Im Schnelldurchlauf | Serien im August

„Ich hab genug Horrorfilm-Trailer gesehen. Das geht niemals gut aus.“
(„Legends of Tomorrow“)

Ja, das Sommerloch war dieses Jahr besonders deutlich zu spüren. Es gab wenig Neues und ich hab mich vor allem darauf konzentriert, Altlasten in meiner Watchlist abzubauen. Und das einzig echte Highlight „Die Professorin“ war dann auch noch unverschämt kurz. Spoiler!

Legends of Tomorrow (Staffel 4)

Nachdem endlich auch der letzte Anachronismus behoben ist, sind die Legends in Feierlaune. Arbeitslos werden sie deshalb aber nicht, denn John Constantine behauptet, dass sie, als sie Mallus befreit haben, die Tür auch für allerlei andere Höllenkreaturen geöffnet haben. Eine davon ist Formwandlerin Charlie, die genug über das Zeitgefängnis weiß, um ihnen bei der Identifizierung ihrer Gegner von Nutzen zu sein. Derweil verlässt Nate das Team, um stattdessen im Zeitbüro zu arbeiten, wo die gefangenen Kreaturen verwahrt werden.

Es schmerzt, das zugeben zu müssen, aber die vierte Staffel „Legends of Tomorrow“ war nicht so wirklich meins. Statt zu bedeutenden Ereignissen der Zeitgeschichte zu reisen (und sie noch mehr durcheinanderzubringen), jagen unsere Helden nun Dämonen, Kreaturen des Märchenreichs und ähnliche Fantasy-Gestalten. Und auch der ständige Personalwechsel macht sich langsam doch bemerkbar: Irgendwie fehlt inzwischen das familiäre Gefühl der ersten zwei Staffeln, das Team hat nun mehr was von Arbeitskollegen. Das Finale war ambitioniert, aber für meinen Geschmack viel zu kitschig.

3 ½ von 5 Bananen mit dämonischem Nippel.

American Horror Story (Staffel 9)

Um dem Trubel der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles zu entkommen, melden sich einige junge Freunde als Betreuer im Camp Redwood an. Was sie zunächst nicht ahnen: Vierzehn Jahre zuvor fand im Camp ein wahres Massaker statt, und es ist ausgerechnet die einzige Überlebende, Margaret Booth, die es nun wiedereröffnen will. „Mr. Jingles“, der Mörder von damals, ist unterdessen aus dem Gefängnis geflohen und ebenfalls auf dem Weg ins Camp. Doch er ist bei weitem nicht der Einzige mit mörderischen Absichten …

Ich weiß nicht, war das ernst gemeint oder eine Parodie auf die Slasher-Filme der 80er? So sehr ich die Atmosphäre und den Soundtrack der Epoche mag, die Story von „1984“ ist so dermaßen hanebüchen, dass ich stellenweise fast daran verzweifelt bin. Als hätten Serienmörder wirklich nichts Besseres zu tun, als ein Sommercamp zu terrorisieren. Dass sich nach und nach herausstellt, dass praktisch alle ein dunkles Geheimnis haben, war dann eigentlich schon keine Überraschung mehr. Insgesamt fehlte es der Staffel auch klar an charismatischen Darstellern.

2 von 5 gehäckselten Bananen.

Utopia (UK) (Staffel 1+2)

Die Graphic Novel „Die Utopia Experimente“ soll angeblich mehrere Epidemien vorausgesagt haben. Beim Versuch, an die unveröffentlichte Fortsetzung zu kommen, die auch Hinweise auf künftige Ereignisse enthalten soll, lernen sich Wilson, Becky, Ian und Grant kennen – und geraten bald darauf ins Visier der Geheimorganisation „Das Netzwerk“. Zusammen mit Jessica Hyde, der Tochter des Autors, versuchen sie zu verhindern, dass die britische Regierung eine Grippe-Epidemie fingiert, um einen Impfstoff auszuteilen, der einen Großteil der Menschheit unfruchtbar macht.

