ZSSD/Interim | Südkoreanische Serien – Teil 2: Historisierend

Südkoreanische Serien aus dem (im weitesten Sinne) Historien-Genre – Meine Top 5 (Stand Januar 2021)

Gerade gibt es nicht sehr viel, das ich spielen und/oder reviewen möchte; umso mehr Zeit habe ich jetzt, mich dem intensiven Serienkonsum hinzugeben. Seit etwa einem Jahr bin ich regelrecht süchtig nach kurzen, in sich abgeschlossenen Serien aus Südkorea. Zum Glück geizen die gängigen Streamingdienste nicht mit dem Angebot, sodass ich zeitweise kaum hinterherkomme. Meine Lieblingsserien habe ich daher zur besseren Übersicht in drei Kategorien aufgeteilt.
Nach Teil 1, Serien mit Fantasybezug, folgt heute meine Top 5 der Serien, die zur Zeit der Joseon-Dynasie (1392 – 1897) spielen. Keine davon ist wirklich historisch korrekt, nur Platz 4 bezieht sich zumindest auf reale Geschehnisse und Figuren. Doch zumeist wird die filmisch wunderschön inszenierte Zeit mit ihren bunten Seidengewändern und den höfischen Intrigen nur als Aufhänger für sehr romantische Liebesgeschichten genommen.

Hier ist Teil 2: Meine fünf liebsten südkoreanischen History-Serien. Alle Titel sind, bis auf Kingdom, nur im koreanischen Original mit Untertiteln verfügbar. (Milde Spoilerwarnung)

Platz 1: Die Historikerin und der Prinz

Nicht nur in diesem Teil, sondern generell meine Lieblingsserie aus Südkorea.
Hae-ryung ist eine junge Frau, doch sie ist darüber hinaus ein Freigeist, der sich den sozialen Zwängen ihrer Zeit nicht unterwerfen will. So hat sie keine Lust auf eine arrangierte Ehe, sie liest und ist wissenschaftlich gebildet. Wenn sie den romantikhungrigen Damen des Hofes eine Liebesgeschichte erzählen soll, so beschreibt sie ihren entsetzten Zuhörerinnen in aller Ausführlichkeit, wie sich in „Die Leiden des jungen Werther“ der Held in den Kopf schießt und sein Gehirn aus seinem Schädel spritzt – eine der besten Szenen des Films gleich zu Anfang.
Hae-ryung kommt es sehr gelegen, dass der Königshof den alten Posten der Historikerinnen wieder einführen will und dafür junge Frauen rekrutiert.
Die zweite geniale Szene zeigt, wie Hae-ryung bei der Beamtenprüfung auf die Frage antwortet, wie ein König durch tugendhaftes Verhalten die Strafe der Götter in Form einer Sonnenfinsternis abwenden kann: Gar nicht, denn kein König kann das rein astronomische und keineswegs göttliche Phänomen verhindern, dass sich der Mond vor die Sonne schiebt. Ein Skandal!
Ihr Gegenpart ist der weltfremde, weil im Palast eingesperrte Prinz Yi Rim, der als unbekannter Autor sehr erfolgreich kitschtriefende Romantikromane schreibt – welche die resolute Hae-ryung wiederum ganz besonders dämlich findet. Ein Duo zum Verlieben!

Platz 2: The Tale of Nokdu

Ein junger Mann flieht vor seinen Verfolgern, deren Motivation er nicht kennt, in ein Witwendorf (ein Zusammenschluss von jungen Frauen, die es nicht einsehen, sich tugendhaft selbst zu töten, nur weil ihre Ehemänner gestorben sind). Um dort unterzukommen, gibt er sich als Frau aus.
Jang Dong-yoon, der den Titelhelden Nok-du spielt, passt mit seinen sanften, zarten Gesichtszügen ganz wunderbar in die Rolle, und seine handfeste, etwas tollpatschige Serienpartnerin Dong-ju ergänzt ihn wunderbar.
Triebfeder der Serie ist die Aufklärung der Frage, wieso Nok-du überhaupt verfolgt wurde, und natürlich auch das kurzweilige Versteckspiel und die entstehende Liebesgeschichte der beiden Protagonisten.

