Im Schnelldurchlauf | Serien im September

„Khaaaaan!


(„Legends of Tomorrow“)

Ein gewisser Hang zu phantastischen Geschichten lässt sich diesen Monat nicht leugnen. Auch wenn mir nach wie vor endlich mal wieder eine gute Sci-Fi-Serie fehlt, kommen wir wohl endlich aus dem Sommerloch. Und eine potenzielle neue Lieblingsserie ist diesmal auch dabei. Spoiler!

Legends of Tomorrow (Staffel 5)

Nachdem sich John Constantine mit Astra angelegt hat, schickt die böse Seelen aus der Hölle zurück. Doch es braut sich noch weit Größeres zusammen, denn durch die Vernichtung des Multiversums befinden sich die versteckten Einzelteile des „Webstuhls des Schicksals“ nun alle in einem Universum. Das ruft die Schwestern von Charlie auf den Plan, denn sie ist in Wirklichkeit Clotho, eine der Moiren, die einst das Schicksal der Menschheit gelenkt haben. Die Legends müssen den Webstuhl unbedingt vor Lachechis und Atropos finden, sonst war es das mit dem freien Willen.

Die Staffel ausgerechnet mit dem fünften Teil eines Crossovers zu eröffnen, war eine eher fragwürdige Entscheidung. Auch danach bleiben die Storys diesmal leider sehr wechselhaft, und ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, ob ich über den Abgang von Ray Palmer hinwegkommen werde. Das zweiteilige Finale aber ist eine Klasse für sich und hätte eigentlich eine Folge extra gebraucht, denn die von Orwells „1984“ inspirierte Dystopie ist einfach auf den Punkt. Dazu gibt es geniale Parodien von „Star Trek“ bis „Downton Abbey“, bei denen sich umfangreiches Serienwissen tatsächlich einmal auszahlt.

4 von 5 Bananen, die Shakespeare zu Science-Fiction inspirieren.

Sex Education (Staffel 3)

Nach dem Skandal um das Sex-Musical ist man bei der Moordale High um Schadensbegrenzung bemüht. Die neue Rektorin Hope soll für frischen Wind sorgen, verzettelt sich jedoch in immer mehr absurden Vorschriften und Verboten bis hin zur Einführung einer Schuluniform. Dass der Sexualkundeunterricht nun vor allem darin besteht, Enthaltsamkeit zu predigen, hilft den hormongeplagten Jugendlichen ebenfalls nicht. Otis führt derweil eine reine Sex-Beziehung mit Ruby, Maeve fühlt sich zu Isaac hingezogen, und Eric hadert mit Adams Verschlossenheit.

So kann es gehen. Nach der eher enttäuschenden letzten Staffel zeigt sich „Sex Education“ erneut in Hochform. Wichtigste Änderung: Die Serie ist nun eindeutig eine Ensemble-Show und gönnt vielen bislang vernachlässigten Figuren mehr Raum. Statt die Folgen thematisch zu gestalten, wird nun eine sich organisch entwickelnde Geschichte erzählt. Der pädagogische Ansatz geht dadurch womöglich etwas verloren, doch der Sehgenuss gewinnt enorm. In dieser Form darf es gerne noch ein paar Staffeln lang weitergehen. (Die 4. ist schon bestätigt!)

4 ½ von 5 Bananen mit Bindungstier.

„Why do they always associate me with goats? I mean, I don’t even like their cheese.”
(„Lucifer“)

Lucifer (Staffel 1)

Lucifer Morningstar hat genug von der Hölle und gönnt sich eine Auszeit in Los Angeles. Als Inhaber eines Nachtclubs genießt er das Leben, verführt nach Lust und Laune Frauen – und entlockt den Menschen ihre tiefsten Sehnsüchte. Als eine junge Popsängerin ermordet wird, der Lucifer zum Erfolg verholfen hat, lernt er Detective Chloe Decker kennen. Anders als die meisten Frauen lässt die sich von Lucifers Charme nicht einwickeln, was er als Herausforderung begreift. Um sie und seine eigene Sterblichkeit zu erforschen, sorgt er dafür, dass er als ziviler Berater der Polizei ihr Partner wird.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wieso „Lucifer“ so lange unter meinem Radar geflogen ist, durch die Werbeoffensive zum Ende der Serie bin ich nun jedenfalls aufmerksam geworden. Auch wenn mich das Konzept derzeit noch fatal an „Castle“ erinnert, ist die Figur des Teufels einfach zu faszinierend. Vor allem dann, wenn die Maske des charmanten Lebemanns fällt und Lucifer seine böse Seite zeigt – oder aber verletzlich wird, wenn seine (abgeschnittenen) Flügel gestohlen werden. Künftig bitte weniger Cop-Procedural und dafür mehr fantastische Elemente und ich habe eine neue Lieblingsserie.

4 von 5 Bananen mit „Daddy-Issues“.

Post Mortem (Staffel 1)

Live Hallangen ist tot, da ist sich die Polizei sicher. Als die junge Frau jedoch in der Gerichtsmedizin mitten in der Autopsie wieder aufwacht, wird das Ganze unter Scheintod verbucht. Nur Lives Vater, der Bestatter im Ort, ist misstrauisch. Zurecht, wie sich bald zeigt, denn Live entwickelt einen Heißhunger auf Blut und reagiert plötzlich extrem empfindlich auf Geräusche. Als ihr Vater sie aus dem Verkehr ziehen will, tötet sie ihn versehentlich, und Lives Bruder Odd erbt das Bestattungsinstitut. Und das steckt leider knietief in Schulden, weil in Skarnes einfach keiner stirbt. Das könnte sich nun ändern.

Die norwegische Version von „iZombie?“ Gewisse Parallelen lassen sich nicht leugnen, aber natürlich geht „Post Mortem“ die Thematik mit typisch nordischer Düsterkeit an. Das ist durchaus reizvoll, denn es verleiht der eigentlich übernatürlichen Geschichte unerwarteten Realismus. Trotzdem wollte bei mir in den sechs Folgen der Funke nicht überspringen, zu wenig klar war die Richtung, zu spät kommt die Handlung in Gang. Und den Preis für die sympathischste Hauptfigur gewinnt Live leider ebenfalls nicht. Immerhin, der makabre Humor ist superb.

3 von 5 blutleeren Bananen im Mahagoni-Sarg.