Doctor Who | Let’s kill Hitler (6×08)

„You’ve got a time machine, I’ve got a gun. What the hell. Let’s kill Hitler!“

Der Doctor lässt sich von Amys und Rorys Freundin Mels ins Berlin der 1930er entführen, um Hitler zu töten. Spoiler!

Shut up, Hitler!

Es ist einige Zeit ins Land gezogen, seit Melody Pond ihren Eltern entrissen wurde. Amy und Rory locken den Doctor mit einem Trick auf die Erde, um sich nach dem Stand seiner Suchaktion zu erkundigen, die bisher leider erfolglos geblieben ist. Da taucht Amys Kindergartenfreundin Mels auf, bedroht den Doctor mit einer Waffe und beschließt: „Let’s kill Hitler.“ So landen sie im Berlin der 1930er, wo gerade ein Chamäleon-Roboter versucht, Hitler zu töten. Im Eifer des Gefechts wird Mels angeschossen und regeneriert in River Song, die gemäß ihrer Konditionierung den Doctor vergiftet, bevor sie abzischt, um ein wenig Spaß zu haben.

Drei Geschichten zum Preis von einer

Ausnahmsweise einmal fällt es leicht, den Grund auszumachen, warum diese Folge vorne und hinten nicht funktioniert: Es passiert schlicht zu viel. Und das nicht im üblichen Moffat-Stil, dass man eine Folge zweimal gucken muss, um sie zu verstehen. Streng genommen hätte man aus den Plots von „Let’s kill Hitler“ gleich drei Folgen machen können. So ist man zwar keine Sekunde gelangweilt, bleibt aber auch mit dem unbestimmten Gefühl zurück, dass das nichts Halbes und nichts Ganzes war.

Rory: „Is anybody else finding today just a bit difficult? I’m getting sort of a banging in my head.“
Amy: „I think that’s Hitler in the cupboard.“

Überflüssiges Namedropping

Hitler als „red herring“ war dabei noch der amüsanteste Einfall, wenngleich er natürlich derart nutzlos für die Geschichte war, dass er gleich in den ersten Minuten von Rory in den Schrank verfrachtet wird. Auch wenn ich kein Fan klischeebeladener Storys über Nazis bin, ist es doch schade, dass die Serie die Gelegenheit nicht genutzt hat, wenn sie nun schon mal in der Ära sind.

Ein spannender neuer Ansatz

Was genau wir aus dem Roboter, dem sogenannten Teselecta machen sollen, weiß ich auch nicht recht. Hier wird vielleicht am deutlichsten, wie viel Potenzial „Let’s kill Hitler“ verschenkt, denn die Idee einer Gruppe (Behörde?), die Kriegsverbrecher gegen Ende ihrer Zeitlinie extrahiert, um sie für ihre Taten zu bestrafen, ist nicht uninteressant. (Es ist vor allem eine spannende Umkehrung des klassischen Zeitreise-Tropus, Verbrechen zu verhindern.)

Die Umsetzung ist allerdings etwas holprig, zum Beispiel ergibt es überhaupt keinen Sinn, dass sie Melody/River extrahieren wollen, bevor sie das ihr zugeschriebene Verbrechen begangen hat. Apropos, wurde hier etwa en passant verraten, dass es auf jeden Fall River ist, die in „The Impossible Astronaut“ im Astronautenanzug steckt? Das wussten wir bisher noch gar nicht mit absoluter Sicherheit, oder?

Rory: „Doctor, River was brainwashed to kill you, right?“
Doctor: „Well, she did kill me. And then she used her remaining lives to bring me back. As first dates go, I’d say that was mixed signals.“

Deus ex Machina

Mein größter Kritikpunkt ist allerdings Mels, und ich bin ehrlicherweise erstaunt, dass sich so wenige Fans an ihr stören. Steven Moffat ist bekannt dafür, seine Storys enorm gut zu durchdenken und Hinweise für Kommendes auch schon mal eine ganze Staffel vorher einzubauen. Dass wir von Mels aber bisher nichts gehört haben, lässt sie nun wie einen Einfall in letzter Sekunde wirken. Zugegeben, die Auflösung entbehrt nicht eines gewissen Charmes: Amy wächst mit ihrer eigenen Tochter als bester Freundin auf, die am Ende sogar ihre Eltern miteinander verkuppelt. Hätte man das ein bisschen früher eingeführt, wäre die Überraschung bei ihrer Regeneration vielleicht nicht so groß gewesen, und die Story würde ein wenig schlüssiger wirken. (Einige Fragen bleiben dennoch offen. Wo zum Beispiel hat Mels all die Jahre gelebt?)

Ein Schicksal im Schnelldurchlauf

Auch wenn mir natürlich klar ist, dass „Doctor Who“ nicht das Medium für Familiendrama ist, möchte ich an dieser Stelle auch mein Bedauern darüber ausdrücken, dass ein großer Part der Geschichte ausgeklammert wird. Jetzt, wo wir wissen, dass Mels eine vergleichsweise gute Kindheit hatte, dürfen wir davon ausgehen, dass der Doctor seine Suche nach dem Baby einstellen wird.

Warum, ist eigentlich nicht so klar, denn wäre es nicht immer noch möglich, zu verhindern, dass sie konditioniert wird, den Doctor zu töten? Ganz zu schweigen davon, dass wir genau das nie zu sehen kriegen werden, weil Moffat in dem Fall wirklich nur das Ergebnis interessiert, nicht der Weg dahin. Schade drum.

Let’s kill Notes

• „You named your daughter after your daughter“ ist zweifellos eines der amüsantesten Paradoxa in der Geschichte von Zeitreise-Storys.
• Banana! (Hach, ich hab so gelacht.)
• Wir erfahren, die Silence sind keine Rasse, sondern ein religiöser Orden, der glaubt „silence will fall when the question is asked“. Welches diese älteste Frage des Universums ist (Douglas Adams, anyone?), werden wir wohl bald erfahren.
• Ha, River hat damals in „The Time of Angels“ also nicht gelogen, als sie sagte, der Doctor sei beschäftigt gewesen, als sie gelernt hat, die TARDIS zu steuern.
• Ich wüsste zu gern, was der Doctor ihr ins Ohr geflüstert hat. Einige vermuten, es war sein Name. Und wie schön sich der Kreis hier schließt, als er River ihr berühmtes Tagebuch schenkt.

2 ½ von 5 Bananen im Schrank.

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