Lost in Space | Ninety-Seven (2×10)

„Sometimes an imperfect solution is all we have.“

Die Resolute wird von Robotern angegriffen. Diesmal müssen alle zusammenarbeiten, um zu überleben. Spoiler!

I feel like Alpha Centauri looked different in the brochure

Will und Ben gelingt es, Scarecrow zur Oberfläche zu bringen, kurz bevor die Blitze einschlagen. Als Will mit den restlichen Kolonisten zur Resolute zurückkehrt, sind ihnen die feindlichen Roboter bereits dicht auf den Fersen. Da sich sein Roboter weigert, sie nach Alpha Centauri zu bringen, müssen sie wohl oder übel einen Weg finden, sich zu verteidigen. Gleichzeitig errechnet Judy, dass sie wenigstens die 97 Kinder an Bord retten können, wenn sie den außerirdischen Antrieb in eine Jupiter einbauen.

Ein würdiger, aber chaotischer Abschluss

Bei allen Fehlern, die „Ninety-Seven“ hat, die Tatsache, dass sie am Ende sogar mal etwas Kluges machen, entschädigt tatsächlich für vieles. In einer Situation wie dieser ist es das einzig Richtige, zumindest die Kinder in Sicherheit zu bringen, stellen sie doch die Zukunft der Menschheit dar. Auf dem Weg dahin ist die Folge allerdings extrem vollgestopft mit teilweise unnötigen Plots und vielen nachgerade unlogischen Entscheidungen.

Judy: „The alien engine can go on any ship, right? This is the maximum number of people that can safely breathe inside a transport Jupiter.“
Maureen: „Judy, I appreciate you trying to help, but who’s gonna choose which 97 people go? Plus, this number seems low. There’s some error in your calculation.“
Judy: „There are 97 children aboard the Resolute. Kids breathe about 50 percent more air than adults. My math’s correct.“

Die Menschen sind in dieser Geschichte die Bösen

Die Roboter haben in dieser Staffel viel Raum eingenommen, und so ist es wohl nur angebracht, dass auch die letzte Folge ihnen gehört. Was vergleichsweise harmlos mit einem gestohlenen Antrieb begann, hat sich im Laufe der Staffel in eine Geschichte über Unterdrückung und Folter entwickelt, und das bringt „Lost in Space“ nun ernsthaft in die Bredouille. Denn die Mär vom Aufbruch der Menschheit in eine friedliche Zukunft auf einem neuen Planeten ist am Ende nicht mehr als das: eine Mär. Und die Roboter, die nur ihren Artgenossen befreien und ihre Technologie zurückhaben wollen, stehen plötzlich als die Guten da.

Natürlich sind sie bedrohlich. Aber bei ihrer Inszenierung wird auch geschickt mit menschlichen Urängsten gespielt, von der insektenhaften Bewegungsweise bis zu ihrem massenhaften Auftreten. Fakt ist, dass wir überhaupt nichts über sie wissen. Immerhin, die Staffel hat sich sehr darum bemüht, ihre Individualität herauszuarbeiten – Wills Roboter zum Beispiel hat eine andere „Persönlichkeit“ als Scarecrow. All das wirkt aber noch immer sehr unausgereift, und es wäre wünschenswert, wenn die nächste Staffel (die letzte) hier etwas konsistenter ist. Vor allem, da der Boss der Roboter Will ja offenbar schon zu kennen scheint. (Das hatte für mich einen unangenehmen „Chosen One“-Beigeschmack.)

Nach großer Langeweile plötzlich zu viel Plot

Ich erwähnte bereits, dass „Ninety-Seven“ in meinen Augen völlig überladen war. Gemessen daran, dass einige Folgen in dieser Staffel wirklich furchtbar langatmig waren, hätte man den Handlungsbogen vielleicht etwas anders aufbauen sollen. Ben Adlers völlig sinnloser Tod innerhalb der ersten zehn Minuten der Folge ist dafür symptomatisch. (Er bedankt sich auch noch, wie absurd war das eigentlich?) Aber auch wichtige Momente wie Smith, die nicht ganz zufällig vor dem Roboter erwähnt, dass Will noch nicht wieder an Bord ist, gehen dadurch im allgemeinen Tohuwabohu unter.

John: „How exactly do you start the Resolute’s self-destruct sequence?“
Maureen: „The Resolute doesn’t have a self-destruct sequence.“
John: „It doesn’t?“
Maureen: „Why would somebody design a way to blow up your own ship, that’s insane.“

Die Robinsons werden zu sehr verklärt

Alles in allem fällt es mir überraschend schwer, ein abschließendes Urteil zu fällen. Nach der ersten Staffel war ich absolut begeistert von „Lost in Space“, weil mir gefiel, dass sie konsequent eine positive Richtung eingeschlagen haben. (Im Gegensatz zu all der düsteren und „edgy“ Science-Fiction.) Damals war ich bereit, über viele Schwächen hinwegzusehen, die uns mit der zweiten Staffel leider eingeholt haben.

Die Probleme bei Tempo und Logik sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Viel schwerer wiegt die Hybris der Robinsons. Einfach alles, was sie tun, ist per se richtig – auch oder gerade dann, wenn es offensichtlich falsch ist. In einem normalen Umfeld würde niemand etwas mit einer Familie zu tun haben wollen, die nur an sich selbst denkt und glaubt, immer recht zu haben. Hier aber werden sie für ihr aufmüpfiges Verhalten auch noch bewundert und müssen nicht einmal bei eindeutigen Verbrechen (hallo, Meuterei?) eine Strafe fürchten.

Ich will nicht einmal behaupten, dass die zweite Staffel schlecht war, meine Punktewertung behauptet sicher etwas anderes. Aber man darf über vieles ganz eindeutig nicht genauer nachdenken. Da mittlerweile raus ist, dass es noch eine letzte Staffel geben wird, könnte es ganz spannend werden, dass die Kinder nun auf sich gestellt sind (plus Roboter und mutmaßlich Smith). Wobei ich angesichts der Fortuna schon wieder ahne, dass das ganz fürchterlich dramatisch wird, weil Judy plötzlich zwei Väter hat.

Danger, Will Robinson!

• Fast das Beste an der Folge war John erschöpfter Gesichtsausdruck, als er in eine Gruppe von Soldaten hineinrennt – nachdem er gerade unter großer Anstrengung einen einzelnen vermöbelt hat.
• Hätten die Kinder nicht wenigstens Debbie mitnehmen können? Ich finde das echt nicht in Ordnung, dass das Huhn zurückbleiben muss.

3 ½ von 5 vorerst gelähmten Bananen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht