Star Trek: Discovery | New Eden (2×02)

„If we were brought here, perhaps this is why. We’re responsible – not only to our landing party – but to every living being on that planet. Discovery will not allow a catastrophe on her watch.“


Ein weiteres der Signale führt die Discovery zu einem Planeten im Beta-Quadranten, auf dem menschliche Kolonisten leben. Spoiler!

Before we can care for others, we must care for ourselves

Dank einer Modifikation an den Sensoren ist die Discovery in der Lage, ein weiteres der mysteriösen Signale zu lokalisieren. Da es sich im Beta-Quadranten befindet, den sie selbst mit Warp nicht in ihrer Lebenszeit erreichen könnten, wird zu Stamets Leidwesen der Sporen-Antrieb reaktiviert. Am Ziel angekommen, finden sie einen Planeten mit einer menschlichen Kolonie im Prä-Warp-Stadium. Von der Oberfläche empfängt die Discovery jedoch einen uralten Notruf, dem Pike nachgehen will.

Keine Zeit, um über Gott zu reden

„New Eden“ ist zweifellos ein Paradebeispiel für den neuen, lockeren Stil, den „Star Trek: Discovery“ mit der zweiten Staffel verfolgt. Sie demonstriert aber auch recht eindrucksvoll, warum das zwangsläufig zu Problemen führen wird. „Star Trek“-Serien der Vergangenheit hatten stets den Luxus langer Staffeln, was zwar zu einer beeindruckenden Anzahl wirklich schlechter Füller-Episoden geführt hat, am Ende aber essenziell für die Entwicklung dieses Universums war. Kurz gesagt: Die Serien hatten Zeit, ihre Geschichten zu erzählen.

Und so ist „New Eden“ auch ein Beispiel für eine Story, die besser in einer klassischen Doppelfolge aufgehoben gewesen wäre. Nicht, weil sie so komplex wäre, sondern weil schlicht die Zeit nicht reicht, eine Atmosphäre zu entwickeln, ein Gefühl für das Leben in der Kolonie. Gerade bei einem Thema wie Religion ist nichts gewonnen, mal eben schnell alles in einen Topf zu werfen und umzurühren. (Wenn uns die zutiefst religiösen Themen in „Star Trek: Deep Space Nine“ eines gelehrt haben, dann doch wohl das!) An der Oberfläche mag alles irgendwie Sinn ergeben, aber es wird der Thematik schlicht nicht gerecht. Und es läuft am Ende auch wieder auf die ziemlich ausgelutschte Idee von Religion versus Wissenschaft hinaus.

Computer: „Your personal shielding is phase-locked with the gravity simulator. Any change in this gravimetric stability will result in -“
Tilly: „Boom.“
Computer: „Confirmed.“

Die Crew wächst spürbar zusammen

Eines aber darf man getrost festhalten: In puncto Charakterentwicklung macht die Folge alles richtig. Zwar kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Pike viel zu viel Rampenlicht erhält (vor allem, wenn man bedenkt, dass die erste Staffel den Fokus noch extrem auf Michael gelegt hat, die nun wie ein Sidekick wirkt). Doch mehr als jemals zuvor wird der Eindruck einer Crew vermittelt, in der jeder seinen Teil beiträgt. Anfangen bei Owosekun, die mit auf eine Außenmission geht, über Detmer, die ihre Flugkünste zur Schau stellen darf, bis hin zu Tilly und Stamets.

Bevor ich aber zu Tilly komme, lasst mich kurz bei Stamets verweilen, denn gerade seine Szenen – so understated sie auch waren – haben mich tief berührt. Man muss einfach mit diesem Mann fühlen, der glaubte, das Kapitel Sporen-Antrieb endgültig hinter sich gelassen zu haben, nur um dann von einem Captain, der keine Ahnung von den Auswirkungen hat, den Befehl zu erhalten, sich wieder daran anzuschließen. Als wäre er ein Ding und keine Person mit Gefühlen. Stamets gesteht Tilly, dass er nicht weiß, was für ihn schlimmer wäre: Wenn er Hugh im Netzwerk begegnet oder wenn er ihn nicht sieht. Und es spricht Bände, dass wir anhand seiner Reaktion nach dem Sprung nicht in der Lage sind, zu erkennen, welcher Fall eingetreten ist.

Saru: „Questions or concerns before we depart, Captain?“
Pike: „If you’re telling me that this ship can skip across the universe on a highway made of mushrooms, I kind of have to go on faith.“

Ich sehe tote Menschen

Tillys Begegnung mit ihrer (offensichtlich toten) Jugendfreundin May dürfte ebenfalls noch hohe Wellen schlagen. Der Schluss, dass ihr Unfall, namentlich ihre Kopfwunde etwas damit zu tun hat, ist irgendwie naheliegend. Ich möchte trotzdem gerne noch eine andere Theorie in den Raum stellen: Wir alle erinnern uns an die Spore, die in „What’s Past is Prologue“ auf Tillys Schulter gelandet ist. In Großaufnahme. In „Brother“ haben wir außerdem erfahren, dass die Sporen auf die Dunkle Materie in dem Asteroiden reagieren. Und zu allem Überfluss wurde jetzt auch noch der Sporen-Antrieb wieder in Betrieb genommen. Meine Vermutung ist, dass sich Tilly ähnlich wie Stamets zwischen den Dimensionen bewegt – und ihre Begegnung mit May vergleichbar ist mit Hugh, den Stamets im Netzwerk sieht. Nicht umsonst spricht er vom Schlüssel zur Unsterblichkeit.

New Notes

• Was mir an der neuen Stimmung auf der Discovery auch gefällt: Die Leute reden tatsächlich miteinander! Michael, die Pike sofort von Spocks Botschaft erzählt, ist eine große Sache. Selbst die Engelserscheinung hält sie am Ende nicht vor ihm geheim.
• Apropos Spock: Der hat sich laut Pike selbst in eine Psychiatrie eingewiesen. Und explizit darum gebeten, es keinem aus seiner Familie zu sagen.
• Über die Auslegung der Ersten Direktive in dieser Folge könnte man ebenfalls ausgiebig philosophieren! Auch das kam im Grunde viel zu kurz.
• Hm, ein winziges Stück vom Asteroid macht Tillys Tablettwagen platt, aber Michael konnte in „Brother“ einen ganzen Brocken davon in der Hand halten?

4 von 5 gläubigen Bananen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht