The Orville | About a Girl (1×03)

„Between soul and sacrifice beats the heart of civilization.“


Als Bortus und sein Partner Klyden unterschiedliche Meinungen entwickeln, wie sie mit ihrem weiblichen Nachwuchs umgehen sollen, kommt es zum Prozess auf ihrer Heimatwelt. Spoiler!

Da die Moclan eine rein männliche Gesellschaft sind, beschließen Bortus und Klyden, ihre Tochter „anpassen“ zu lassen, wie es auf ihrem Heimatplaneten üblich ist. Da sich die Bordärztin weigert und Captain Mercer es ablehnt, ihr die Durchführung der Prozedur zu befehlen, kontaktiert Bortus seine Heimatwelt. Als er jedoch einen Film über das Rentier Rudolph sieht, ändert er seine Meinung – ganz im Gegensatz zu seinem Partner Klyden. Auf Moclan kommt es zum Prozess, bei dem Kelly als Bortus’ Anwältin versucht, zu zeigen, dass es nicht so schlimm ist, eine Frau zu sein.

Ich muss gestehen, diese Folge hat mich kalt erwischt. Das hier ist nicht die Parodie, als die uns „The Orville“ im Vorfeld noch verkauft wurde, hier werden ernste Themen angesprochen und vor allem sehr differenziert beleuchtet. Das Schockierendste aber ist, dass wir kein Happyend kriegen, denn Bortus verliert den Prozess und seine Tochter wird zu einem Sohn. Vielleicht aber ist das die falsche Interpretation, denn für Klyden ist es ein Sieg, ebenso für die Selbstbestimmung eines Volkes.

Der Schlüsselsatz aber fiel bereits vor Beginn des Prozesses: „I’m just policing myself because we all know how easy it is to judge another culture’s way of life just because it’s alien to us.“ Denn genau darum geht es. Welche Maßstäbe sollen wir anlegen? Unsere, die besagen, dass Mann und Frau gleich viel wert sind und es jedem Wesen selbst überlassen sein sollte, selbst zu entscheiden, ob er das Geschlecht wechseln möchte? Oder die der Moclan, die eine Frau zur Ausgestoßenen machen würden, verdammt zu einem einsamen und unproduktiven Leben? Und da erleben wir einen Zirkelschluss, denn niemand zwingt die Moclan, mit dieser verschwindend geringen Minderheit so umzugehen, sie selbst hätten es in der Hand, Mädchen nicht als Mutation, als Fehler der Natur zu behandeln. Aber das ist eine gewachsene Kultur, eine Volksidentität, und keine Gerichtsprozess der Welt könnte das einfach so ändern. Er war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, und unsere Enttäuschung darüber zeigt eigentlich nur, wie weichgespült wir mittlerweile vom erhobenen Zeigefinger in „Star Trek“ sind.

Bei der Konzentration auf das eigentliche Dilemma kam mir leider die Beziehung zwischen Bortus und Klyden ein wenig zu kurz, doch ich hoffe, auch das wird in den nächsten Folgen noch thematisiert. Vor allem empfinde ich es als verpasste Chance, dass die Tatsache, dass Klyden als Mädchen geboren wurde und Bortus das verschwiegen hat, nicht näher beleuchtet wurde. Bortus reagiert zunächst wütend und verzeiht Klyden dann beinahe sofort. Aber ist das die normale Reaktion bei den Moclan? Werden umgewandelte Frauen tatsächlich und in jeder Hinsicht als gleichwertig betrachtet? Darüber hinaus bedeutet der Prozess auch einen gewaltigen Bruch in der Beziehung der Beiden, da sie einerseits bei einem kulturell sehr wichtigen Thema gegensätzlicher Meinung sind, und diesen Streit andererseits auch öffentlich ausgefochten haben, bis zu dem Punkt, an dem einer von ihnen der Verlierer ist.

„Being a girl is not a condition. There are no health risks.“ Der Blobb möchte ein Date mit Schiffsärztin Finn und zeigt ihr gleich mal, wie anpassungsfähig sein Körper ist. Oh, auf der Orville gibt’s anscheinend so was wie ein Holodeck. Am liebsten mochte ich allerdings das „Shoppingcenter“, wo sich die Leute Kleidung, Vasen oder personalisierte Kissen replizieren können. Etwas seltsam fand ich, dass praktisch die gesamte Crew am Prozess teilgenommen hat – wer hatte in der Zeit das Kommando über die Orville?

4 ½ von 5 Bananen ohne spezifisches Geschlecht.

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