The Orville | Majority Rule (1×07)

„My dad always says the majority are the truth. I mean, you always know what the majority wants.“


Auf einem erdähnlichen Planeten gerät LaMarr in große Schwierigkeiten, als ein Fehltritt von ihm medial ausgeschlachtet wird. Spoiler!

Weil der Kontakt zu zwei Wissenschaftlern auf einem erdähnlichen Planeten abgebrochen ist, soll die Crew der Orville Nachforschungen anstellen. Doch das Landungsteam gerät schnell in Schwierigkeiten, als LaMarr anzüglich an einer Statue tanzt und das von zahlreichen Beobachtern gefilmt wird. Es stellt sich heraus, dass der Planet eine direkte Demokratie besitzt, also jeder Bewohner per Knopfdruck seine Meinung kundtun kann. LaMarrs muss eine „social correction“ fürchten, sollte er die Öffentlichkeit nicht von seinem guten Charakter überzeugen können …

Meiner erster Gedanke beim Schauen dieser Folge: Die Idee ist doch von der „Black Mirror“-Episode „Abgestürzt“ geklaut! Auch dort erleben wir eine Gesellschaft, nicht unähnlich der unseren, in der Likes das Leben der Menschen bestimmen – wo sie wohnen und essen dürfen, was sie arbeiten, und wie andere Leute sie behandeln. Was eine gruselige Ausgangssituation ist, wird in „Majority Rule“ durch das Show-Element des Wählens ins Absurde verkehrt, erneut ein Beweis dafür, dass das Grundkonzept von „The Orville“ nicht zu den Geschichten passt, die man erzählen will.

Das Traurige ist, dass das Prinzip direkter Demokratie als dumm und rückständig hingestellt wird – auf Basis einer Gesellschaft, die augenscheinlich überhaupt keine Regierung besitzt. Es findet keine Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Mercers Reaktion, als Lysella ihm das Wahlsystem ihres Planeten erklärt („everyone deserves a voice“), lautet: haha, wie dumm. Lysella wiederum findet die Idee gewählter Vertreter lächerlich. Recht haben sie am Ende beide, denn selbst eine gewählte Regierung erhält ihre Legitimation erst durch die Mehrheit. Direkt die Mehrheit entscheiden zu lassen, ist so gesehen nur der nächste Schritt und entledigt sich einer Instanz, die oft genug durch Machtgier korrumpiert wird. Aber genau diese Differenzierung ist „The Orville“ zu viel der Arbeit.

Natürlich ist es lächerlich, Mehrheiten auf der Basis von Shows zu gewinnen. Das ist nichts anderes als Wahlkampf und hat mit der Realität nichts zu tun. Das zeigt LaMarrs Fall sogar ausgesprochen deutlich, denn er empfindet keine Reue, kann es gar nicht, weil er diese Gesellschaft nicht versteht und nichts über die Statue weiß. Und wie beeinflussbar das System ist, beweist die Tatsache, dass ihn am Ende ein (gefälschtes!) Video rettet, auf dem er mit einem Hund spielt. Das wiederum lässt einen aber schon fragen, warum sie das Schicksal eines Crewmitglieds überhaupt dem „Mob“ überlassen und nicht gleich die Wahl manipulieren.

„I’m a spaceman, let me out of here!“ Wenn Mercer erklärt, dass man Papier gibt und dafür etwas anderes kriegt, klingt Kapitalismus schon reichlich komisch, nicht? Den Zwischenfall mit Kitans Hut fand ich ausgesprochen gut, weil er zeigt, dass Gesellschaften viel zu komplex sind, um sie nach einem kurzen Blick auf die Mode eines Planeten zu durchschauen. Lysellas „oh my God“ wirkte allerdings fehl am Platz, denn dieser simple Satz wirkt einfach viel zu menschlich.

3 von 5 direkt gewählten Bananen.

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