Star Trek: Deep Space Nine | The Die is Cast (3×21)

„I may not agree with what you did, but I can understand your desire to return home.“

Die Romulaner und Cardassianer beginnen ihren Angriff auf den Planeten der Founder, während Garak Odo verhört. Spoiler!

It’s a trap!

Die Flotte der Romulaner und Cardassianer bricht in den Gamma-Quadranten auf, und die Sternenflotte beschließt, den Ausgang des Unternehmens zunächst abzuwarten. Sisko soll sich zurückhalten, bis weitere Schiffe der Föderation eintreffen, um mögliche Gegenmaßnahmen des Dominions abzuwehren. Doch Sisko denkt gar nicht daran und macht sich mit der Defiant auf den Weg, Odo und Garak zu retten. Die sind derweil auf dem Weg zum Planet der Founder, und damit Enabran Tain sieht, dass er ihm trauen kann, übernimmt Garak das Verhör von Odo.

Ein Vorgeschmack auf Kommendes

Wo „Improbable Cause“ noch erkennbar eine Garak-Folge war, ist der zweite Teil dieses Zweiteilers fast als Vorgeschmack auf die schiere Größe der Geschichten zu deuten, die uns bei „Star Trek: Deep Space Nine“ künftig erwarten. Allein die Ausgangssituation von „The Die is Cast“ ist episch: Die vereinte Flotte von romulanischem und cardassianischem Geheimdienst macht sich auf, einen Völkermord zu begehen – und die Sternenflotte schaut zu.

Ich glaube, das war es auch, was mich damals beim ersten Sehen am meisten beeindruckt hat. Die gelassene Haltung von Admiral Toddman, der zwar nicht geradeheraus sagt, dass er den Plan gutheißt, es aber letztendlich impliziert, als er Sisko den direkten Befehl gibt, sich rauszuhalten. Und hier zeigt sich einmal mehr, aus welchem Holz der Commander und seine Crew geschnitzt sind. Während Sisko nicht lange fragen muss, wer ihn bei der Rettungsmission begleitet, führt ein Commander Eddington blind Befehle aus – selbst wenn diese das Schiff und seine Besatzung in Gefahr bringen.

Odo: „Of course. This whole plan was the Founders’ idea in the first place. You wanted the Tal Shiar and the Obsidian Order to combine forces and come into the Gamma Quadrant so you could wipe them out.“
Lovok: „Not exactly. Tain originated the plan, and when we learned of it, we did everything we could to carry it forward. The Tal Shiar and the Obsidian Order are both ruthless, efficient organisations. A definite threat to us.“
Odo: „But not after today.“
Lovok: „After today, the only real threats to us from the Alpha Quadrant are the Klingons and the Federation. And I doubt either of them will be a threat for much longer.“

Ein Plan im Plan

Die Stärke der Erzählung zeigt sich aber auch darin, dass ich den Plottwist nicht habe kommen sehen, obwohl ich die Serie zuvor schon mindestens zweimal komplett gesehen habe. Die Handlung entwickelt sich so elegant, das Zusammenspiel der Figuren ist so fesselnd, dass mir die entscheidenden Hinweise schlicht entgangen sind. Nicht nur war die Mission von vornherein zum Scheitern verurteilt, nein, in Tains Plan war auch noch ein Plan der Founder versteckt.

Diese kalkulierte Zielstrebigkeit des Dominions sollte uns wirklich Angst machen. Während wir es im Alpha-Quadranten mit zahlreichen Fraktionen zu tun haben, die teilweise gegeneinander arbeiten, tritt der Gamma-Quadrant geeint auf. Das Dominion nutzt die Gräben zwischen den einzelnen Völkern geschickt aus. Die Cardassianer und die Romulaner spielen laut dem Founder in Lovoks Gestalt nun keine Rolle mehr in diesem Krieg. Die einzigen nennenswerten Gegner bleiben die Klingonen und die Föderation. Und selbst da lässt er durchblicken, dass es bereits Pläne gibt, das zu ändern. Womöglich wäre es klug, wenn die Föderation genau jetzt eine Allianz mit den Klingonen anstrebte.

Zuhause ist …

„The Die is Cast“ kann aber noch mehr, denn eingebettet in den großen Plot behandelt die Folge zudem die Suche zweier Ausgestoßener nach ihrem Zuhause. Deep Space Nine war und ist nicht Garaks Zuhause, was nicht nur daran liegt, dass er der einzige Cardassianer auf der Station ist. Er hat sich dieses Heim nicht ausgesucht, er ist seinem wahren Zuhause dort nur so nahe, wie er sein kann.

Obwohl ich am Ende der letzten Folge fest davon überzeugt war, dass Garak sich Tain nur aus taktischen Gründen anschließt, ergibt es absolut Sinn, dass er ihm blindlings folgt. Dass er so dankbar ist, von seinem Mentor wieder aufgenommen zu werden und nach Cardassia zurückkehren zu können, dass er über die vorangegangenen Demütigungen gerne hinwegsieht. Erst, als er erkennt, dass er über diesen Teil seines Lebens hinausgewachsen ist, dass ihm die Dinge, die er früher geliebt hat, nun keine Freude mehr bereiten (ganz im Gegenteil), wacht er auf und sieht Tain so, wie er wirklich ist. Im Grunde hat er sein Zuhause damit ein zweites Mal verloren.

Garak: „When this is over, I’ll take you back to Deep Space Nine.“
Odo: „No, not the station. Home, with my people.“
Garak: „You want to return to the Founders? I thought you’d turned your back on them.“
Odo: „They’re still my people. I tried to deny it, I tried to forget, but I can’t. They’re my people and I want to be with them in the Great Link.“

Allein unter Fremden

Garak ist mit seiner Sehnsucht nicht alleine, das erfahren wir in dem grausamen Verhör, das er gezwungen ist, an Odo durchzuführen. (Der „quantum stasis field generator“ ist eine wirklich fiese, wenngleich künftig vielleicht noch nützliche Erfindung. Der treffendste Vergleich, der mir eingefallen ist, ist Schlafentzug als Foltermethode.) Am Ende seiner Kräfte gesteht Odo, dass er nach Hause zurückkehren möchte – und meint damit nicht etwa Deep Space Nine, wo er immerhin den Großteil seines Lebens verbracht hat, sondern den Great Link seines Volkes. Es ist abzusehen, dass das bei all seinen Prinzipien irgendwann zur Krise führen muss.

The Note is Cast

• Die Eingangsszene spiegelt sehr geschickt den Beginn der vorherigen Folge. Diesmal isst Bashir zusammen mit O’Brien und übernimmt dabei Garaks Part als derjenige, der die ganze Zeit redet.
• Und am Ende schlägt Odo Garak vor, dass sie mal zusammen frühstücken sollten – obwohl er nicht isst. Eine unerwartete Freundschaft.
• Sisko widersetzt sich wieder einmal direkten Befehlen und wird nicht dafür bestraft. Immerhin wird das diesmal aber direkt angesprochen, alles andere wäre nämlich langsam auch lächerlich.

4 ½ von 5 Bananen, die nach Hause wollen.

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