Im Lichte der Ereignisse rund um Corona hat „Utopia“ natürlich einen gewissen Beigeschmack. Mein Problem mit der Serie war am Ende aber ein ganz anderes, denn wo die zugrundeliegende Idee fesselnd ist und zum Nachdenken anregt, ging mir der ganze Quatsch mit dem Comic irgendwann nur noch auf den Keks. Ohnehin war alles, was sich im Gesundheitsministerium abspielte, um Längen interessanter als die Flucht von Jessica und Co., zumal ich die Gruppe durch die Bank unsympathisch fand. Alles in allem ein interessanter Ansatz, aber leider recht mau umgesetzt.

2 ½ von 5 epidemischen Bananen.

„Es gibt keine Seiten. Es gibt nur Menschen, die uns helfen, und welche, die uns nicht helfen.“
(„Utopia“)

Fleabag (Staffel 1+2)

Fleabag ist Anfang dreißig, betreibt ein mehr schlecht als recht laufendes Motto-Café und stürzt sich in eine Affäre nach der anderen. Zur perfektionistischen Schwester Claire pflegt sie eine spielerische Hassliebe und versucht sie kontinuierlich davon zu überzeugen, ihren egoistischen Ehemann zu verlassen. Vor allem aber hadert Fleabag mit dem Unfalltod ihrer besten Freundin Boo, an dem sie sich die Schuld gibt. Als ihr Vater wieder heiraten will, verguckt sich Fleabag ausgerechnet in den Priester, der ihn und seine Künstler-Freundin trauen soll.

Eigentlich hatte ich nicht vor, überhaupt eine Kritik zu „Fleabag“ zu schreiben, da ich die erste Staffel allenfalls okay fand. Die zweite Staffel allerdings ist herausragend, und das liegt nicht zuletzt an Andrew Scott als „hot priest“, der zwischen Fleabag und Gott hin und her gerissen ist. (Ich muss offiziell anerkennen, dass es in „Sherlock“ doch nur an der Rolle lag, dass ich ihn nicht mochte.) Die Grenze zwischen Humor und Drama ist bei der Serie jedenfalls fließend und verschwimmt manchmal komplett. Raffiniertes Gimmick: Fleabag durchbricht immer wieder die vierte Wand und spricht den Zuschauer direkt an.

4 von 5 Bananen, die im Beichtstuhl knien.

Die Professorin (Staffel 1)

Dr. Ji-Yoon Kim wird zur Leiterin des Fachbereichs Anglistik an der Pembroke Universität ernannt – als erste Frau und erste „Person of Color“ in der Geschichte des Instituts. Doch ihre hochtrabenden Pläne müssen zunächst zurückstehen, denn die Einschreibungen gehen seit Jahren zurück und sie soll einige der älteren (und teuren) Professoren davon überzeugen, freiwillig in den Ruhestand zu gehen. Als sich Kollege Bill Dobson in einer Vorlesung dann auch noch einen Nazi-Witz erlaubt, der prompt auf Video festgehalten wird, ist der Skandal komplett.

Zugegeben, allein die Tatsache, dass Netflix endlich mal wieder eine Serie präsentiert, die sich nicht vorrangig an Teenager richtet, bringt der „Professorin“ Extrapunkte ein. Doch auch sonst weiß die kleine „Dramedy“ mit viel Charme und einer bestens aufgelegten Sandra Oh zu überzeugen. Vielleicht bin ich aber auch voreingenommen, denn die alten Professoren, die moderne Technik für Teufelszeug halten und nur unter Protest Sprechstunden für Studenten anbieten … ja, ich erinnere mich gut an sie. Dass eine Serie wie diese natürlich nicht ohne „woke“ Moral auskommt, lässt sich dabei verschmerzen.

5 von 5 Bananen, die fast ihr Büro abfackeln.