Westworld | Dissonance Theory (1×04)

„This whole world is a story. I’ve read every page except the last one. I need to find out how it ends. I want to know what this all means.“

Maeve und Dolores erleben, wie es sich anfühlt, wenn sich Erinnerungen und Wirklichkeit widersprechen – und gehen auf ihre eigene Art damit um. Spoiler!

Nachdem Dolores mitten in die Story geplatzt ist, die William und Logan gerade verfolgen, begleitet sie die beiden auf ihrer Mission. Ihre Erinnerung an die Ermordung ihres Vaters wurde diesmal nicht gelöscht, wodurch es ihr möglich ist, ihren angestammten Pfad zu verlassen. Derweil beschleunigt der Man in Black einige der Plots im Park, um möglichst schnell die Informationen zu erhalten, die er sucht. Auch Maeve wird noch immer von Alpträumen geplagt und greift zu drastischen Mitteln, um herauszufinden, was eigentlich vor sich geht.

Ich muss gestehen, ein bisschen wächst mir das Vorhaben, diese Serie zu reviewen, über den Kopf. Zwar habe ich mir irgendwas in der Art erhofft, was wir jetzt kriegen, aber Tatsache ist, viele der angesprochenen Themen versteht man wohl wirklich nur mit einem Psychologiestudium. Was der Grund ist, weshalb ich mich im Vorfeld dieses Artikels ein wenig in die „kognitive Dissonanz“ eingelesen habe, was ich übrigens jedem empfehle, der von dieser Folge ebenso überfordert war wie ich. Die Grundidee (und ich vereinfache jetzt stark, also keine Klagen) ist eigentlich die, dass es zu Spannungen führt, wenn verschiedene Eindrücke einander widersprechen. Wenn ich also eine Sache sehe, mir aber jemand was ganz anderes erzählt, dann ist mein natürlicher Instinkt, diesen Konflikt auflösen zu wollen, notfalls, indem ich meine Sicht auf die Dinge verändere. Das ist es, was Dolores meint, als sie sagt: „I think there may be something wrong with this world. Something hiding underneath. Either that or there’s something wrong with me.“

Und genau hier kommen wir zu Dolores und Maeve, die beide auf ihre Art diese Dissonanz, diese Widersprüchlichkeit erleben. Am deutlichsten tritt das in dieser Folge meiner Meinung nach bei Maeve zutage, als sie sich an die Menschen in Schutzanzügen erinnert, die sie zusammengeflickt haben. Sofort fertigt sie eine Zeichnung an, um nur ja nichts zu vergessen, doch als sie sie verstecken will, findet sie dort einen ganzen Stapel ähnlicher Zeichnungen. Spätestens jetzt muss sie davon ausgehen, dass jemand in ihrer Erinnerung herumgepfuscht hat, doch es ist eigentlich kaum vorstellbar, was diese Erkenntnis mit ihr anstellt. Denn natürlich verläuft die Welt um sie herum weiterhin in den festen Bahnen ihrer Programmierung, und niemand sonst scheint sich an diese Dinge zu erinnern. Es ist eine Verzweiflungstat, als sie sich selbst aufschneidet und Hector Escaton dazu bringt, die alte Kugel aus ihr herauszuholen. Nun aber weiß sie, dass nicht sie Ursache der Dissonanz ist, sondern die Welt. Fragt sich, was sie daraus machen kann, an wie viel davon sie sich am nächsten Tag noch erinnern kann.

Die Ironie ist, dass im Park durch die neuen Storylines von Robert mittlerweile alles drunter und drüber geht und selbst die Techniker nicht mehr genau wissen, wo welcher Host eigentlich zu sein hat. War es Bernards oder Roberts Entscheidung, Dolores die Erinnerung an die Ermordung ihres Vaters zu lassen? Im Gespräch mit Bernard scheint herauszuklingen, dass ihr Schmerz ihn an seinen eigenen erinnert. Doch angesichts der neuen Storylines wäre ich nicht überrascht, wenn das auf Roberts Anweisung hin geschah. Auf jeden Fall ermöglicht es Dolores einen weit größeren Radius als bisher, was wiederum neue Erinnerungen auslöst an die Zeit, als die Kirche, die Robert gerade ausgräbt, noch nicht verschüttet war.

Einen Großteil der Folge verbringen wir außerdem mit dem Man in Black, allerdings muss ich gestehen, dass sich hier einmal mehr deutlich zeigt, wie wenig ich noch immer mit dem Genre anfangen kann. Die klassischen Western-Themen interessieren mich einfach nicht, und es kommt hier ja noch hinzu, dass der Man in Black geradezu durch die Story durchrauscht. Immerhin, wir haben nun eine gewisse Ahnung davon, wonach er sucht. Denn obwohl es angeblich unmöglich ist, im Park zu sterben, hat Arnold dort seinen Tod gefunden. Ob es sich dabei tatsächlich um das vielbeschworene „maze“ handelt, ist mir dabei noch nicht ganz klar, der Man in Black aber sucht dieses eine, ultimative, letzte Abenteuer, das er noch nicht kennt. (Preisfrage: Ist es Todessehnsucht oder glaubt er, selbst da siegreich zu sein?)

Ohne darauf jetzt auch noch in dieser Ausführlichkeit eingehen zu wollen, wir sehen in „Dissonance Theory“ außerdem, wie umfassend die Veränderungen sind, die Robert im Park vornimmt, indem er wortwörtlich in tiefere Schichten vordringt. Ich weiß nicht, ob ich zuvor schon einmal darauf hingewiesen habe, aber die Idee von Schichten oder etwas, was in der Tiefe verborgen ist, durchziehen bisher alle Folgen, und zwar derart auffällig, dass es etwas zu bedeuten haben muss.

These violent delights have violent ends. Nanu, die Zeichnung letzte Woche war doch nicht Orion, weil sie vier statt drei Sterne zeigt. Was stellte sie dann dar? Die Zigarre, die eigentlich ein Böller ist, war großartig. Logan sagt was von Easteregg, und jetzt frage ich mich, ob es so was in dem Park wirklich gibt. Die große Schießerei in Sweetwater ist diesmal mit klassischer Musik unterlegt, genauer gesagt mit „Habanera“ aus Bizets Oper „Carmen“. Was war nun eigentlich in dem Tresor, an den Hector unbedingt wollte? Und habe ich das richtig verstanden, dass er Maeve die Techniker als Männer beschreibt, die zwischen den Welten reisen können und aus der Hölle zu ihnen geschickt wurden, um ihre Welt zu beaufsichtigen?

3 ½ von 5 Bananen im Tresor.

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