Star Trek: Picard | Watcher (2×04)

„History’s darkest moments can be a tipping point for change. There’s still good here.“

Picard macht sich auf die Suche nach dem „Watcher“, während Seven und Raffi Rios befreien wollen. Spoiler!

Distance offers no protection from time

Raffi und Seven versuchen zunächst auf offiziellem Wege, etwas über Rios’ Verbleib in Erfahrung zu bringen. Als das nicht funktioniert, klaut Raffi ein Polizeiauto und hackt sich ins System, wodurch sie herausfinden, dass man Rios in einem „Sanctuary District“ verschwinden lassen will. Unterdessen beamt sich Picard zu den Koordinaten, die Jurati von der Borg-Königin gestohlen hat, und findet dort Guinan. Die allerdings kennt Picard noch nicht und traut ihm noch viel weniger. Um die La Sirena schnell wieder in Schuss zu bringen, lässt sich die nun auf sich allein gestellte Jurati auf einen Deal mit der Königin ein.

Füller, die zweite

Was denn, nach letzter Woche noch so eine Folge, die uns kein bisschen voranbringt? Und das, wo die Staffel schon nur zehn Folgen hat, oh Mann. Also, mich jedenfalls hat „Watcher“ ziemlich kalt gelassen, trotz des insgeheim sowieso erwarteten Auftritts einer jungen Guinan. Alles rund um Rios, Raffi und Seven wirkt dagegen wie einer komplett anderen Serie entrissen und hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mit dem Plot um die kaputte Zeitlinie zu tun. Ehrlicherweise finde ich die seltsame Beziehung zwischen Jurati und der Borg-Königin aktuell am spannendsten.

Guinan: „You’re looking for a Supervisor, otherwise known as a Watcher. They’re peppered through the galaxy, assigned to protect the destiny of certain individuals.“
Picard: „Assigned by whom? And what do you mean by destiny?“
Guinan: „You know, it’s all kinds of vague. They’re not big explainers. They see themselves as kind of guardian angels. No humility problem there.“

Picard nimmt die Sache selbst in die Hand

Lasst uns nicht allzu lange nach Logik fragen. Wie Picard und Jurati das Datum ausklamüsern, an dem die Veränderung passiert, kam mir jedenfalls reichlich konstruiert vor. Zumindest wissen wir nun, sie sind am 12. April 2024 gelandet und haben noch drei Tage Zeit. (Leider heißt das auch, dass die „Bell Riots“ definitiv keine Rolle spielen werden, denn die finden erst im September 2024 statt. Schade, dass man so einen wichtigen Punkt der „Trek“-Geschichte ignoriert, aber das ist dann wohl Service für die Neu-Fans.) Ich schätze, Picard ist klar, dass seine drei Kollegen gerade eine andere Serie erleben, deshalb macht er sich dann auch selbst auf die Suche nach dem „Watcher“.

Der nicht Guinan ist. Ich meine, es wäre auch zu offensichtlich gewesen. Auf der anderen Seite trägt genau das zu dem Gefühl bei, dass diese Folge wieder nur Füller ist. Denn letzten Endes tun die Beiden ja nichts weiter, als darüber zu diskutieren, dass Veränderung Zeit braucht und die Menschen eine zweite, dritte, vierte Chance verdient haben, bla di blub. Bis wir schließlich erfahren, dass der „Watcher“ oder auch „Supervisor“ (in der deutschen Synchro „Aufseher“) jemand ist, der so aussieht wie Laris. Whaaaat? Okay, an dem Punkt war ich so restlos verwirrt, dass mich das schon gar nicht mehr überrascht hat.

Jurati, die ewige Außenseiterin

Zurück zu Jurati, die ähnlich wie in der ersten Staffel langsam aber sicher meine Lieblingsfigur wird. (Bitte lasst sie nicht wieder so eine Dummheit begehen wie beim Mord an Maddox.) Dass sie sich allein und ausgeschlossen fühlt, mag manchem komisch vorkommen, schließlich ist sie Teil der Crew und die anderen verlassen sich auf sie. Aber ich kenne das Gefühl, wenn andere nur den Nutzen in einem sehen und nicht die Person dahinter. (Herrgott noch mal, Raffi und Seven schreien sie sogar an, dass sie sich mit der Reparatur gefälligst beeilen soll.) Ich vermute, dass Rios versucht hat, ihre Fassade zu durchbrechen, bei den anderen bin ich mir da nicht so sicher. Würde auch nur einer von denen Jurati als Freundin bezeichnen?

Und genau deshalb ist es in meinen Augen grob fahrlässig, sie jetzt mit der Borg-Königin allein zu lassen. Seven scheint daran von Anfang an nicht einen Gedanken verschwendet zu haben, was seltsam genug ist. Doch selbst Picard, der gerade eben erst erlebt hat, wie manipulativ die Königin ist, denkt offenkundig kein zweites Mal darüber nach. Spätestens jetzt bin ich überzeugt davon, dass sich Jurati schlussendlich in irgendeiner Form auf die Königin einlassen wird und als Borg endet. Sie sehnt sich danach, um ihrer selbst willen akzeptiert zu werden, und niemand sonst kann oder will ihr das geben.

Jurati: „Cloaking doesn’t matter right now.“
Borg-Königin: „Says the woman who won’t meet my gaze for fear of being seen. To be in plain view but still unafraid. There’s great strength in that.“

Derweil in der anderen Serie …

Raffi und Seven betätigen sich währenddessen als Autodiebe und Straßenrowdys. Ich will nicht leugnen, dass Sevens Kampf mit dem Auto einen gewissen Charme hat, und die beiden sich streiten wie ein altes Ehepaar. Aber darüber hinaus? Wir erfahren ja nicht mal mehr, ob es ihnen gelingt, Rios zu befreien, bevor auch schon der Abspann rollt. Wenn überhaupt ein Plot noch unwichtiger war, dann der von Rios selbst, denn der sitzt die ganze Folge über in einer Zelle, wird einmal getasert und erzählt einem Wachmann seine Geschichte, die sogar für mich bekloppt klang. Könnten wir bitte nächste Woche allen wieder was Sinnvolles zu tun geben?

Watching Notes

• Helft mir mal. Laut Kanon hieß das „Ten Forward“ damals auf der Enterprise so, weil es sich auf Deck 10 am Bug des Schiffes befand. Wenn Guinan also später auf der Erde eine Lokalität namens „10“ in der Forward Avenue eröffnet, lässt sich das mit Nostalgie erklären. Aber wie genau will man erklären, dass sie dieselbe Lokalität schon hat, bevor die Enterprise überhaupt gebaut wird?
• Insgesamt finde ich die Synchronisation von „Star Trek: Picard“ ja durchaus gelungen, aber wieso man das „dear“ der Königin konsequent als „Süße“ übersetzt hat, will mir nicht in den Kopf. Dadurch klingt es, als flirte sie schamlos mit Jurati.
• Noch eine kurze Szene mit Q, die ich allerdings nicht verstanden habe. Er schnippst und nichts passiert, was ihn selbst überrascht. Hat er seine Kräfte verloren?

2 von 5 Bananen, die noch nie etwas von Verkehrsregeln gehört haben.

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