Star Trek: Discovery | Scavengers (3×06)

„The Admiral would not be convinced by a cat in a ship.“

Entgegen Sarus Befehlen fliegen Michael und Georgiou zu einem Schrottplatz, um Book zu retten. Spoiler!

You had me at ‚unsanctioned mission‘

Die Discovery erreicht eine Nachricht von Book, der bei der Suche nach einer Blackbox offenbar in Schwierigkeiten geraten ist. Saru lehnt im Hinblick auf die Befehle der Sternenflotte eine Rettungsmission ab, was Michael nicht daran hindert, heimlich mit Georgiou aufzubrechen. Sie finden Book auf einem Schrottplatz des Orion-Syndikats, wo sie sich als potentielle Käufer ausgeben. Auf der Discovery freundet sich Stamets derweil mit Adira an, da er sich in ihr wiedererkennt.

Katastrophale Story, fragwürdige Figurenzeichnung

„Scavengers“ ist die bisher schwächste Folge der Staffel, und das ironischerweise aus denselben Gründen, aus denen andere Reviewer sie überschwänglich loben. Michael Burnham muss wirklich der schlechteste Sternenflotten-Offizier sein, den die „Trek“-Historie je gesehen hat, und manchmal frage ich mich ernsthaft, wie sie es je in diese Position geschafft hat. Schlimmer noch als ihre Alleingänge aber ist die Ratlosigkeit, die die Autoren bei der Figur von Georgiou offenbaren. Und lasst mich bloß nicht von der völlig überflüssigen Liebesgeschichte anfangen!

Saru: „Commander Burnham left to pursue a mission of her own. Against my direct orders.“
Tilly: „Oh, shit. Shitty-shit-shit. Sorry.“
Saru: „My sentiments, exactly.“

Ein Alleingang mit Folgen

Beginnen wir, wie es nur rechtens ist, also mit Michael. Im Grunde war offensichtlich, dass sie sich in dem Jahr, das sie allein (mit Book) verbracht hat, mehr oder weniger von der Sternenflotte losgesagt hat. Es mutet durchaus etwas schizophren an, wie sehr sie sich an die Vorstellung klammert, der Föderation wieder zu altem Glanz zu verhelfen, während sie sich gleichzeitig nicht einmal an die simpelsten Befehle halten kann. Wieso versucht sie eine Institution zu retten, die sie offensichtlich noch nicht einmal selbst ernst nimmt?

Das Einzige, was ich der Folge zugute halten kann, ist, dass sie nicht mehr versucht, Michaels Verhalten zu glorifizieren. Nicht einmal Tilly verteidigt sie, als Saru ihr Verschwinden bemerkt – tatsächlich ist sogar sie es, die ihm rät, Admiral Vance zu informieren. Und Michaels Alleingang bleibt nicht ohne Konsequenzen, was ehrlich gesagt eine ziemlich große Sache für „Star Trek“ ist, wo Insubordination traditionell mit Beförderung und/oder Auszeichnungen belohnt wird. Doch Saru kann Michael nicht mehr vertrauen, und das sind denkbar schlechte Voraussetzungen für einen Ersten Offizier. Ich persönlich fände es nur konsequent, wenn Michael die Sternenflotte verlässt, emotional hat sie mit dem Kapitel ja offensichtlich längst abgeschlossen.

Wieso läuft Georgiou noch frei herum?

Mindestens genauso frustrierend ist an diesem Punkt Georgiou, die keine weitere Funktion hat als bei Bedarf Rabatz zu machen. Mal ernsthaft, wie glaubwürdig ist das, dass eine ehemalige terranische Imperatorin und Massenmörderin auf einem militärischen (!) Schiff frei herumspazieren darf? Dass sie beim Sprung in die Zukunft an Bord war, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre aktuelle Präsenz durch nichts gerechtfertigt ist. Wieso hat Vance sie nicht längst in eine Arrestzelle sperren lassen?

Und das Ganze wirkt im Lichte dieser Episode umso absurder, denn abgesehen von der Rettung einer Handvoll Sklaven, was haben Georgiou und Michael eigentlich erreicht? Sie haben einen Stützpunkt des Orion-Syndikats in Schutt und Asche gelegt – desselben Syndikats, mit dem die Sternenflotte einen mehr als fragilen Frieden hält. Mehr noch, sie haben vergleichsweise wahllos Leute über den Haufen geschossen, obwohl die vielleicht selbst nicht ganz freiwillig dort waren. Irgendwo las ich, diese Staffel versucht womöglich, Michael als neuen Bösewicht aufzubauen, und ganz ehrlich, das klingt nicht so abwegig.

Tilly: „Full disclosure – I am not a cat person so you’re going to have to go back in the box, bud. Computer, locate Burnham.“
Computer: „Commander Burnham is not on board.“
Tilly: „Did you eat her?“

Die Discovery wird aufgerüstet

Das Geschehen auf dem Schiff kam mir bei all dem Aufruhr leider viel zu kurz. So sehen wir, dass die Discovery auf den neuesten Stand der Technik gebracht wird, bevor sie in die Flotte aufgenommen wird. Und einmal davon abgesehen, dass die programmierbare Materie einfach cool aussieht, werden sie sicherlich noch eine Weile brauchen, um sich daran zu gewöhnen. So wie Linus, der in dieser Folge mit seinem persönlichen Transporter ständig irgendwo landet, wo er gar nicht hin wollte. (Wie genau funktionieren die Dinger eigentlich? Mit Telepathie?)

Aber es ist auch schön zu sehen, wie sich die Crew mit der neuen Situation arrangiert. Tilly hat einen Teil ihrer Unsicherheit abgelegt und tut sich mittlerweile sehr hervor, eigentlich könnte sie langsam mal befördert werden. Und Einzelgänger Stamets findet in Adira eine verwandte Seele, auch wenn ich ein bisschen Angst davor habe, dass sie am Ende irgendeine Fantasy-Lösung dafür finden, um Gray zurückzuholen. (So sehr ich Culber auch mag, schon dessen Arc fand ich reichlich hanebüchen.)

Scavenged Notes

• Interessieren Georgious Flashbacks irgendjemanden ernsthaft? Man hört sie „San“ rufen und sieht eine Menge Blut, mehr konnte ich da bisher nicht rauslesen.
• Mir wurde‘s so warm ums Herz, als sie nach selbstdichtenden Schaftbolzen aus dem späten 24. Jahrhundert fragen. Die Schaftbolzen waren einer der besten Running Gags in „Star Trek: Deep Space Nine“.
• Bei dem ganzen Theater ging es übrigens um eine dritte Blackbox aus einem Schiff. Diese könnte beweisen, dass der „Brand“ nicht gleichzeitig passierte, und vielleicht sogar seinen Ursprung bestimmen.
• Ich bin verwirrt: Unter den Promobildern für „Scavengers“ war auch eines mit einem Kuss zwischen Stamets und Culber, doch in der Folge war er am Ende nicht? Stattdessen dieses unnötige Geknutsche von Michael und Book. (Hach, wie erfrischend wäre es mal gewesen, wenn die wirklich nur Freunde gewesen wären.)

2 von 5 Bananen, die den Befehl verweigern.

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