Star Trek: Discovery | People of Earth (3×03)

„This ship bears the name Discovery. Never has that been more fitting or more prescient. She has carried us into the future and it will be our privilege to make that future bright.“

Aufgrund der Nachricht eines Sternenflotten-Admirals fliegt die Discovery zur Erde und wird dort mit gezückten Waffen begrüßt. Spoiler!

Diplomacy is so slow

Nachdem Michael die Crew der Discovery darüber informiert hat, dass sie eine zwölf Jahre alte Nachricht eines Sternenflotten-Admirals namens Senna Tal aufgefangen hat, fliegen sie zur Erde. Das Willkommen ist alles andere als herzlich: Die United Earth Defence Force unter Captain N‘Doye schickt aus Angst vor Dilithium-Jägern Inspektoren aufs Schiff. Als sie kurz darauf tatsächlich von Wen angegriffen werden und sich N‘Doyes Verdacht zu bestätigen scheint, möchte Saru den Prinzipien der Föderation treu bleiben und setzt auf Diplomatie.

Zwischenstopp auf dem Weg zu neuen Abenteuern

„People of Earth“ ist eine gute, aber auch irgendwie schwierige Folge. Auf der einen Seite sind wir alle erpicht darauf, dass die Story nach dem Eröffnungszweiteiler endlich an Fahrt gewinnt, auf der anderen Seite fehlen eben immer noch einige wichtige Informationen. Insofern ist diese Folge vielleicht am ehesten als Intermezzo zu verstehen, als Startschuss für die eigentliche Handlung der Staffel. Unter diesem Gesichtspunkt funktioniert sie recht gut, da viele spannende Ideen angerissen werden.

Burnham: „No one knows if The Burn was an accident or natural disaster but it appears that devastation flashed in an instant across all known space.“
Stamets: „That’s impossible. Nothing could affect all dilithium all at once.“
Georgiou: „Says the man who jumps a starship through mushroom space.“

Die Erde als Isolationist

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus „People of Earth“ ist die, dass die Erde nicht mehr Teil der Föderation ist. Bereits in „That Hope is you, Part 1“ hatten wir gesehen, dass die Anzahl der Sterne auf dem Banner der Föderation deutlich geschrumpft ist. Ausgehend von der „Star Trek“-Historie hätte aber wohl niemand damit gerechnet, dass ausgerechnet die Erde einer der Planeten ist, die dem Projekt den Rücken gekehrt haben. Immerhin schien sie in früheren Serien immer regelrecht das Zentrum der Föderation zu sein (und auch immer primäres Ziel von Feinden, was leicht abstrus war).

Doch die Erde steht wieder allein, ist misstrauisch und bis an die Zähne bewaffnet. Sarus diplomatischer Ansatz, der ganz den Werten der Sternenflotte entspringt, wirkt auf Captain N‘Doye wie purer Selbstmord. Doch Wen und seine Jäger treibt am Ende nur die Verzweiflung an. Natürlich ist es naiv zu glauben, dass sich der Konflikt auf diese Weise lösen lässt, aber auch das gehört irgendwie zu „Star Trek“ dazu. Der feste Glaube an das Gute in jedem Lebewesen, an Vernunft und die Macht der Worte.

Ein Sieg für die Moral der Crew

Für die Crew der Discovery ist dieser Sieg der Diplomatie vielleicht sogar noch wichtiger als für Captain N‘Doye und ihre United Earth Defence Force. Nachdem sie gerade erst erfahren haben, dass die Sternenflotte und mit ihr Millionen von Seelen ausgelöscht wurden, würde es wohl niemanden überraschen, wenn sie ihre bisherigen Werte in Frage stellen. Wenn sie daran zweifeln, dass es noch einen Zweck hat, im Namen der Sternenflotte zu reisen.

Saru weiß das nur zu gut, und das ist es, was ihn letzten Endes zu einem guten Captain macht. Ich bin mehr als froh, dass die Frage, ob der Posten ihm oder Michael zusteht, eigentlich kein Thema ist. So sehr es für Saru spricht, dass er darauf zurückkommt, dass sie die Angelegenheit nie endgültig geklärt haben, kann Michaels Antwort im Grunde nur so lauten. Und zwar nicht nur, weil sie ein Jahr lang nicht auf dem Schiff war und einen gewissen Geschmack an der Freiheit gefunden hat. Sie muss auch anerkennen, dass er schlicht besser geeignet ist.

Burnham: „There are things, in my year here, that I let go of. And I need time to find my way back to them. If I can.“
Saru: „I will trust you to grow through change as you have trusted me.“

Wieder zu Hause und doch nicht

Was indes eine ganz andere Frage aufwirft: Kehrt Michael nur aus Pflichtgefühl in ihr altes Leben auf der Discovery zurück? Nicht nur Tilly fällt auf, dass sie ausgeglichener, ja glücklicher wirkt. Auch Georgiou entgeht nicht, dass Michael nicht mehr streng nach den Regeln spielt. Vielleicht sind Sarus Bedenken nicht ganz unbegründet, nachdem sie so lange nur für sich allein sorgen musste und eben nicht die Bürde einer ganzen Crew im Rücken spürt. Wer sagt eigentlich, dass ihre Loyalität auch weiterhin der Sternenflotte und der Discovery gehört?

Ein neues Gesicht an Bord

Immerhin haben sie nun einen ersten Hinweis auf den Verbleib der Sternenflotte, auch wenn der irgendwo in den Erinnerungen einer sechzehnjährigen Inspektorin verborgen ist. Das Medientrara um die erste nicht-binäre Figur bei „Star Trek“ ist ehrlicherweise etwas an mir vorbeigegangen. Das liegt aber vor allem daran, dass ich diese Fokussierung auf Diversität irgendwie müßig finde. Für mich zählt immer die Geschichte, und die klingt im Falle von Adira äußerst spannend: ein Mensch, der sich dazu bereits erklärt hat, einen Trill-Symbionten aufzunehmen, um dessen Leben und Erinnerungen zu retten. Gespannt bin ich dennoch, wie sie sich des Themas annehmen, denn zumindest in dieser Folge wird Adira noch von allen mit den Pronomen „she“ und „her“ angesprochen.

Notes of Earth

• Michaels lange Haare irritieren mich ehrlich gesagt total. Als jemand, der anderthalb Jahre gebraucht hat, um einen Pixie auf Schulterlänge rauswachsen zu lassen, finde ich es einfach albern, dass ihre Haare nach einem Jahr bis zum Po reichen.
• Habe ich das richtig verstanden, dass Dilithium schon vor „dem Brand“ knapp wurde? Ich frage mich, ob es da einen Zusammenhang gibt.

3 ½ von 5 isolationistischen Bananen.

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