Star Trek: Discovery | Context is for Kings (1×03)

„You helped start a war, don’t you want to help me end it?“


Durch einen vermeintlichen Zwischenfall beim Gefangenentransport landet Michael Burnham auf der U.S.S. Discovery und erfährt von einer experimentellen, potenziell kriegsentscheidenden Technologie. Spoiler!

Sometimes when you’re lost, you’re found

Bei einem Gefangenentransport geraten Michael Burnham und einige Mitinsassen in Turbulenzen und werden von der U.S.S. Discovery aufgegabelt. Captain Gabriel Lorca besteht darauf, dass Michael sich den Aufenthalt verdient und teilt ihr eine Arbeit im Maschinenraum zu. Bald darauf besucht sie als Teil eines Außenteams ein verunglücktes Schiff und vermutet, dass auf der Discovery geheime Experimente zum Bau einer biologischen Waffe durchgeführt werden. Lorca erklärt ihr jedoch, dass sie an einer völlig neuen Antriebstechnologie arbeiten, und überredet sie, an Bord zu bleiben.

Ein Schiff voller Geheimnisse

Das ist mal, was ich „Star Trek“ nenne! Ich hatte ehrlich nicht damit gerechnet, dass mich die Serie derart packen würde, doch „Context is for Kings“ ist eine fast perfekt zu nennende Episode, die den bekannten Forschungsgedanken von „Star Trek“ nimmt und ihm einen geheimnisvollen, ja dunklen Twist gibt. Schon bei „Deep Space Nine“ bemühte man sich damals, ein realistischeres Bild dieses Universums zu zeichnen, mit all seinen Grauzonen und Widersprüchlichkeiten, und ich finde es einfach nur großartig, dass man sich bei „Discovery“ nun wieder darauf besinnt.

Held oder Bösewicht?

„Universal law is for lackeys. Context is for kings.“ Mit diesem Zitat macht Captain Lorca mehr als deutlich, dass er sich hier in der Rolle des Königs sieht – und genau macht ihn gefährlich. Er verfolgt eindeutig eigene Ziele, deren ganze Tragweite wir bisher allenfalls erahnen können, erstaunlich allerdings ist, dass die Sternenflotte jemandem wie ihm überhaupt ein Kommando gibt. Ist man im Hauptquartier mittlerweile so verzweifelt? (Der Mangel an Klingonen in dieser Folge bedeutet auch, dass wir keinen Einblick erhalten, in welchem Zustand sich die Flotte befindet, womöglich müssen sie nehmen, was sie kriegen.)

Lorca jedenfalls ist ein interessanter Charakter, auch abseits der Tatsache, dass er von Jason Isaacs gespielt wird, der sich auf ambivalente Figuren spezialisiert hat. Jeder gute Bösewicht ist davon überzeugt, dass er ein Held ist. Lorca ist zweifellos der Meinung, dass er der Sternenflotte einen großen Dienst erweist, indem er eine Technologie vorantreibt, die ganz offensichtlich gefährlich ist.

„At the quantum level, there is no difference between biology and physics. No difference at all.“

Die Poesie von Wissenschaft

In Sachen Technobabbel war „Star Trek“ natürlich schon immer Vorreiter, und ich überlasse es klügeren Köpfen, darüber zu urteilen, wie realistisch die Idee eines Sporen-Antriebs ist. Es ist zumindest eine aufregende, vor allem, da sie auf theoretischer Ebene etwas sehr Poetisches an sich hat, was im Zuge des Krieges nun ausgebeutet und auf den praktischen Nutzen als Waffe reduziert wird. Lt. Paul Stamets gibt diesem Gefühl eine Stimme, und das macht ihn auch als Figur recht interessant, da er in Captain Lorca im Grunde den Feind sieht, seine Forschung aber auch nicht aus den Händen geben will.

Michael als Außenstehende der Handlung

Wenn es anfangs auch seltsam erschien, eine „Star Trek“-Serie einmal nicht um den Captain herum aufzubauen, ergibt das im Kontext nun sehr viel Sinn. Lorca als undurchschaubarer Joker ist Teil des Plots, den Michael quasi als Außenstehende erst betritt. Es wird auf jeden Fall spannend, welche Rolle Lorca ihr zuteilt, denn er macht keinen Hehl daraus, dass er sie unbedingt an ihrer Seite will. Er erklärt, dass ihr Handeln, das zum Krieg mit den Klingonen geführt hat, richtig war, auch wenn es gegen das Gesetz war. Ich persönlich glaube, dass er sich da zu sehr in die Vorstellung versteigt, dass sie eine vulkanische Ausbildung genossen hat. Ihre Logik mag ihr sagen, dass nötig ist, was immer sie auf diesem Schiff machen, aber unterschätzt er am Ende ihre menschliche Seite?

Die U.S.S. Discovery

Mit dieser Folge kriegen wir auch endlich die titelgebende U.S.S. Discovery zu Gesicht, und ich muss sagen, das Schiff sieht großartig aus! Das Fabrikneue und Sterile liefert einen wunderbaren Kontrast zu den zwielichtigen Dingen, die darauf vorgehen. Und Details wie die schwarzen Abzeichen einiger Crewmitglieder oder der Schwarze Alarm tragen definitiv noch zum düsteren Gesamteindruck bei.

„The real world doesn’t always adhere to logic. Sometimes down is up. Sometimes up is down. Sometimes when you’re lost, you’re found.“

Durch den Kaninchenbau

Auch wenn es nicht Story-relevant ist, muss ich an dieser Stelle kurz darauf eingehen, dass Michael aus „Alice im Wunderland“ zitiert. Zum einen einfach deshalb, weil ich das Buch liebe, zum anderen, weil die Entscheidung der Autoren, gerade dieses Buch zu referenzieren, sehr aufschlussreich ist. Alices Reise beginnt damit, dass sie etwas trinkt beziehungsweise isst, und wir finden dazu einen direkte Parallele, als Michael schließlich den von Captain Lorca angebotenen Glückskeks annimmt. Sie ist in den sprichwörtlichen Kaninchenbau gesprungen, und wir können gespannt sein, wo sie am Ende herauskommt.

Context is for Notes

• Diese Folge spielt sechs Monate nach Beginn des Krieges, der inzwischen 8.186 Leben gekostet hat.
• Der Tribble auf Lorcas Schreibtisch war ein wunderbares Detail, aber wie zum Teufel verhindert er, dass sich das Viech unkontrolliert vermehrt?!
• „I’ve never met a female named Michael before.“ Ich ehrlich gesagt auch nicht, aber Bryan Fuller hatte schon immer diesen Spleen, seinen weiblichen Hauptfiguren männlich klingende Vornamen zu geben.
• Tilly ist ganz sympathisch, ich hoffe aber, sie übertreiben es nicht mit ihrer Plapperei und den Allergien und allem.
• Saru ist Erster Offizier an Bord der Discovery, und er ist natürlich ein denkbar schlechtes Gegenstück zum Captain.
• „My Uncle Everett plays in a Beatles cover band. It hardly makes him John Lennon.“
• So grafisch war „Star Trek“ auch noch nie, oder? Die verstümmelten Leichen auf der U.S.S. Glenn waren grenzwertig, und das Ganze erinnerte mich fatal an „Event Horizon“, lustigerweise auch ein Film mit Jason Isaacs.

5 von 5 Bananen, die auf Quantenebene Äpfel sind.

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