Westworld | Les Écorchés (2×07)

„I don’t think God rested on the seventh day, Bernard. I think he reveled in his creation, knowing that someday it would all be destroyed.“


Dolores und ihre Anhänger erreichen die Mesa und wollen die Cradle samt allen Backups in die Luft sprengen. Spoiler!

An eye for an eye … but all the other parts first

Während Bernard noch in der Cradle-Simulation steckt und von Ford erfährt, worum es bei den Parks eigentlich geht, bläst Dolores zum großen Angriff. Es gelingt ihr, ihren Vater zu finden, bevor Charlotte Hale ihm den Kopf aufsägen kann – doch nur, um das anschließend selbst zu tun und die darin enthaltenen Daten an sich zu bringen. Maeve begegnet derweil dem Man in Black, der zunächst glaubt, Ford spreche wieder aus ihr.

Es wird viel geredet, aber wenig gesagt

Es tut fast weh, das einer Serie wie „Westworld“ unterstellen zu müssen, aber für mich fühlte sich „Les Écorchés“ tatsächlich wie eine Füllepisode an. Es wird viel geredet, es passiert irgendwie auch viel, aber am Ende erfahren wir nichts wirklich Neues. So faszinierend es auch ist, einem Anthony Hopkins dabei zuzuhören, wie er darüber philosophiert, dass es nie um die Hosts oder um Unterhaltung ging, sondern um das Beobachten und Analysieren der Gäste – all das wissen wir bereits seit „Reunion“. Und zumindest ich finde diese Redundanz einfach nur ärgerlich, weil zehn Folgen schon nicht sehr viel sind, um ein derart komplexes Universum aufzumachen, nun aber auch noch Zeit damit verplempert wird, das Offensichtliche zu erklären. Aber hey, das Ende will Ford dann doch nicht verraten, weil: Spoiler! Hrrgh!

Immerhin eine interessante Information ist in seinen vielen Monologen dann doch verborgen. Wir haben bereits erlebt, wie es James Delos ein ums andere Mal in den Wahnsinn getrieben hat, sich dessen bewusst zu werden, dass sein Geist in einem unveränderlichen Körper gefangen ist. Ford kam dadurch zu dem Schluss, dass die Hosts immer einzigartige Geschöpfe sein müssen und nicht auf dem Geist echter Menschen aufbauen dürfen. Ich sah darin in erster Linie eine Erklärung dafür, warum Ford sich dazu entschlossen hat, seinen Geist lieber in der Cradle zu konservieren. Es erklärt aber auch, warum er nicht wirklich Arnold als Host zurückgebracht hat, sondern nur eine Version davon, die Bernard heißt. Es stellt sich heraus, dass die Gespräche zwischen Bernard und Dolores mitnichten in der Zukunft spielen, sondern die Vergangenheit zeigen, als Ford versuchte, Arnold mithilfe von Dolores’ perfekten Erinnerungen so realistisch wie möglich zu machen. Doch irgendwann im Laufe dieses Prozesses muss ihm klar geworden sein, dass das nicht funktionieren wird (waren die zahlreichen eingelagerten Bernards der sichtbare Beweis dafür?), deshalb hat er einen Geist erschaffen, der Arnold in vielerlei Hinsicht ähnelt, aber nicht er ist.

Eine Frage bleibt derweil offen: Als Ford die Cradle quasi Huckepack in Bernards Kopf verlässt, begibt er sich selbst in einen Host-Körper. Setzt er sich damit nicht auch der Gefahr aus, verrückt zu werden? Oder baut er darauf, dass dies nur ein temporäres „Gefäß“ ist und im Valley Beyond ein neues Zuhause auf ihn wartet? Ist das jetzt der Beweis dafür, dass er sich von dort aus ins Internet einspeisen kann?

