Musikgeschichten #24

The Killers
Mr. Brightside
2004


Es war das Jahr 2004, als The Killers mit ihrer Mischung aus Glamrock und Pop die Charts auf den Kopf stellten, doch es sollte noch eine Weile dauern, bis sie auch in Deutschland richtig ankamen. Und wie ich an die Band geriet, ist wieder einmal eine dieser peinlichen Geschichten, in denen ein Musikvideo entschieden wichtiger war als der Song selbst.

Dennoch will ich an dieser Stelle gleich einmal festhalten, dass es eben nicht erst der Film “Keinohrhasen” war, der mich auf “Mr. Brightside” aufmerksam machte. Ich hörte den Song mindestens zwei Jahre früher und war ehrlich gesagt später ziemlich genervt davon, dass alle so taten, als hätten sie gerade was bahnbrechend Neues entdeckt. Jedenfalls sah ich das Video, jene berüchtigte Moulin-Rouge-Interpretation mit einem geschminkten Brandon Flowers. Und war hingerissen. Um das wenigste zu sagen. Der Song hat Charme, keine Frage, man kann ihn gut mitsingen, aber er erklärte bei weitem nicht meine plötzliche und sehr heftige Begeisterung für die Band. Ich fand schlicht und ergreifend Brandon Flowers toll, mit seinem dreiteiligen Anzug und dem Eyeliner im Gesicht. Ich war außerdem fest davon überzeugt, dass er schwul ist. (Ist er nicht, aber das erfuhr ich auch erst Jahre später.)

Okay, nun wäre das allein keine Musikgeschichte wert, es gibt wohl genug solcher Beispiele, in denen ich Sänger anhimmelte, und ich möchte hier gar nicht erst wieder von Bryan Ferry und Roxy Music anfangen. Die einzige Ausnahme ist, dass ich das Interesse genauso schnell wieder verlor, weil ich mit der Musik der Killers auf lange Sicht einfach nichts anfangen konnte, selbst “Hot Fuss” war, sobald gekauft, größtenteils eine Enttäuschung. Aber Brandon Flowers erlebte die große Ehre, die Inspiration für eine Figur in einem Romanprojekt zu sein. Diese Figur hieß ebenfalls Brandon, war klassischer Musiker mit einer heimlichen Leidenschaft für Glamrock (und einer Garagenband namens “Unknown Inside”, die solchen spielte) – und schwul. Ziemlich zu Beginn des Romans machte ihm sein Freund (ein Staatsanwalt) beim Frühstück und über verbranntem Toast einen Heiratsantrag. Das find ich immer noch furchtbar romantisch, aber kurz darauf erfuhr ich dann, dass Brandon Flowers gar nicht schwul ist, sondern mit einer Frau verheiratet und bereits Vater. So ist mein Brandon Holtz heute ein Mahnmal dafür, dass man aus Musikvideos niemals Schlüsse auf die Sexualität von Musikern ziehen sollte.

Das Video von “Mr. Brightside” finde ich übrigens immer noch toll, doch mein liebster Killers-Song ist “Where the white Boys dance” vom Album “Sawdust”.