseinandergehen zu lassen, macht diese Folge klar, wie traurig dieses Ende eigentlich war. Zwar bleibt auch hier keine Zeit, alles aufzuarbeiten, doch es fühlt sich mehr nach einem Abschluss an, und genau das macht die Folge so gut.

Bei der Geschichte selbst ist wie so häufig die Idee besser als die Ausführung, denn vieles passiert eigentlich nur im Kopf des Zuschauers, während die Protagonisten herumstehen und sich streiten. (Unter uns, ich glaube, so ein Plot würde als Buch entschieden besser funktionieren.) Und noch einmal, von weihnachtlicher Stimmung keine Spur, ganz im Gegenteil war „Last Christmas“ eine der gruseligsten Folgen, die es bei „Doctor Who“ in letzter Zeit gab, immerhin stehen hirnfressende Monster im Mittelpunkt, die sich à la „Alien“ am Gesicht ihrer Opfer festsaugen. („There’s a horror movie called ‚Alien‘? That’s really offensive, no wonder everyone keeps invading you.“) Aber es ist eben auch eine unglaublich intelligente Story, obwohl vermutlich jeder, der „Inception“ gesehen hat, die ganze Zeit wusste, dass da noch eine und noch eine Ebene kommt. Es war gut gemacht, wenngleich mir am Ende irgendwie eine Erklärung dafür fehlte, warum gerade diese Menschen an unterschiedlichen Orten und vermutlich auch zu unterschiedlichen Zeiten von den Aliens angegriffen wurden. (Wenn ich das anmerken darf, hier liegt speziell in letzter Zeit die größte Schwäche der Serie.)

Oh, ich erinnere mich gut meiner Worte bezüglich Clara im Review von „Death in Heaven“, und wäre es in Zeiten des Internets auch leicht, sie einfach zu löschen und so zu tun, als hätte ich all das nie gesagt – ich tue es nicht. Ich stehe weiter hinter dem, was ich schrieb, der Zeitpunkt für Claras Abgang war perfekt, auch wenn, wie viele Fans durchaus richtig bemerkt haben, ihr Abschied ein bitterer gewesen wäre. Zum Glück gehöre ich nicht zu denen, die sie hassen, sonst wäre ich an dieser Stelle vermutlich echt sauer, aber gerade weil ich mich mit dem Abschluss ihrer Story bereits abgefunden hatte, erwarte ich für die neue Staffel entscheidende Entwicklung bei ihrem Charakter. (Und jetzt, da Danny aus dem Weg ist, stehen die Chancen gut.) Immerhin ist die Beziehung zwischen ihr und dem Doctor ziemlich einzigartig, und die Chemie zwischen Coleman und Capaldi passt einfach. Übrigens kursieren ja Gerüchte, wonach Coleman erst in letzter Sekunde entschieden hat, dass sie bleibt, das würde auch die an sich ein bisschen sinnlose Sequenz mit ihr als Achtzigjähriger erklären, denn das fühlte sich nach einem echten Ende ihrer Story an. Bevor ich mich in der Hinsicht aber noch um Kopf und Kragen rede, belassen wir es dabei und bleiben gespannt, was das nächste Jahr bringt.

Last Notes. „Yeah, your mum and dad one day a year for no particular reason, just out of the blue, suddenly decide to give you a great big pile of presents.“ Interessanter Gedanke irgendwie, entbehrt nicht einer gewissen Logik. Niemand mag die Mandarinen, da musste ich schmunzeln, weil … ja. Irgendwas war da mit „My little Pony“, ich sag euch, Moffat ist so ein Troll. „You don’t seem much like a scientist.“ – „That’s a bit rude, coming from a magician.“ Generell eine der Folgen mit waaaahnsinnig viel gutem Dialog, den man erst beim wiederholten Schauen komplett mitkriegt. Ich fand den Test mit den gleichen Büchern so unglaublich clever, um herauszufinden, ob sie träumen, weil das tatsächlich Sinn ergibt. Und dieses ständige „it’s a long story“, um zu kaschieren, dass Träume oftmals nicht logisch oder chronologisch sind.

4 von 5 träumenden Bananen.

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