Im Schnelldurchlauf | Serien im Juli

„Wir kamen, wir sahen, wir … traten Cäsar in den Arsch.“
(„Legends of Tomorrow“)

Ein durchwachsener Monat in puncto Serien, denn auch wenn es viel Neues gab, war längst nicht alles auch ein Treffer. „Solos“ beispielsweise hat mich trotz hochkarätiger Besetzung maßlos enttäuscht. Was hingegen absolut genial war, erfahrt ihr wie immer in meinem Schnelldurchlauf. Spoiler!

Solos (Staffel 1)

Die Anthologie-Serie „Solos“ erzählt in sieben jeweils halbstündigen Folgen Geschichten von Menschen, die in der Isolation auf sich selbst zurückgeworfen werden. Leah zum Beispiel sucht nach einer Möglichkeit, in die Zukunft zu reisen, um ihrer Gegenwart zu entkommen. Sasha weigert sich auch zwanzig Jahre nach einer Epidemie, ihr smartes Haus zu verlassen. Und die siebzigjährige Peg reflektiert in der Einsamkeit des Weltalls ihr verschwendetes Leben.

Das Konzept ist ambitioniert, scheitert jedoch am eigenen Anspruch. Monologe mögen im Theater funktionieren, in kalter Sci-Fi-Kulisse wirken sie letztlich distanziert und künstlich. Leider kratzt Serienschöpfer David Weil stets nur an der Oberfläche und liefert so zwar teils anregende Gedankenspiele, scheut aber jede definitive Aussage (besonders auffällig bei Sasha und ihrer Phobie, das Haus zu verlassen). Persönlich fand ich Leahs Geschichte am eindrücklichsten, während die von Jenny einfach nur zum Fremdschämen war.

2 von 5 pupsenden Bananen.

Atypical (Staffel 4)

Sam will selbstständiger werden und zieht mit Zahid zusammen, auch wenn sich das Zusammenleben zunächst als schwierig erweist. Mehr Sorgen bereitet Sams Familie jedoch sein Entschluss, das Studium zu unterbrechen, um stattdessen eine Expedition zu den Pinguinen in der Antarktis zu unternehmen. Casey steht derweil unter Dauerstress, weil sie neben der Schule nun ständig trainieren muss, um sich für die UCLA zu qualifizieren. Zunehmend fragt sie sich, ob das überhaupt das ist, was sie wirklich will.

Wahrscheinlich bewerte ich diese Staffel wohlwollender, weil ich weiß, dass es die letzte ist. Denn tatsächlich wirken viele der Dramen doch recht konstruiert, was gar nicht nötig wäre, da die Charaktere so wunderbar geschrieben sind. Sams Autismus spielt zudem kaum noch eine Rolle, stellenweise hab ich das sogar glatt vergessen. Sein Entschluss, in die Antarktis zu reisen, mutet dennoch leicht bekloppt an, und es wird eigentlich nie richtig thematisiert, welches Ziel er damit verfolgt. Am Ende war es ohnehin Caseys Selbstfindung, die mich am meisten beeindruckt hat.

3 von 5 Bananen mit den falschen Socken.

Ms. Mead: „Es war eine Taube.
Coco: „Können wir sie essen?
Ms. Mead: „Natürlich nicht! Sie ist radioaktiv verseucht.
Coco: „Und wenn wir sie auskochen?
(„American Horror Story“)

American Horror Story (Staffel 8)

Nachdem auf der ganzen Welt Atombomben gezündet wurden, finden in einem Bunker der sogenannten Kooperative unter der Leitung von Ms. Venable einige Neureiche zusammen. Als anderthalb Jahre später die Vorräte knapp werden, verspricht Michael Langdon, ein Vertreter der Kooperative, Zuflucht in einem Schutzgebiet. Was keiner ahnt: Er ist der leibhaftige Sohn Satans, der die Apokalypse ausgelöst hat, nachdem er von den Hexen um seinen Posten als Oberster des Ordens gebracht wurde.

Nach zwei für mich eher anstrengenden Staffeln kehrt „American Horror Story“ mit „Apokalypse“ zu alter Stärke zurück. Mehr noch, es handelt sich hier um eine Fortsetzung von „Coven“, einer meiner liebsten Geschichten der Reihe. Im Bunker verweilen wir daher auch nur drei Folgen lang, bevor die Vorgeschichte des Weltuntergangs aufgerollt wird. Michael Langdon ist zudem eine der interessanteren Figuren der Serie und weiß als Sohn Satans zunächst gar nicht, was sein Papa eigentlich von ihm erwartet. Und die Auflösung ist einfach mal in jeder Hinsicht genial.

