Im Schnelldurchlauf | Serien im Oktober

„You look like a homeless magician.“
(„Lucifer“)

Dafür, dass ich mich quasi permanent über mangelnden Nachschub beklage, habe ich diesen Monat zweifellos eine Menge Serien angehäuft. Und dabei im Hinblick auf die Bewertung auch so ziemlich alles abgedeckt. Mein Platz 1 des Jahres steht – wenn es keine große Überraschung mehr gibt – jedenfalls fest. Spoiler!

Star Trek: Lower Decks (Staffel 2)

Boimler hat es geschafft, er wurde nicht nur befördert, sondern auch auf die USS Titan versetzt, die von niemand Geringerem als Captain Riker befehligt wird. Doch er merkt schnell, dass ein Leben voller halsbrecherischer Abenteuer gar nicht so erstrebenswert ist. Als er dann bei einem TransporterunfallTM auch noch zweigeteilt wird, muss einer von ihnen wieder auf die Cerritos zurück. Dort hat sich in der Zwischenzeit nur wenig geändert. Captain Freeman bemüht sich zwar, in der ersten Liga mitzuspielen, doch ob Diplomatentransport oder Friedensverhandlungen, irgendwas geht immer schief.

Ich weiß nicht, diesmal finde ich es schwer, ein Fazit zur Staffel zu ziehen. Im Grunde hat sich „Star Trek: Lower Decks“ an das bewährte Rezept gehalten. Praktisch alle zehn Folgen der zweiten Staffel sind turbulent, witzig und schräg. Die Fehler, die die Figuren machen, sind nur allzu menschlich, manchmal aber auch hart an der Grenze zum Leichtsinn (vor allem für Sternenflotten-Offiziere). Doch das ist es eben, die Staffel hat uns nichts Neues gezeigt, auch die Figuren haben sich kaum weiterentwickelt. Highlight: Folge 9, als wir die Lower-Decks-Crews eines klingonischen und eines vulkanischen Schiffs erleben dürfen.

3 von 5 Bananen, die die volle Punktzahl erreichen wollen.

Lucifer (Staffel 2)

Da keiner mehr die Hölle bewacht, gelingt Lucifers „Mom“ die Flucht auf die Erde. Um sie zu bestrafen, verdammt er sie zu einem Leben in der sterblichen Hülle von Charlotte Richards. Sein Bruder Amenadiel verliert unterdessen seine Kräfte, versucht aber, das geheimzuhalten. Um Lucifer dazu zu bringen, mit ihr in den Himmel zurückzukehren, lässt Charlotte nichts unversucht, um ihn und Chloe auseinander zu bringen. Und als sich Lucifer seiner Therapeutin Linda zu erkennen gibt, weil die genug hat von seinen „Metaphern“, kommt es auch zum Bruch zwischen Linda und Dämonin Maze.

Okay, es passiert viel zu viel in der Staffel, um das alles kohärent zusammenzufassen. Nach wie vor bin ich nicht überzeugt vom Konzept „Fall der Woche“, aber gut, man scheint das durchziehen zu wollen. Davon abgesehen war mir auch das göttliche Familiendrama gelegentlich ein bisschen viel. Dennoch möchte ich behaupten, dass es keine einzige schlechte Folge gab, dafür aber jede Menge wirklich herausragende. Und das große Dilemma um den freien Willen, als sich herausstellt, dass Gott Chloes Geburt offenbar für Lucifer arrangiert hat – wow, einfach nur wow! Vom WTF-Cliffhanger ganz zu schweigen …

4 ½ von 5 Miracle-Babybananen.

Ella: „Studies show that the brain does some of its best work when it’s not trying. That’s why great ideas come in the shower.
Lucifer: „For me, it’s usually women.
(„Lucifer“)

Midnight Mass (Miniserie)

Riley Flynn kehrt nach einer Gefängnisstrafe wegen eines Autounfalls mit Todesfolge in sein Elternhaus nach Crockett Island zurück. Gleichzeitig trifft auch ein neuer Priester ein, da der alte Monsignor Pruitt bei seiner Pilgerreise nach Jerusalem angeblich erkrankt ist. Vater Paul findet in der Gemeinde schnell Anschluss, und als die bislang an den Rollstuhl gefesselte Leeza plötzlich wieder laufen kann, erhält die Kirche ungeahnten Zulauf. Doch der Priester hat ein Geheimnis und glaubt, dass Gott ihn für eine ganze besondere Aufgabe auserwählt hat.

Zu „Spuk in Hill House“ musste man mich noch drängen, bei Mike Flanagans neuestem Werk „Midnight Mass“ war das nicht nötig. Die Miniserie ist nicht weniger als ein Meisterwerk, vielleicht sogar die beste Produktion dieses Jahres. Sie zeigt, dass Glaube persönlichen Halt geben kann, aber auch dazu verleitet, die Verantwortung für das eigene Handeln abzulehnen. Mehr zu verraten, wäre schlicht unfair, nachdem ich selbst das Glück hatte, die Serie ohne jeden Spoiler zu sehen. Typisch für Flanagan ist hingegen die ruhige, kontemplative Atmosphäre und starke Fokussierung auf die Figuren.