Bernard: „The park is an experiment, a testing chamber. The guests are the variables, and the hosts are the controls. Guests come to the park, they don’t know they’re being watched. We get to see their true selves. Their every choice reveals another part of their cognition, their drives. So that Delos can understand them. So that Delos can copy them.“
Ford: „Every piece of information in the world has been copied. Backed-up. Except the human mind, the last analogue device in a digital world.“
Bernard: „We weren’t here to code the hosts. We were here to decode the guests.“

Echtes Leben braucht echtes Sterben

Dolores ist derweil weiterhin ziemlich langweilig. Ihr Auftritt, wenn sie und ihre Leute die Mesa erobern, sollte eigentlich ihr großer Moment sein, am Ende schüttelt man als Zuschauer aber nur den Kopf über die Inkompetenz dieser sogenannten Soldaten. Und was immer sie denkt, wenn diese Folge eines zeigt, dann doch wohl, dass sie wesentlich weniger „frei“ ist als sie selbst glaubt. Es ist immer schwerer zu sagen, was wirklich sie ist und was nur Teil von Fords Storyline. Die Dolores, die wir kannten, hätte sich dafür entschieden, ihrem Vater zu helfen, die neue Dolores aber interessiert sich dann doch nur für die Daten in seinem Kopf. Was unterscheidet sie noch von den Menschen, die sie so sehr hasst, weil sie die Hosts unmenschlich behandelt haben?

Ihre Entscheidung, die Cradle und damit sämtliche Backups der Hosts zu zerstören, ist indes eine faszinierende und bildet den Kontrapunkt zum Thema Unsterblichkeit, das in dieser Staffel bereits eine so prominente Rolle spielte. Denn während die Menschen danach streben, ewig zu leben, erkennt Dolores, dass wahre Menschlichkeit darin besteht, wahrhaft sterben zu können. Und das wiederum ist ein überraschend erwachsener Gedanke. (Dass die ganze Szene, in der Angela einen völlig inkompetenten Soldaten bezirzt und dann mit dessen Granate die Cradle sprengt, völlig bescheuert ist, muss an dieser Stelle nicht extra gesagt werden. Die Folge hat deswegen schon genug Spott geerntet.)

„If we make it out of this, I’m going back to dental school.“

Der unverwundbare Man in Black

Maeve hatte einen vergleichsweise schlechten Tag. Kaum der Ghost Nation entkommen, taucht auch schon der Man in Black auf, der eigentlich gar keine Lust hat, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Auch wenn sie über Lawrence keine Kontrolle hat, weil er bereits zu einem gewissen Grad einen Zustand der Selbsterkenntnis erreicht hat, kann sie dennoch dessen Erinnerungen freilegen, so dass er sich gegen den Man in Black wendet. Das Alberne an der ganzen Geschichte ist eigentlich, dass er von Maeve und Lawrence insgesamt ungefähr ein halbes Dutzend Kugeln abkriegt und anschließend immer noch lebt. In der Hinsicht wird mit den Western-Klischees hier wirklich etwas übertrieben.

Im Verlauf des Chaos, als die von Lee angeforderte Verstärkung anrückt und Maeve gefangennimmt, wird ihre Tochter doch noch von der Ghost Nation entführt. Angesichts dessen, dass die ja scheinbar kein Interesse daran haben, Maeve zu töten, gehe ich fast davon aus, dass das eher dazu dient, sie zu ihnen zu locken. Allerdings liegt Maeve aktuell schwerverletzt auf einer Trage in der Mesa, insofern weiß ich nicht, wie das gehen soll.

These violent Delights have violent Ends

• Oh, Strand, Hale und Co. wussten bisher doch noch nicht, dass Bernard ein Host ist. Das kam unerwartet.
• Ford sagt an einer Stelle zu Bernard: „You just don’t have it in you to survive.“ Gab es nicht schon mal eine Szene, in der Hale erstaunt sagt: „I didn’t think you had it in you to survive“? Ich bin verwirrt.
• Gibt es eigentlich einen rationalen Grund dafür, warum der Folgentitel diesmal auf Französisch war?
• Versteht mich nicht falsch, ich vergötterte Beethovens Siebte, aber diese Symphonie wurde inzwischen so oft für Filme und Serien verwendet, dass es einfach nur noch einfallslos ist.

3 ½ von 5 in die Luft gesprengten Bananen.

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