Im Schnelldurchlauf | Serien im Mai

„In 1975 war ich noch nie. Alles so bunt hier.“
(„Legends of Tomorrow“)

Es war ein durchwachsener Monat, was Serien angeht. Gewisse Fortsetzungen konnten nicht wirklich begeistern, Empfehlungen stellten sich als mittelmäßig heraus, einzig „Shadow and Bone“ wurde dem vorausgehenden Hype gerecht. Und dann hab ich ganz unerwartet „Legends of Tomorrow“ für mich entdeckt. Spoiler!

American Horror Story (Staffel 6)

Die Dokumentationsserie „My Roanoke Nightmare“ erzählt vom Martyrium des Ehepaars Miller, das ein altes Haus kauft, welches der Geist der „Metzgerin“ für sich beansprucht. Nach dem riesigen Erfolg dieser Mischung aus Interviews und nachgestellten Szenen soll eine zweite Staffel entstehen, in der die Schauspieler und die echten Millers gemeinsam drei Nächte in dem Haus verbringen. Während des Blutmonds findet daraufhin ein wahres Gemetzel statt, das mithilfe fest installierter Kameras und den Handys der Teilnehmer dokumentiert wird.

Langsam denke ich, „American Horror Story“ funktioniert für mich nach dem Prinzip ungerade Zahlen = toll, gerade Zahlen = mies. Bei „Roanake“ jedenfalls musste ich mich streckenweise schon sehr durchkämpfen. Obwohl der filmische Ansatz nicht uninteressant ist und sich die Staffel in der zweiten Hälfte zu einer Art „Big Brother“ mit Toten entwickelt, konnte ich letztendlich einfach keine Bindung zu den Figuren aufbauen. Wer auf Slasher-Horror steht, wird hier mehr als reichlich bedient (inklusive Kannibalismus), eine echte Geschichte wie beispielsweise bei „Hotel“ sucht man jedoch vergebens.

1 ½ von 5 Bananen mit Schweinekopf.

Shadow and Bone: Legenden der Grisha (Staffel 1)

Alina Starkov ist Kartographin der Ersten Armee. Als ihr bester Freund Malyen einer Mission durch die gefährliche Schattenflur (im Original: the Fold) zugeteilt wird, sorgt sie dafür, dass sie ihn begleiten kann. Bei einem Angriff der monsterhaften Volcra stellt sich heraus, dass Alina eine Grisha ist, eine Art Hexe mit außergewöhnlichen Kräften. Mehr noch, sie scheint die prophezeite „Sonnenkriegerin“ zu sein, die die Schattenflur zerstören wird. Alina wird ins Schloss von General Kirigan gebracht, wo sie ausgebildet werden soll. Der General aber hat eigene Pläne.

„Shadow and Bone“ verlangt Zuschauern, die die Buchvorlage nicht kennen, einiges ab. Speziell die erste Folge ist ein regelrechter Overkill an unbekannten Begriffen, was es zunächst schwer macht, die eigentliche Geschichte zu genießen. Letzten Endes aber hat dieses Universum viel zu bieten, wahrscheinlich mehr, als in acht Folgen gezeigt werden kann. Das merkt man auch daran, dass darin fast ein paar zu viele Plots jongliert werden. Spätestens ab der Mitte der Staffel, wenn Kirigans wahre Absichten offenbart werden, gewinnt die Serie jedenfalls stark an Zug und macht definitiv Lust auf mehr.

4 von 5 Bananen als Kräftemehrer.

Kirigan: „What are you?“
Alina: „Alina Starkov, Assistant Cartographer, Royal Corps of Surveyors. They’re all gone. It’s all my fault. That’s why I’m here, isn’t it?“
Kirigan: „Answer the question. What are you?“
Alina: „A mapmaker, sir.“
(„Shadow and Bone”)

The Flight Attendant (Staffel 1)

Flugbegleiterin Cassie genießt das Leben in vollen Zügen. Sie reist um die ganze Welt, feiert rauschende Partys und schleppt attraktive Männer ab. Aber sie trinkt auch zu viel, und als sie nach einer durchzechten Nacht neben einer Leiche aufwacht, kann sie sich nur noch an Bruchstücke erinnern. Sie flieht vom Tatort, doch da der Tote ein Passagier war, mit dem sie zuvor heftig geflirtet hat, ist sie bald die Hauptverdächtige des FBI. Aus Angst macht sie sich selbst auf die Suche nach Hinweisen und entdeckt, dass sie nur ein kleines Puzzleteil bei einer viel größeren Sache ist.