5 von 5 Bananen, die nicht an Gott glauben.

Another Life (Staffel 2)

Niko Breckinridge, Kommandantin der Salvare, wird von den Achaia zu Friedensverhandlungen eingeladen, die jedoch recht einseitig verlaufen. Auf dem Rückflug zur Erde, um die Menschheit vor der Gefahr zu warnen, finden sie zufällig einen Planeten, der sich scheinbar für die Kolonisation eignet. Obwohl sich herausstellt, dass er bereits bewohnt ist, lassen sich die Kolonisten entgegen Nikos Befehl dort nieder. Mithilfe ihrer Mensch-Achaia-Hybrid-AI kann der Rest der Crew ein Wurmloch öffnen und einen Teil der Salvare zur Erde zurückschicken. Doch die Achaia planen bereits eine Invasion.

Neues aus der Reihe: Ich schaue miese Serien, damit ihr das nicht tun müsst. Oh Mann, möchte mir noch mal einer erklären, warum ich mir diese Zehn-Folgen-Folter angetan habe? Nichts ergibt irgendeinen Sinn, die stolpern von einer Story in die nächste und begegnen unterwegs drei (!) verschiedenen Alien-Rassen, die sich zwar alle als feindlich, aber auch als selten dämlich erweisen. Es ist ehrlicherweise empörend, dass Netflix mit meinen Abogebühren zwei Staffeln solchen Schunds produziert, während Serien mit tatsächlichem Plot (und so was wie echten Schauspielern) abgesetzt werden.

0 von 5 Bananen, die sich den Alien-infizierten Arm abhacken.

Izadora: „Show some respect.“
Raelle: „To the mushroom?“
(„Motherland: Fort Salem“)

Motherland: Fort Salem (Staffel 2)

Raelle, Tally und Abigail haben es endlich geschafft: Sie besuchen das War College. Abigail hat zunächst vor allem damit zu kämpfen, dass ihre Familie sie möglichst schnell verheiraten will, damit sie Nachwuchs produziert. Raelle, die durch ihre Verbindung mit dem Mutter-Myzel ungekannte Kräfte entwickelt, soll unterdessen zur „Hexenbombe“ ausgebildet werden, um die neu erstarkte Camarilla zu bekämpfen. Und Tally findet durch ihre kurzzeitige Verbindung mit General Alder heraus, wer hinter der Plage steckt. Um den Camarilla zuvorzukommen, sucht die Armee derweil nach bislang unentdeckten Hexen.

Zugegeben, zwischendurch hatte ich ein wenig Sorge, dass die zweite Staffel von „Motherland: Fort Salem“ vielleicht zu viele Plots auf einmal jongliert. Ob nun jeweils gerade die Plage oder die Camarilla am Zug ist, war zumindest für mich nicht immer ganz klar. Insgesamt aber wird die Historie, Tradition, Logik und sogar Sprache dieser Welt so umfassend erweitert, dass es eine helle Freude ist. Dennoch wirkt die Staffel eher wie ein Übergang, denn mit der neu entfachten Hexenjagd kommen künftig schwere Zeiten auf unsere Heldinnen zu. Und ich wünschte wirklich, sie würden mehr Folgen produzieren.

4 ½ von 5 Bananen, die nicht sterben können.

Maid (Miniserie)

Als ihr Freund Sean nach einer durchzechten Nacht ausrastet, schnappt sich Alex kurzerhand die gemeinsame Tochter Maddy und sucht das Weite. Doch ohne Geld oder Job bleibt ihr zunächst nur das Frauenhaus, wo sie sich eigentlich fehl am Platz fühlt. Zwar kann sie sich mit Sean schließlich auf gemeinsames Sorgerecht einigen und bekommt eine Sozialwohnung, doch um für Maddy sorgen zu können, muss Alex die Villen reicher Leute putzen. Dabei kommen nach und nach auch Erinnerungen an ihre eigene Kindheit hoch, die sie jahrelang verdrängt hat.

Ich hab mich mit „Maid“ anfangs ehrlicherweise schwer getan, denn so richtig wusste ich nicht, welche Richtung die Serie einschlagen will. Da berichtet Alex einerseits mit lakonischem Humor von den seltsamen reichen Leuten, bei denen sie putzt, und erlebt gleichzeitig schlimmsten emotionalen Missbrauch. Am Ende ist aber vielleicht gerade das der Punkt, wir erleben hier einen echten Menschen mit Ecken und Kanten, der an einem System verzweifelt, das ihm jede ernsthafte Flucht aus einer toxischen Beziehung verbaut. Das ist streckenweise hart mitanzusehen, aber auch enorm stark erzählt.

3 ½ von 5 Bananen aus dem 1-Dollar-Laden.