Star Trek: Discovery | The Examples (4×05)

„Great science was never accomplished with caution.“

Die Discovery leitet eine Evakuierung, während Stamets mit Kollege Tarka ein Modell der DMA erstellt. Spoiler!

Nothing in space just disappears

Die DMA verschwindet urplötzlich und taucht an einer Lichtjahre entfernten Stelle wieder auf, was den Schluss nahelegt, dass es sich nicht um ein natürliches Phänomen handelt. Während die Föderation im Dunkeln tappt, wer so hochentwickelte Technologie besitzen könnte, kommt Wissenschaftler Ruon Tarka auf die Discovery, um zusammen mit Stamets ein Miniatur-Modell der DMA samt Steuerung zu bauen. Unterdessen organisiert Michael die Evakuierung einer kleinen Kolonie auf einem Asteroiden, der sich in der neuen Flugbahn der DMA befindet. Der Magistrat will einige Gefangene zurücklassen, deshalb machen sich Michael und Book allein auf den Weg, sie zu retten.

Deutliche Verbesserung gegenüber der Vorwoche

Nanu, nach dem Reinfall von letzter Woche war das eine überraschend gute Folge. Zwar fand ich nicht jeden Plot gleichermaßen interessant, aber das ist wohl Geschmackssache. Ich hab es nun mal mehr mit Forschung und Wissenschaft als mit moralisierenden Rettungsaktionen. Und selbst wenn ich ein klitzekleines bisschen enttäuscht bin, dass die Anomalie nun offenbar doch künstlichen Ursprungs ist, sind da weiterhin so viele Fragen offen, dass wir gespannt sein können, wo uns das hinführt.

Saru: „Natural phenomena do not disappear and reappear elsewhere.“
Book: „Doesn’t that violate the laws of physics?“
Stamets: Every law we know of, that is.“

Rette mich, aber zu meinen Bedingungen!

Weil sich der Folgentitel nun aber gerade auf die Gefangenen bezieht, an denen ein Exempel statuiert wird, lasst mich mit diesem Plot beginnen. Diese Gefangenen sind bis auf eine Ausnahme keine Verbrecher im eigentlichen Sinne, doch in guter alter Tradition der Smaragdkette werden einfach alle gleich bestraft – der Mörder wie der Dieb aus Not. Als die Zerstörung des Asteroiden droht, verschwendet der Magistrat keinen zweiten Gedanken an diese Leute, sie haben in seinen Augen sowieso den Tod verdient.

Ich meine, natürlich hat Michael recht, wenn sie darauf besteht, alle zu retten, aber es fällt so schwer, dahinter mehr zu sehen als persönliche Profilierungssucht. Die ganze Story ist außerdem so eindeutig auf die beiden Pfeiler Action und Moral ausgelegt, dass sie nicht einmal Spaß macht. Und als die Gefangenen dann auch noch zu diskutieren anfingen, dass sie sich aber bitteschön nur retten lassen, wenn ihre Fälle neu aufgerollt werden, hab ich das Interesse endgültig verloren. Erzählt mir was von Prioritäten, Zeitdruck herrscht auch grundsätzlich nur dann, wenn gerade mal nicht über Menschenrechte debattiert wird.

Liebe deinen Nächsten, aber vergiss dabei nicht dich selbst

Was Michael ihr Heldenkomplex, ist Culber sein Retterkomplex. Oder Helfersyndrom, keine Ahnung, wie sie das am Ende in der Synchronisation übersetzt haben. Diesen kleinen Einschub mochte ich, auch wenn er für das große Ganze wenig Relevanz hat. Aber er zeigt, dass Culber genauso sehr unter Schuldgefühlen eines Überlebenden leidet wie Book und sie als Antrieb nimmt, anderen zu helfen. Kovich bezeichnet es treffend als „purpose you’re meant to fulfill“, weil er sonst nicht damit klar käme, dass ausgerechnet er eine zweite Chance bekommen hat und so viele andere Menschen nicht.

Natürlich ist die Frage, wie lange er das noch aushält ohne auszubrennen. Das Faszinierende an seiner Konsultation mit Kovich ist ja, dass der – weil er nur wenig Zeit hat – alles auf das Wesentliche komprimiert. Dadurch wirken seine Worte harsch und regelrecht gefühllos, aber er versteht besser als viele andere, wie wichtig es zuweilen ist, klare Ansagen zu machen. Und sein „whether or not you are a miracle, you are only human“ ist so deutlich, wie es nur geht.

Book: „You know who’s behind the DMA, don’t you?“
Tarka: „You say that with such confidence.“
Book: „A man only gets as close as you did when he has some idea what’s over the cliff.“

Genie und/oder Wahnsinn?

Der wirklich interessante Teil der Folge ist jedoch die Forschung an der DMA. Ehrlicherweise bin ich ein kleines bisschen entsetzt, dass die ein echtes schwarzes Loch innerhalb eines Raumschiffs (!) erzeugt haben. Gibt es dagegen keine Vorschriften bei der Sternenflotte? Stamets jedenfalls lässt sich trotz seiner Antipathie für Tarka schnell mitreißen, da war er wirklich so ein bisschen wie ein Kind im Bonbonladen. Zum Glück behält wenigstens Saru einen kühlen Kopf und bricht das Experiment kurz vor der Katastrophe ab.

Viel mehr als das, was sie auch schon vorher vermutet haben, lernen sie daraus nicht. Die Anomalie wird definitiv von jemandem gesteuert, das ergab sich bereits aus der Tatsache, dass sie einfach so verschwinden und woanders wieder auftauchen kann. Neu ist, dass dafür immense Mengen von Energie benötigt werden. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, hat also nicht nur das Knowhow, sondern auch einen schier unbegrenzten Energievorrat.

Vance nennt ein paar Kandidaten, die Metrons, die Nacene, die Iconians und auch das Q-Kontinuum. Da das alles aber bisher rein spekulativ ist, nennen sie den Verursacher aktuell 10-C. Keine Erklärung übrigens für diesen seltsamen Namen. Bemerkenswert ist vielleicht noch die Szene am Ende, als Tarka mit Book redet und letzterer die Vermutung äußert, dass Tarka weiß, wer dahinter steckt. Findet es eigentlich noch jemand verdächtig, dass er sich mit Stamets und Book ausgerechnet die zwei Crewmitglieder rauspickt, die den Sporen-Antrieb bedienen können?

Exemplary Notes

• Wenn ein Satz Tarka zusammenfasst, dann dieser: „You may not like me, but I love me.“
• Und sein Modell aus Kartoffelbrei und einer Erbse war so eine schöne Hommage an „Unheimliche Begegnung der dritten Art“.
• Zora entwickelt Gefühle. Ich sag’s euch, meine Prognose von letzter Staffel wird sich noch als richtig erweisen, dass sie irgendwann einen eigenen Willen hat und nicht mehr widerspruchslos macht, was man ihr befiehlt.

4 von 5 Bananen im Eindämmungsfeld.

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