The Handmaid’s Tale | Unfit (3×08)

„Environment cannot be underestimated as an influence. Sometimes it’s the apple, and sometimes it’s the barrel.“

Tante Lydia muss sich mit zunehmendem Unfrieden zwischen den Mägden auseinandersetzen. Spoiler!

Not every household and handmaid is a good fit

Es steht wieder einmal eine Geburt in Gilead an, doch diesmal läuft nicht alles so glatt. Hinzu kommt, dass selbst Tante Lydia nicht entgeht, dass die anderen Mägde Ofmatthew meiden. Bei einer Schuldrunde wird sich June dessen bewusst, dass am Ende sie selbst dafür verantwortlich ist, dass Hannah nun außerhalb ihrer Reichweite ist. Doch ganz möchte sie auf Rache nicht verzichten – und verkündet, dass Ofmatthew ihr Baby nicht will.

Wir treten weiter auf der Stelle

„Unfit“ ist erneut eine Folge, die uns nicht wirklich voranbringt und sich stattdessen wieder einmal dem Thema Schuld widmet. Darüber sind wir eigentlich längst hinaus, denn auch wenn June noch hundertmal damit konfrontiert wird, dass sie Fehler macht, ändert das nichts mehr an ihrer Attitüde. Das macht „Unfit“ deutlicher denn je: Wo June früher genauso den Kopf gesenkt hätte wie alle anderen Mägde, trägt sie ihn nun hoch erhoben. Angesichts der Schlussszene ist schwer zu sagen, ob sie tatsächlich bereit wäre, für ihre Sache zu sterben, aber es scheint ihr zumindest egal zu sein, sollte es nötig sein.

„They all deserve to suffer. It’s an acquired taste, seeing others in pain. Like that smoky scotch Luke got as a gift once. I grew to like that.“

Blick in Tante Lydias Vergangenheit

Letzten Endes ist „Unfit“ eine Folge über Tante Lydia. Wir erhalten endlich einen Einblick in ihr Leben vor Gilead – und der ist mehr als aufschlussreich. Auf den ersten Blick scheint sie schon immer sehr widersprüchlich gewesen zu sein, doch tatsächlich liefert uns diese Folge wichtige Informationen zu ihrem Charakter.

Ihre Freundschaft mit Noelle basiert von Anfang an darauf, dass sie dem Jungen helfen will. Als ehemalige Familienanwältin weiß sie wahrscheinlich ziemlich gut, worauf es ankommt, und ich nehme ihr durchaus ab, dass sie es anfänglich gut meint. Aber sie war eben auch schon immer tief religiös, und einige ihrer Ansichten mussten zwangsläufig mit Noelles Lebensstil kollidieren.

Fragwürdige Mechanismen des Selbstschutzes

Entscheidend ist, dass sich Lydia von Noelle dazu überreden lässt, aus sich herauszugehen und wieder Liebe in ihr Leben zu lassen. Mit Jim scheint sie sogar den perfekten Partner gefunden zu haben, doch als sie von ihren Gefühlen überwältigt wird und Jim sie abweist, kann sie das nicht wie eine erwachsene Frau verarbeiten. Stattdessen glaubt sie, gesündigt zu haben – und gibt Noelle die Schuld dafür.

Keine Frage, dass sie für sich selbst eine schlüssige Rechtfertigung hat, dass sie Noelle den Sohn wegnimmt. In Wirklichkeit aber ist es nichts weiter als der verzweifelte Versuch, das eigene Gewissen zu beruhigen. Nicht sie war einen Moment lang menschlich und hat sich gehen lassen, nein, eine Sünderin hat sie dazu verführt. Und diese Sünderin verdient nicht mehr Freude in ihrem Leben als sie selbst.

June: „I have something else to testify.“
Lydia: „What is that?“
June: „Ofmatthew doesn’t want her baby.“

Die Rolle der Tanten

Und im Grunde ist das die einzig gute Erklärung für die Rolle der Tanten in Gilead. Sie sind diejenigen, die die Sünder im Zaum halten. Oder zumindest ist es das, was sie sich selbst einreden, um nicht zugeben zu müssen, dass sie kaum besser als Zuhälter sind. Die Szene mit den drei Tanten, die den Haushalten neue Mägde zuteilen, sagt letztendlich alles. Hier werden die Frauen auf ihren Körper reduziert, auf ihren Gehorsam abgeklopft und sogar der Rassismus von Kommandanten schöngeredet.

Junes Zukunft steht erneut auf der Kippe

Muss June den Lawrence-Haushalt verlassen? Der Zwischenfall mit Ofmatthew wird erst mal einiges durcheinanderwirbeln, doch das ändert vermutlich nichts an Tante Lydias Entscheidung. Denn sie ist der Meinung, dass Junes aufsässiges Verhalten nicht auf ihren schlechten Charakter zurückzuführen ist, sondern auf ihr problematisches Umfeld. Welch grandioser Irrtum.

Blessed be the fruit

• Es ist schon irgendwie ironisch, dass Lydia schon für Noelles Sohn „aunt Lydia“ war.
• Ich bin überrascht, dass sie das Thema Totgeburt so spät in der Serie noch bringen. Im Buch spielte die Unfähigkeit selbst der Mägde, gesunde Kinder zu gebären, eine viel zentralere Rolle.
• Interessanter Kamera-Effekt, dass wir einmal den Blickwinkel der Mägde durch ihre Hauben erleben. Das ist wirklich eine Art Tunnelblick.
• Lydia deutet an, dass Lawrence nicht so mächtig ist, wie er glaubt.

3 ½ von 5 Karaoke singenden Bananen.

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