Star Trek: Discovery | Vaulting Ambition (1×12)

„Equality. Freedom. Cooperation … delusions that Terrans shed millenia ago.“


Michael und Lorca werden in den Imperialen Palast geladen, doch nichts ist, wie es scheint. Spoiler!

This feels like a reckoning

Michael und Lorca werden in den Imperialen Palast eingeladen, wo Lorca sofort wieder in eine Agoniekammer gesteckt wird, während Imperator Georgiou bei Michael immerhin bis zum gemeinsamen Abendessen wartet, um sie des Verrats zu beschuldigen. Als sie exekutiert werden soll, sieht Michael keinen anderen Ausweg und erzählt Georgiou von ihrem Universum. Während Tilly weiterhin versucht, Stamets aus dem Koma zu holen, begegnet der im Mycelium-Netzwerk Culber, der ihn vorm Spiegel-Stamets warnt. Und Saru hat alle Hände voll zu tun, Tyler/Voq unter Kontrolle zu halten.

Lorcas Plan

Dass „Vaulting Ambition“ erneut mit einer großen Enthüllung aufwartet, könnte man fast als übertrieben schlagfertig bezeichnen. Indes, anders als bei anderen Serien (I’m looking at you, „Lost“) greifen hier alle Teile wunderbar ineinander, was auch erklärt, wieso schon vorher so viele vermutet haben, dass Lorca aus dem Spiegeluniversum stammt. Seien wir ehrlich, irgendwas war an ihm immer komisch und seine Besessenheit von Michael geradezu krankhaft. Rückblickend ergibt vieles davon wesentlich mehr Sinn, Michael war tatsächlich sein wertvollster Besitz, denn nur durch sie konnte er Imperator Georgiou überhaupt so nahe kommen.

Natürlich erhält ihre Beziehung, in der Michael inzwischen mehr als reine Zweckmäßigkeit gesehen haben dürfte, dadurch einen bitteren Beigeschmack. Es ging Lorca niemals um diese Michael, jede andere wäre ihm genauso recht gewesen. Was die spannende Frage aufwirft, was mit der Michael des Spiegeluniversums passiert ist. Aber wir dürfen auch gespannt sein, ob Lorca mit seinem offenbar von sehr langer Hand geplanten Umsturz Erfolg haben wird – dass er nie vorhatte, in unser Universum zurückzukehren, ist jedenfalls offensichtlich.

Begegnung mit einem Geist

Gleichermaßen beeindruckend wie beängstigend war es, Georgiou wiederzusehen. In vielerlei Hinsicht gleicht sie Michaels alter Mentorin sehr, und im Spiegeluniversum ist sie sogar mehr als das geworden: eine Mutterfigur. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied, denn Imperator Georgiou kennt keine Gefühle. Sie regiert das Terranische Imperium nicht einfach nur, sie verkörpert es. In keiner Szene kommt das deutlicher zum Ausdruck als in dem kurzen Moment, nachdem Michael ihr erzählt hat, dass sie aus einem anderen Universum stammt, und sie sämtliche Mithörer bis auf einen tötet. Sie weiß nur zu gut, dass Wissen Macht ist – in diesem Universum vielleicht mehr als jedem anderen.

„Voq has given his body and soul for our ideology. If he suffers for that choice, so be it. He accepted that suffering in order to best the enemy. That is what it means to be a soldier. That is war.“

Das mutmaßliche Ende von Voq

Durch L’Rell erfahren wir auch endlich im Detail, was mit Voq angestellt wurde. Demnach wurde der echte Tyler bei der Schlacht am Doppelstern getötet, doch es war noch möglich, seine DNS und seine Persönlichkeit zu extrahieren und Voq so seine neue Identität zu geben. Die Prozedur, die L’Rell durchführt, um das „rückgängig“ zu machen, lässt allerdings etliche Fragen offen. Ihr Todesschrei deutet zwar an, dass Voq unwiederbringlich tot ist, da aber Tyler quasi nur über dessen Persönlichkeit drüber geschrieben wurde, ist das überhaupt möglich? Oder ist Voq wieder in einen „schlafenden“ Zustand versetzt worden? Wie man es auch dreht und wendet, für Tyler gibt es keine einfache Lösung mehr, denn Voq hinterlässt ihm jede Menge emotionalen Ballast.

Rückkehr ausgeschlossen?

Ein Highlight war für mich das Zusammentreffen unseres Stamets mit seiner Spiegelversion im Mycelium-Netzwerk. Und die Erkenntnis, dass Spiegel-Stamets ebenfalls im Koma liegt und all die Zeit versucht hat, Kontakt zu unserem Stamets aufzunehmen, indem er ihm Bilder aus dem Spiegeluniversum geschickt hat. Aber ist der Sporen-Antrieb noch zu retten? Ein Teil von mir glaubt, dass genau dies das Problem lösen könnte, dass wir in „Star Trek“ nie wieder etwas von der Discovery oder ihrem sensationellen Antrieb gehört haben – ihnen gelingt die Rückkehr in ihr eigenes Universum nicht. Andererseits, wie sollte die Serie dann weitergehen?

Stamets: „I don’t want to say goodbye.“
Culber: „It’s never goodbye. Isn’t that what you been trying to teach all of us? Nothing in here is ever truly gone. I believe in you, Paul. I love you.“

Nichts hier drin ist je verloren

Unschlüssig bin ich auch weiterhin, was Culber angeht. Seine Szenen mit Stamets waren wunderbar, ein zum Scheitern verurteilter Versuch, etwas zurückzuholen, was unwiederbringlich verloren ist. Aber ist es? Was hat es zu bedeuten, dass Culber im Mycelium-Netzwerk ist? Ist es gleichzeitig so etwas wie das Leben nach dem Tod, halluziniert Stamets lediglich oder ist Culber in Wirklichkeit doch noch nicht ganz verloren? Wie passt das, dass Culber sich daran erinnert, von Stamets im Arm gehalten worden zu sein – nachdem Tyler/Voq ihn getötet hat? Ich hoffe sehr, dass hier noch einige Antworten auf uns warten, vor allem natürlich, wenn das bedeutet, dass wir Culber dadurch noch einmal wiedersehen.

Vaulting Notes

• Noch jemand, der sich fragt, ob der Lorca aus unserem Universum noch irgendwo lebt? Und vielleicht netter ist?
• Die interphasische Spalte, mit der die Defiant ins Spiegeluniversum gelangt, ist vermutlich doch keine so gute Idee, denn laut Georgiou ist die gesamte Crew dadurch verrückt geworden.
• Ich frage mich, ob Michael Saru jemals wieder in die Augen blicken kann, nachdem Sie Kelpianer-Suppe gegessen hat.
• Es wäre zwar raffinierter gewesen, wenn das schon in früheren Spiegel-Folgen etabliert worden wäre, aber mir gefiel dieser kleine Kniff, dass alle Terraner lichtempfindlich sind, trotzdem.

5 von 5 lichtscheuen Bananen.

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