Im Schnelldurchlauf | Serien im März

„Sind Sie schwanger oder … einfach nur unfassbar fett?“
(„Inventing Anna“)

Der März war im Hinblick auf Serien kein allzu guter Monat. Es gab wenig, was mich reizte, noch mehr, was mich enttäuscht hat, und am Ende hab ich mich stattdessen durch fast drei Staffeln „emergency room“ gebinged. Das immerhin hat Spaß gemacht. Was weniger, erfahrt ihr im Schnelldurchlauf. Spoiler!

Hanna (Staffel 2)

Hanna und Clara verstecken sich im Wald, doch mit dem Versprechen, sie zu ihrer Mutter zu bringen, lockt Marissa Clara in die Falle. Sie wird wieder zu den anderen Mädchen gebracht, die mittlerweile in The Meadows untergebracht sind, um auf ihr Leben als Agentinnen vorbereitet zu werden. Sie alle bekommen Tarnidentitäten, die einige von ihnen so sehr verinnerlichen, dass sie sie für Realität halten. Als Hanna beim Versuch, Clara zu befreien, gefangengenommen wird, will man sie ebenfalls in das Programm eingliedern. Erschöpft von einem Leben auf der Flucht, ist Hanna nicht abgeneigt.

Die zweite Staffel von „Hanna“ unterscheidet sich so massiv von der ersten, dass ein Vergleich kaum möglich ist. Durch den starken Fokus auf die Utrax-Mädchen und ihre Ausbildung, die im Wesentlichen einer Gehirnwäsche entspricht, ist die Geschichte nun weitaus psychologischer. Auch Hanna bekommt dadurch mehr Tiefe, denn es ist durchaus nachvollziehbar, dass sie sich von einer Gemeinschaft Gleichartiger angezogen fühlt. Mein größtes Problem ist, dass ich langsam nicht mehr durchblicke, welche Fraktionen es eigentlich gibt und wer noch zu den Guten gehört.

4 von 5 Bananen mit neuer Frisur.

The marvelous Mrs. Maisel (Staffel 4)

Nachdem Midge von Shy Baldwin aus dem Vorprogramm geschmissen wurde, beschließt sie, keine Kompromisse mehr einzugehen. So landet sie in einem illegalen Striptease-Lokal, wo sie zwischen den Auftritten die Ansagen macht. Indem sie den Laden komplett umkrempelt, wird er zum Riesenerfolg, doch die lukrativen Angebote bleiben weiterhin aus. Unterdessen gründet Susie eine richtige Managementfirma und nimmt weitere Künstler unter Vertrag. Und Midges Ex-Mann will seinen Eltern endlich seine neue Freundin vorstellen. Das Problem: Mei ist nicht nur keine Jüdin, sondern auch noch Chinesin.

Ich will nicht lügen, Midge hat mich den Großteil dieser acht Folgen einfach nur wahnsinnig gemacht. Und der beste Moment der ganzen Staffel war definitiv, als Lenny Bruce ihr deswegen gehörig den Marsch bläst. Letztendlich aber passiert so erschreckend wenig, dass ich mich frage, wozu diese Staffel eigentlich gut war. Midge tritt beruflich wie persönlich auf der Stelle, da macht es fast mehr Spaß, Susies Abenteuer zu verfolgen. Die gerät bei ihrer Firmengründung zwar irgendwie an die Mafia, aber hey, die Typen sind wenigstens nett. Ja, na ja, insgesamt war’s nicht der große Wurf.

2 ½ von 5 Bananen, die nur eine Telefonleitung haben.

„Sie haben nur eine Gabel?!“
(„The marvelous Mrs. Maisel“)

Inventing Anna (Miniserie)

Journalistin Vivian Kent überredet ihren Vorgesetzten, eine Story über Anna Delvey schreiben zu dürfen. Die sitzt als mutmaßliche Hochstaplerin gerade in Untersuchungshaft, nachdem sie sich als deutsche Millionenerbin ausgegeben und in die New Yorker Highsociety eingeschlichen hat. Durch geschicktes Ausspielen von Investoren, Banken und Förderern konnte sie so mehrere Hunderttausend Dollar ergaunern – und gleichzeitig die Leichtgläubigkeit der Superreichen vorführen. Doch während Vivian versucht, hinter Annas Fassade zu schauen, stößt sie auf immer neue Ungereimtheiten.

„Inventing Anna“ beruht auf der wahren Geschichte von Anna Sorokin, die sich als Anna Delvey neu erfand, um ein Leben auf Kosten anderer zu führen. Die größte Schwierigkeit der Serie: Anna ist unausstehlich. Da sie als Sympathieträgerin ausfällt, behilft man sich damit, die Geschichte aus der Sicht von Reporterin Vivian zu erzählen – ein Kunstgriff, der sich als Segen erweist, da er der Erzählung Dynamik verleiht. Vieles an der Geschichte ist jedenfalls entlarvend für unsere Gesellschaft des schönen Scheins, manches allerdings auch ganz schön plakativ. Persönliche Meinung: Die Serie hätte mit Folge 7 enden sollen.

3 von 5 falschen deutschen Bananen-Erbinnen.

Archive 81 (Staffel 1)

Dan Turner arbeitet als Archivar beim Museum für Bewegte Bilder, als er von einer mysteriösen Firma namens LMG einen lukrativen Auftrag erhält. Er soll einige Filmbänder restaurieren, die 1994 bei einem Brand im Visser Apartment Gebäude beschädigt wurden. In einem abgelegenen Haus in den Catskills macht er sich an die Arbeit und sichtet die Bänder einer gewissen Melody Pendras, die damals einem geheimnisvollen Kult auf der Spur war. Doch je tiefer er in die Geschichte vordringt, desto klarer wird, dass nicht nur sein Arbeitgeber, sondern auch er selbst darin verstrickt ist.

Ich bin echt kein Fan von Horrorgeschichten und wurde mehr oder weniger dazu überredet, mir „Archive 81“ anzusehen. Und ganz ehrlich, eine Serie, nach deren letzter Folge ich als erstes ein „Ending explained“ bei YouTube suche, kann ich nicht ruhigen Gewissens als gut bezeichnen. Aber ich will „Archive 81“ zugestehen, dass darin eine schön mysteriöse Atmosphäre erzeugt wird und das Puzzle um den Kult in Teilen durchaus faszinierend ist. Mag auch sein, dass jüngere Zuschauer, die nicht mit analoger Aufnahmetechnik aufgewachsen sind, das alles gruseliger finden.

2 ½ von 5 verrauschten Bananen auf VHS.