„The Flight Attendant“ habe ich mir vom „Serienweise“-Podcast empfehlen lassen, der die Serie in den höchsten Tönen gelobt hat. Rückblickend hätte mir wohl klar sein müssen, dass das nicht mein Genre ist, dazu ist es zu sehr Krimi, auch wenn ich die psychologische Tiefe zu schätzen weiß. Die meiste Zeit bin ich jedenfalls an Cassies Dummheit verzweifelt, denn mit ihren Nachforschungen reitet sie sich nur immer tiefer in die Scheiße. Immerhin: Bereits nach der ersten Folge sieht man in Kaley Cuoco definitiv nicht mehr Penny aus „The Big Bang Theory“.

3 von 5 Bananen, die erst mal einen Wodka brauchen.

Legends of Tomorrow (Staffel 1)

Der ehemalige Time-Master Rip Hunter stellt ein Team aus Superhelden, Wissenschaftlern, Halbgöttern und Verbrechern zusammen, um den unsterblichen Vandal Savage aufzuhalten. Der hat im Jahre 2166 nämlich nicht nur die halbe Welt zerstört, sondern auch Rips Familie getötet. Während sie versuchen, als Team zusammenzuwachsen, reisen sie in die Vergangenheit und versuchen, Vandal zu töten, bevor er zu mächtig wird. Der aber ist ihnen stets einen Schritt voraus. Und auch der Rat der Time-Master ist nicht erfreut über Rips Eingreifen und hetzt ihnen den Kopfgeldjäger Chronos auf den Hals.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die erste Folge von „Legends of Tomorrow“ vor Jahren schon mal gesehen habe. Das war allerdings noch in der Prä-Streaming-Ära, und der Pilot schien mir damals nicht der Mühe wert, die Serie weiter zu verfolgen. Jetzt, wo es so einfach ist, mal eben eine ganze Staffel zu bingen, tut es mir fast ein bisschen leid um das vorschnelle Urteil. Denn „Legends of Tomorrow“ ist bei weitem nicht perfekt, macht aber durch die sehr unterschiedlichen Charaktere viel Spaß und steigert sich außerdem von Folge zu Folge. Nur die Regeln bei ihren Eingriffen in die Vergangenheit sollte man nicht allzu streng hinterfragen.

4 von 5 Bananen, die einen Streuner mit an Bord bringen.

Love, Death + Robots (Staffel 2)

Wie schon in der ersten Sammlung von Kurzfilmen geht es auch in der zweiten Staffel von „Love, Death + Robots“ um das Leben in ferner Zukunft oder auf fremden Planeten, um helfende oder auch störrische Roboter, und nicht zuletzt um die menschliche Natur. Leider muss man feststellen, dass die Geschichten diesmal weniger Tiefe haben, was vielleicht auch daran liegt, dass die Auswahl mit nur acht Folgen vergleichsweise klein ist, was die einzelnen Storys wesentlich stärker in den Fokus rückt.

Eigentlich die einzige Kurzgeschichte, die auch nur ansatzweise ein Szenario entwirft, von dem ich gern mehr gesehen hätte, ist „Jäger und Gejagter“ mit seiner Gesellschaft Unsterblicher, die das Kinderkriegen unter Strafe gestellt hat. „Bescherung“ sticht als verrückteste Folge heraus und zeigt uns die wahre Gestalt des Weihnachtsmanns. Mein unerwartetes Highlight aber war „Der ertrunkene Riese“. Obwohl gerade diese Folge praktisch keine Handlung hat, ist sie wunderbar träumerisch und gedankenverloren.

2 ½ von 5 Bananen, die ganz bestimmt brav waren.