Im Schnelldurchlauf | Serien im März & April

„Jeder für sich, alle für einen.“
(„Dr. House“)

Ich will ehrlich sein, für meinen Geschmack herrscht derzeit eine gewaltige Flaute an Serien. „Freud“ hab ich nach zwei Folgen aufgegeben, weil ich den Dialekt nicht versteh, „Community“ verlor nach zehn Folgen seinen Reiz, und nirgends eine Sci-Fi-Serie in Sicht. Das werdet ihr auch meinem (diesmal besonders kurzen) Schnelldurchlauf anmerken. Spoiler!

Dr. House (Staffel 1)

Dr. Gregory House ist ein brillanter Diagnostiker, menschlich jedoch eine absolute Katastrophe. Zusammen mit seinem Team aus Jungärzten widmet er sich ausschließlich Fällen, die er spannend findet oder an denen andere Mediziner gescheitert sind. Mit Chefin Cuddy liefert er sich zudem einen Kleinkrieg, nachdem sie ihn dazu verdonnert hat, seinen bisher versäumten Klinikdienst nachzuholen. Als jedoch ein neuer Investor das Ruder übernimmt, brechen selbst für House harte Zeiten an.

Man merkt der Serie an, dass sie noch aus einer Zeit stammt, als niemand das Wort Bingen auch nur kannte. Trotz seiner repetitiven Erzählweise macht „Dr. House“ aber auch fünfzehn Jahre später noch viel Spaß. Das liegt weniger an den abstrusen Fällen (zumal man als Laie ohnehin nur einen Bruchteil dessen versteht, was die da reden), sondern vielmehr an den Charakteren, die von Anfang an sehr differenziert sind und ganz plötzlich auch unerwartete Seiten präsentieren. Immer noch ein Meisterwerk: Die Folge „Drei Beine“, die erklärt, wie House zu seinem kaputten Bein kam.

4 ½ von 5 halbtoten Bananen.

Grace & Frankie (Staffel 1-6)

Als die Ehemänner von Grace und Frankie mit Mitte 70 verkünden, dass sie schwul sind und künftig zusammenleben wollen, fallen die zwei Frauen aus allen Wolken. Dass sie daraufhin ins gemeinsame Strandhaus ziehen, ist eigentlich nur als Zwischenlösung gedacht. Doch so verschieden die beiden auch sind (Grace die biedere Geschäftsfrau, Frankie die freigeistige Künstlerin), entwickelt sich mit der Zeit eine tiefe Freundschaft, die sowohl Streits als auch neue Romanzen übersteht. Gemeinsam gründen sie ein erfolgreiches Unternehmen und halten die chaotische Patchwork-Familie zusammen.

Ehrlicherweise sollte ich festhalten, dass „Grace & Frankie“ enorm von einer Flaute an aktuellen Serien profitiert hat. Hätte es Alternativen gegeben, wäre ich über die ersten fünf Folgen wohl nicht hinausgekommen, weil ich eine Weile brauchte, um mit den Figuren und dem Humor warm zu werden. Spätestens ab der zweiten Staffel habe ich dann aber knallhart gebingt. Die Mischung aus Drama und Comedy funktioniert einfach, und die Figuren sind zwar überzeichnet, entwickeln sich aber auch weiter. Was es über mich aussagt, dass die oftmals gefühlskalte Brianna innerhalb kürzester Zeit mein Liebling wurde, möchte ich an dieser Stelle lieber nicht hinterfragen.

4 von 5 leicht bekifften Bananen.

Jessica Jones (Staffel 3)

Während Jessica noch versucht, zu verarbeiten, dass Trish ihre Mutter getötet hat, trainiert die ihre neuen Kräfte und unternimmt erste Heldentaten. Die Bekanntschaft mit Erik, der spüren kann, wenn Menschen Böses getan haben, führt Jessica auf die Spur von Serienmörder Gregory Salinger. Um ihn zu überführen, müssen sie und Trish wohl oder übel zusammenarbeiten. Doch Trish verliert mehr und mehr das Gefühl dafür, welche Mittel gerechtfertigt sind, um Straftäter zur Strecke zu bringen.

Es ist wohl fast Ironie zu nennen, dass ich die Serie jetzt, in ihrer letzten Staffel, doch noch liebgewonnen habe. Die Themen, die in dieser Staffel im Mittelpunkt standen, gehören zwar einerseits zur Grundausrüstung jeder Heldensage, sind andererseits aber auch mit die spannendsten des Genres. Wo verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse? Das an einer Figur wie Trish zu zeigen, ist überraschend effektiv, weil sie eigentlich immer Jessicas Gewissen war. Und ja, ich werde die Serie nun tatsächlich vermissen.

4 ½ von 5 maskierten Bananen.