4 ½ von 5 Bananen, die ihre Seele verkauft haben.

Legends of Tomorrow (Staffel 3)

Durch die letzte Mission der Legenden ist die Zeitlinie komplett aus den Fugen geraten, so dass überall Anachronismen auftauchen. Rip Hunter hat in der Zwischenzeit ein Zeitbüro gegründet und schickt seine Agenten durch Portale, um die Zeitlinie wieder in Ordnung zu bringen. Die Legenden hält Rip damit für überflüssig und sogar für gefährlich. Die aber klauen einfach die Waverider, um zu beweisen, dass sie die Anachronismen selber korrigieren können. Bald zeigt sich, dass der Dämon Mallus das Chaos nutzen will, um seinem Zeitgefängnis zu entkommen.

Kaum zu glauben, dass sich diese Serie immer noch steigern kann. Mit der dritten Staffel gelingt „Legends of Tomorrow“ eine fast perfekte Mischung aus spannendem Plot, bei dem auch für die Legenden viel auf dem Spiel steht, und humorvollem Ausgleich bei Abenteuern in allerlei Zeitepochen. Der Personalwechsel gelingt dabei erstaunlich flüssig, und das Finale ist gleichermaßen episch wie albern. („Beebo hat Hunger!“) Einzig der vierte Teil eines Crossovers über vier DC-Serien hat mir echt gar nichts gegeben, da ich die alle nicht schaue und die Story entsprechend random war.

5 von 5 Bananen, die keinen Schmuck tragen wollen.

Amaya: „Was ist los mit euch Männern? Wann habt ihr angefangen, über Gefühle zu sprechen?
Ray: „Anfang der Neunziger?
(„Legends of Tomorrow“)

Biohackers (Staffel 2)

Mia wacht im Unterricht auf und kann sich an nichts erinnern, was in den letzten drei Monaten passiert ist. Erinnerungsfetzen an ihre Entführung und medizinische Experimente werden begleitet von heftigen Kopfschmerzen und Nasenbluten. Um herauszufinden, was mit ihr angestellt wurde, wendet sie sich an die mittlerweile angeklagte Professorin Lorenz. Das führt sie auf die Spur von Wissenschafts-Mäzen Baron von Fürstenberg, der Andreas Winter bei der Entwicklung eines Medikaments unterstützt, mit dem man das Kurzzeitgedächtnis löschen kann.

Puh, das war wohl nichts. War ich von der ersten Staffel noch milde angetan (zumindest regte die Story zum Nachdenken über Moral in der Medizin an), verliert sich die zweite in einer Verschwörung nach der anderen. Perfide: Selbst wenn Plotlöcher und undurchschaubare Wendungen den Sehgenuss trüben, werden spannende Themen angerissen, die in einer weniger reißerischen Serie wesentlich besser aufgehoben wären. (Von Fürstenberg fürchtet zum Beispiel, dass das perfekte Immunsystem die Überbevölkerung nur verschlimmern würde, und das ist ein hochaktuelles Problem.) Fazit: Eine dritte Staffel braucht keiner.

2 von 5 Bananen, deren Gehirn sich auflöst.

Noch nie in meinem Leben … (Staffel 2)

Nachdem Ben sie geküsst hat, interessiert sich plötzlich auch Paxton für Devi. Da die noch davon ausgeht, dass sie in einem Monat sowieso nach Indien umzieht, beschließt sie, einfach beide Jungs zu daten. Als sie dahinter kommen, machen natürlich beide Schluss – und plötzlich will Devis Mutter auch nicht mehr nach Indien zurück. Ben freundet sich kurz darauf mit der neuen Schülerin Aneesa an, die ebenfalls Inderin ist und nicht nur in einer Hinsicht eine Konkurrenz für Devi darstellt. Und dann verschuldet sie auch noch einen Unfall, der Paxtons Schwimmkarriere beendet.

In gewisser Weise zeigt meine Zusammenfassung bereits das größte Problem der Staffel auf: Die zehn Folgen sind mit jeweils nur einer halben Stunde Laufzeit schlicht zu kurz für all das Drama. Denn zu Devis Eskapaden gesellen sich auch noch Fabiolas Versuch, Anschluss in der queeren Szene der Schule zu finden, Eleonors toxische Beziehung zu einem eingebildeten Schauspielerkollegen, Kamalas Bedenken bezüglich ihrer Verlobung, Aneesas Essstörung und so vieles mehr. Damit tut man dem einfallsreichen Format letztlich keinen Gefallen. Nichtsdestotrotz hoffe ich auf eine dritte Staffel, da es spürbar noch eine Menge zu erzählen gibt.

4 ½ von 5 Bananen, die noch nie beliebt waren.