Westworld | The Adversary (1×06)

„I’m human. Like the guests.“
„How do you know?“

Nachdem Maeve Felix für seine Zwecke gewonnen hat, erfährt sie mit seiner Hilfe die Wahrheit über sich und die Art, wie die Hosts erschaffen werden. Spoiler!

Felix versucht, Maeve den Unterschied zwischen Menschen und Hosts zu erklären, und lässt sich schließlich dazu überreden, sie nach oben zu bringen, damit sie mit eigenen Augen sehen kann, wie die Hosts „erschaffen“ werden. Elsie versucht derweil herauszufinden, an wen der Satellitenlink seine Daten sendet, während Bernard in einem der unteren Stockwerke auf ein älteres System zurückgreift, um die Geodaten des Holzfällers abzurufen. Dabei findet er neben dieser Anomalie noch fünf weitere.

Ist das eigentlich erlaubt, dass eine Serie so unglaublich gut erzählt ist, dass ich hinterher jedes Mal sprachlos bin? Während sich die Erzählung bisher fast ausschließlich auf Dolores konzentriert hat und wir als Zuschauer in dem Glauben gelassen wurden, dass sie der Erlangung eines eigenen Bewusstseins am nächsten ist, gelingt es nun Maeve auf ihre ganz eigene Art, den entscheidenden Schritt zu tun. Und das ist so spannend und einfühlsam inszeniert, dass ich über die eine oder andere Schwäche der Folge gerne hinwegsehe.

Zweifellos die einprägsamste Sequenz nicht nur der Folge, sondern bisher der ganzen Serie ist der Spaziergang von Maeve und Felix durch die Entwicklungsabteilung des Parks. Wir haben auf der einen Seite diese unglaubliche Schönheit der Schöpfung, die Perfektion, die Kunst, die hinter der Arbeit der Designer und Techniker steckt. Auf der anderen Seite aber ist da Maeve, die all diese Eindrücke stumm in sich aufnimmt, scheinbar gefasst, doch ihr Gesicht kann den Horror nicht leugnen, als sie da ihre Welt zusammenbrechen sieht. Und das alles ist erneut mit einem fantastischen Instrumentalstück unterlegt, das die Stimmung auf magische Weise einfängt (in dem Fall „Fake Plastic Trees“ von Radiohead). Kaum abzusehen, wie es für Maeve jetzt weitergeht. Zum einen finden Felix und Sylvester heraus, dass schon vorher jemand etwas an ihrer Programmierung verändert hat, zum anderen bringt sie sie dazu, den Level für „perception“ (in dem Zusammenhang ist vermutlich „Erkenntnis“ gemeint) auf die höchste Stufe einzustellen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt finde ich die Verschwörung, der Elsie da auf die Spur kommt, noch am uninteressantesten an der ganzen Geschichte, weil sie uns nichts wirklich Überraschendes erzählt. Dass Theresa in die Umprogrammierung der Hosts verwickelt sein soll, kann ich zwar nicht so recht nachvollziehen, dass aber auch Arnold seine Finger im Spiel hat, war irgendwo abzusehen. (Wobei ihr Fund erst mal nur beweist, dass jemand sein Passwort benutzt hat, glaube ich.) Viel wichtiger ist, dass die Veränderungen die obersten Grundregeln der Hosts außer Kraft gesetzt haben, sodass sie lügen und unter Umständen sogar Gäste verletzen, wenn nicht gar töten können. Etwas billig war hingegen der Cliffhanger, und wenn Elsie jetzt tot ist, bin ich wirklich enttäuscht.

Was mich zu Robert und seinen Hosts der ersten Generation bringt, die er ohne Überwachung in einem ungenutzten Sektor des Parks „leben“ lässt. Als Bernard sie bei der Suche nach den besagten Anomalien entdeckt, erklärt ihm Robert, dass diese Hosts ein Geschenk Arnolds waren, die Robert an seine glückliche Kindheit erinnern sollten. Wie glücklich die war, kann sich jeder selbst ausmalen, Robert sagt, er habe seinem Vater die weit realistischeren Züge des Alkoholikers gegeben, der er war. Viel interessanter ist, dass diese Hosts überhaupt noch in Betrieb sind und Robert sich so gar keine Gedanken darüber macht, dass sie nicht überwacht werden wie die anderen. Denn wenn der Vorfall mit dem Jungen, der seinen Hund tötet und ihn anschließend deswegen anlügt, weil es ihm die Stimme von Arnold befohlen hat, eines zeigt, dann doch wohl, dass in ihnen mehr von Arnold überlebt hat als ihm recht sein kann.

Über den Man in Black und Teddy möchte ich diesmal gar nicht viele Worte verlieren, weil mir ihre wenigen Szenen ohnehin eher wie Füllmaterial vorkamen. Einzig Teddys Erklärung, worum es sich beim „maze“ handelt, ist tatsächlich erwähnenswert. Er sagt, es handele sich dabei um die Summe der Entscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben trifft. Im Zentrum des Labyrinths befindet sich ein Mann, der immer und immer wieder getötet wurde, sich den Weg zurück ins Leben aber jedes Mal wieder erkämpft hat. Dieser Mann hat ein Haus errichtet und dann das Labyrinth darum herum geschaffen, sodass nur er selbst den Weg finden konnte. Spannend ist diese Erzählung deshalb, weil sie einerseits sehr metaphysisch klingt (die Summe eines Lebens), andererseits aber auch realistische Züge aufweist, denn auch die Hosts sterben ja immer wieder und werden dann wieder zum Leben erweckt.

These violent delights have violent ends. Den eingangs zitierten Dialog fand ich ausgesprochen spannend, weil immer noch nicht eindeutig geklärt wurde, ob diese „unteren“ Techniker nicht am Ende selbst Androiden sind. Und mir gefiel auch die grafische Darstellung von Maeves Zusammenbruch auf dem Pad, das Felix ihr zeigt. Lee Sizemore sehen wir wieder, sein Highlight der Folge war, als er auf die Holo-Darstellung des Parks pinkelt. Wen wir dafür diesmal nicht sehen, sind Dolores, William und Logan. Wer ist daraus schlau geworden, wer der titelgebende „adversary“, also Gegner sein soll?

4 ½ von 5 Bananen der ersten Generation.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht