Im Schnelldurchlauf | Serien im März

„Suchen Sie etwas, das Sie glücklich macht. Auch, wenn Sie sich irren.“
(„Dispatches from Elsewhere“)

So eine bunte Mischung an Serien wie diesen Monat hatte ich schon lange nicht mehr. Erfreulicherweise war auch vieles wirklich Gutes dabei, obwohl ich das Gefühl habe, dass gerade eine kleine Flaute an neuen Ideen herrscht. Was ich geschaut habe und wie es war, erfahrt ihr im Schnelldurchlauf. Spoiler!

American Horror Story (Staffel 5)

Detective John Lowe ist einem Serienmörder auf der Spur, der auf grausame Weise Menschen tötet, die gegen eines der zehn Gebote verstoßen haben. Seine Ermittlungen führen ihn ins etwas heruntergekommene Hotel „Cortez“, das von zahllosen mordlustigen Geistern bewohnt wird. Auch die „Gräfin“ residiert dort, eine Vampirin, die vor fünf Jahren Johns Sohn Holden entführt und verwandelt hat. Als das Hotel an den Modedesigner Will Drake verkauft wird, plant die Gräfin, ihn zu verführen und zu töten, um an sein Vermögen zu gelangen.

Wahrscheinlich bin ich voreingenommen, was diese Staffel von „American Horror Story“ angeht, weil ich einfach eine Schwäche für Vampirgeschichten habe. Und „Hotel“ zeigt mit seinen modernen Vampiren tatsächlich eine interessante neue Facette. Vor allem aber ist Lady Gaga eine absolute Traumbesetzung als Gräfin, die gleichermaßen sexy und gefährlich wirkt. Der Plot um den Serienmörder verliert sich im Laufe der Staffel ein wenig, die Auflösung ist im Grunde vorhersehbar. Dafür gibt es zahllose interessante Figuren, deren Geschichten für eine Horrorserie ungewöhnlich emotional und berührend sind.

4 ½ von 5 Bananen, die schlitzen, nicht beißen.

Tribes of Europa (Staffel 1)

Nach einem großen Blackout vor 45 Jahren haben sich die Bewohner des europäischen Kontinents im Jahre 2074 zu verschiedenen Tribes zusammengeschlossen. Als ein atlantisches Fluggerät abstürzt, kümmern sich die Origines um den verletzten Piloten – und werden kurz darauf von den Crows abgeschlachtet, die dessen „Cube“ wollen. Der aber ist dem jungen Elja in die Hände gefallen, der flieht und sich dem Schrotthändler Moses anschließt. Seine Schwester Liv wird dagegen Teil der paramilitärischen Crimsons, um den älteren Bruder und ihren Vater aus der Sklaverei der Crows zu befreien.

Eines muss ich vorweg loswerden: Liv wechselt ihre Loyalität in diesen sechs Folgen so oft wie andere Leute ihre Unterwäsche, und damit tut man der Figur absolut keinen Gefallen. Abgesehen davon hat mich „Tribes of Europa“ aber sehr positiv überrascht. Trotz eines sehr hohen Trash-Faktors und vielen Versatzstücken aus anderen Dystopien stecken doch sehr spannende Ideen in der Geschichte. Das Worldbuilding leidet ein wenig unter der Kürze der Zeit, da wird dem Zuschauer viel abverlangt, gerade was die Begrifflichkeiten angeht. Und auch Antworten braucht man keine erwarten, denn die erste Staffel macht eher den Eindruck eines Prologs.

3 ½ von 5 Bananen im Wald.

„Ich wollte immer schon mal in ein Labyrinth. Das ist wie ein Puzzle für die Füße.“
(„Disenchantment“)

Disenchantment (Staffel 3)

Bean gerät einmal mehr in die Fänge ihrer bösen Mutter Dagmar, während Premierminister Odval und die Erzdruidin darauf hoffen, dass König Zøg an seiner Schusswunde stirbt. Der aber entkommt, indem er mit Sir Pendergasts Hilfe seinen Tod vortäuscht und sich lebendig begraben lässt, was ihn dann leider in den Wahnsinn treibt. Auch Bean schafft es ins Schloss zurück und erkennt, dass die Erzdruidin eine Agentin aus Steamland ist, wo man hinter der Magie von Dreamland her ist.

Seltsamerweise konnte ich diese Staffel viel mehr genießen als die vorherige, obwohl ich lange nicht sicher war, ob ich sie mir überhaupt anschauen soll. Die Geschichten sind mehrheitlich sehr kurzweilig und werden zumindest lose durch einen übergeordneten Plot zusammengehalten. Insgesamt bleibt „Disenchantment“ weniger lustig als andere Matt-Groening-Serien, dafür lohnt es sich aber, im Hintergrund auf subtile Anspielungen auf aktuelle Politik oder auch Filmklassiker zu achten. Traurig ist, dass der Plot oftmals der Charakterentwicklung in die Quere gerät, denn Beans süßer Flirt mit einer Meerjungfrau verläuft nach nur einer Folge leider komplett im Sand.