Platz 3: Kingdom

Diese Serie ist eine Ausnahme, denn sie ist auch nach zwei Staffeln nicht abgeschlossen – und sie beinhaltet zumindest noch keine Liebesgeschichte.
Es ist auf den ersten Blick eine klassische Zombie-Apokalypse-Story, nur dass sie im historischen Korea der Joseon-Zeit spielt. Und gleich in den ersten Szenen wird klar, dass auch der König infiziert ist, vor sich hin verwest und regelmäßig frisches Blut braucht. Der Hof versucht, dies zu vertuschen, bis die hochschwangere Königin ihr Kind geboren hat, um die Thronfolge zu sichern. Doch wie kann sie sicher sein, dass es ein dringend benötigter Junge wird?
Protagonist ist der in Ungnade gefallene Prinz Chang, der sich zusammen mit seinem treuen Diener und einer Krankenschwester aufmacht, um zu ergründen, wieso er seit geraumer Zeit nicht mehr zu seinem Vater vorgelassen wird, und wieso ganze Dörfer plötzlich blutrünstig über sich herfallen und nicht sterben wollen. Oder wieso hochschwangere Frauen in ein extra dafür gegründetes Entbindungshaus geholt werden, wo sie seltsamerweise kurz nach der Geburt unter ungeklärten Umständen versterben. Und was die Ursache für die Wiedergängerepidemie ist, die immer weiter um sich greift.

Platz 4: Nokdu Flower

Vom Namen her sehr ähnlich zu Platz 2, ist die Serie jedoch sehr viel dunkler und ernster. Sie hat den realen Hintergrund der Bauernaufstände des 19. Jahrhunderts unter den Anführer Jeon Bong-jun, und die blutige Niederschlagung durch die japanische Invasionsarmee.
Den Rahmen bildet die Familientragödie um zwei ungleiche Brüder, die sich während der Aufstände auf unterschiedliche Seiten schlagen.
Cho Jung-seok, der einen der beiden Brüder spielt, ist dabei zu einem meiner Lieblingsdarsteller avanciert, weil er einfach so ausdrucksvoll spielen kann, ohne dabei viel zu machen. Ich mag sein Gesicht, und wie er mit wenigen Blicken Zweifel, Demütigung oder großen Schmerz transportieren kann.
Die Serie wird überschattet durch die realen Geschehnisse der 1890er, und genau das macht es spannend. Man weiß ja, wie es ausgehen muss, aber was geschieht mit den liebgewonnenen Figuren, für die es keine historische Vorlage gab? Werden sie überleben? Oder sich am Ende gar gegenseitig umbringen?

Platz 5: 100 Days My Prince

Wieder zurück zu etwas leichter Verdaulichem: der klassischen Geschichte eines noblen, arroganten Prinzen, der nach einem Attentatsversuch sein Gedächtnis verliert und als vermeintlicher kleiner Soldat in einem Bauerndorf wiedererwacht. Dort wird er, ironischerweise seinem eigenen, königlichen Befehl folgend, mit einer jungen Bauerntochter zwangsverheiratet. Sie hat fortan darunter zu leiden, einen zwar sehr hübschen, aber zu landwirtschaftlichen Arbeiten völlig ungeeigneten Mann zu haben, der sich erstmal verschuldet, um neue Tapeten und Polster für ihr Zuhause zu kaufen. Es ist einfach großartig den beiden zuzuschauen, wie er snobistisch Seide und teures Rindfleisch kauft, weil er es, auch ohne sich zu erinnern, einfach nicht anders kennt, und sie daraufhin seine Dienste an den Meistbietenden verhökern will, um das Geld wieder reinzubekommen. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis sein Gedächtnis wieder zurückkehrt. Und bis das Mysterium des Attentats zu Anfang geklärt wird, zusammen mit der Angelegenheit seiner unfreiwilligen Ehe.