3 ½ von 5 Bananen, die einen Schuh verloren haben.

Leverage (Staffel 4)

Nate und Sophie lassen sich auf eine Freundschaft Plus ein, obwohl eigentlich beide mehr wollen und vor allem Nate diese Affäre sehr belastet. Zu allem Überfluss stellt sich dann auch noch heraus, dass sie von einem Investor namens Latimer abgehört werden, der durch die Einsätze der Leverage-Crew ordentlich Profit gemacht hat. Er bietet Nate an, ihnen Informationen zu beschaffen, verlangt im Gegenzug aber eine Beteiligung. Als Nate und die anderen ablehnen, erklärt ihnen Latimer den Krieg – und schreckt nicht mal davor zurück, Nates Vater in die Sache mit hineinzuziehen.

Obwohl sich bei den einzelnen Fällen mittlerweile eine gewisse Routine einstellt, ist die vierte Staffel „Leverage“ dennoch eine der besten. Das liegt zum einen anderen, dass der Fokus verstärkt auf privaten Geschichten liegt, zum anderen an den vielen Figuren aus vorherigen Staffeln, auf die immer wieder Bezug genommen wird, die teilweise sogar weitere Auftritte erhalten (unsere Helden aber immer noch nur in der jeweiligen Rolle kennen). Besonders hervorzuheben ist diesmal Folge 12, in der sie Teil eines Dokumentarfilms im Stil von „The Office“ werden (mit Peter Storemare als exzentrischem Regisseur).

4 ½ von 5 Bananen im Schokoladenrausch.

Hardison: „Es ist ein automatisches Safeknackergerät.“
Parker: „
Ich bin ein Safeknackergerät.“
(„Leverage“)

Dispatches from Elsewhere (Staffel 1)

Der in sich gekehrte Peter fühlt sich in seinem von Routine bestimmten Leben gefangen, als er durch einen Flyer in eine große Schnitzeljagd hineingezogen wird. Zusammen mit etlichen anderen Mitspielern, die sich wahlweise als Anhänger des Jejune Instituts oder der Anderswo Gesellschaft identifizieren, begibt er sich auf die Suche nach der „göttlichen Nonchalance“ – und nach einer verschwundenen Künstlerin namens Clara. Sein Team aus Transfrau Simone, Verschwörungstheoretiker Fredwynn und der mütterlichen Janice hat indes ganz eigene Gründe, an dem Spiel teilzunehmen, und wird schon bald wie eine Familie.

Man muss so ehrlich sein und sagen, dass einen eigentlich weder der Trailer noch eine Inhaltsangabe darauf vorbereiten, worum es in „Dispatches from Elsewhere“ geht. Die Serie ist ein Sammelsurium skurriler Momente, eine ebenso schonungslose wie liebevolle Annäherung an verschiedene Lebensentwürfe und eine Ode an die Gemeinschaft. Wahrscheinlich weiß man bereits nach den ersten Minuten, ob man damit etwas anfangen kann oder nicht. Wer jedoch bis zum Ende durchhält, erlebt (ohne zu viel verraten zu wollen) die vielleicht selbstreferenziellste Auflösung aller Zeiten.

4 von 5 Bananen, die mit Bigfoot tanzen.

Shameless (Staffel 10)

Nachdem Fiona Chicago den Rücken gekehrt hat, übernimmt Debbie das Zepter und hält die Gallaghers finanziell an der kurzen Leine. Das will sich Frank nicht bieten lassen, doch der hat bald andere Probleme, als er sich in die geheimnisvolle Faye verguckt. Ian und Mickey werden frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen und geraten direkt an eine korrupte Bewährungshelferin, während ihre Beziehung einmal mehr kriselt. Derweil wird Lips Sohn geboren, um den er sich zunächst allein kümmern muss, weil Tami mit einer Infektion im Krankenhaus liegt.

Zugegeben, ich hatte so meine Zweifel, ob die Serie ohne Fiona funktionieren kann. Doch das „Shameless“-Universum ist mittlerweile so groß, dass an Geschichten weiterhin kein Mangel herrscht. Selbst wenn man sich so manches Mal fragt, ob die Gallaghers denn wirklich nie dazulernen, macht es einfach irre Spaß, Frank dabei zuzusehen, wie er von einer Bredouille in die nächste gerät – und auf wundersame Weise immer wieder heil herauskommt. Einzig das Hin und Her bei Ian und Mickey nervt, daher bleibt zu hoffen, dass mit der Hochzeit nun ein für allemal Schluss damit ist.

4 von 5 Bananen, die mal eben ein rothaariges Kind ausleihen wollen.