Star Trek: Picard | Fly me to the Moon (2×05)

„I have devoted my entire being to protecting one individual, a single string in a grand tapestry to which I’m not privy.“

Picard erfährt, welches Ereignis wahrscheinlich die Zeitlinie verändert. Die Borg-Königin lockt Jurati aus der Reserve. Spoiler!

I am the only one in the entire universe that has ever truly seen you

Picard kann Tallinn, die „Watcher“, davon überzeugen, dass er ehrbare Absichten hat. Daraufhin erzählt sie ihm, dass sie beauftragt ist, seine Vorfahrin Renée Picard zu beschützen. Die soll in drei Tagen zur Europa-Mission aufbrechen, die einen wichtigen Meilenstein des Weltraumprogramms darstellt. Doch Renée zweifelt – worin sie Q als ihr Psychiater noch bestärkt. Auch Adam Soong, der illegale Experimente durchführt, um ein Heilmittel für seine chronisch kranke Tochter Kore zu finden, erhält Besuch von Q. Auf der La Sirena ist Jurati derweil gezwungen, die Borg-Königin zu töten, die einen Polizisten in ihre Gewalt gebracht hat.

Zu viele Plots in zu kurzer Zeit

Nach zwei Folgen, in denen praktisch überhaupt nichts passiert ist, wirkt „Fly me to the Moon“ einfach nur heillos überladen. (Zumal die Folge die bislang kürzeste der Staffel ist.) Es ist zwar erfreulich, dass die Story dadurch endlich vorankommt, andererseits greift so manches Puzzleteil ein bisschen zu gefällig. Und wieso es nötig war, mit Adam Soong und seiner Tochter ausgerechnet jetzt noch einen weiteren Plot in die Runde zu werfen, ist mir ehrlich zu hoch. Insgesamt habe ich das Gefühl, das wir gerade von einer falschen Fährte auf die nächste gelockt werden.

„I am the evolution of stardust. I’m the gentle flutter of a butterfly. I am Death, Destroyer of Worlds. And I’m also a big fan of your work and a visionary who knows how important you are to the future of this planet.“

Die umtriebigen Picards

Ihr werdet mich für diesen Vergleich hassen, aber die Serie betritt mit dieser Folge gefühlt „Star Trek: Discovery“-Terrain. Klar, „Star Trek: Picard“ trägt den Helden bereits im Titel, es ist also naheliegend, dass sich alles um ihn dreht. Aber in derselben Weise, in der bei der Schwesterserie grundsätzlich alles irgendwie mit Michael Burnham zu tun hat, ist es hier natürlich eine Vorfahrin Picards, die entscheidend für die Gründung der Föderation ist. (Übrigens ungeachtet der Tatsache, dass „Star Trek: Deep Space Nine“ bereits etabliert hatte, dass das entscheidende Ereignis die „Bell-Riots“ sind.)

Aber gut, dann ist eben Renée Picard die Schlüsselfigur. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass man uns nur die halbe Geschichte erzählt – sei es, um Spekulationen anzuheizen oder uns gezielt in die Irre zu führen. Die Möglichkeit, dass Q die Zeitlinie aktiv beeinflusst, stand zwar immer im Raum, doch je mehr ich darüber nachdenke, desto seltsamer kommt mir das vor. Er war niemals bösartig, seine Spielchen, so nervig sie auch sind, dienten stets nur dazu, die Menschen etwas zu lehren. Und sagte er nicht sogar explizit, der Bruch der Zeitlinie sei Picards Schuld? Meine Vermutung: Am Ende ist nicht Q der Auslöser, sondern Picard und sein Versuch, ihn aufzuhalten.

Party-Crasher „Star Trek“-Style

Was mich zu dem Plan bringt, sich auf eine Gala zu schmuggeln, die geradezu absurd strenge Sicherheitsmaßnahmen hat. Was genau sie dort eigentlich tun wollen, ist ähnlich nebulös wie Juratis Vorhaben, sich von den Handschellen zu befreien und ins System zu hacken, um ihnen Zugang zu verschaffen. In der ersten Staffel war die fünfte Folge das chaotisch schräge Intermezzo „Stardust City Rag“. Ich ahne, dass die nächste Folge das Äquivalent dazu wird, diesmal mit einer Art Heist auf einer Astronauten-Party.

Nebenbei möchte ich feststellen, dass aus dem Konzept des „Watcher“ erschreckend wenig gemacht wurde. Sie verweisen zwar kurz auf Gary Seven aus der Originalserie, aber das war’s eigentlich auch schon. Angesichts dessen, dass man sich nicht mal traut, auf Ereignisse aus weniger alten Ablegern Bezug zu nehmen, mutet es schon etwas komisch an, dass hier etwas so Wichtiges vorausgesetzt und praktisch nicht erklärt wird. Abgesehen davon hatte ich das Gefühl, dass Tallinn aus keinem besonderen Grund von Orla Brady verkörpert wird außer dem, dass sie die Schauspielerin bereits unter Vertrag hatten.

„You’re alone, Agnes. In every timeline, every permutation, in every reality of this universe, you are utterly alone.“

Noch ein moralisch fragwürdiger Soong

Ähnliches ließe sich wahrscheinlich auch über Brent Spiner sagen, der den nunmehr wievielten Soong spielt? Ich meine, wow, entweder haben die echt starke Gene, dass alle Männer dieser Linie praktisch gleich aussehen. Oder wir dürfen das langsam als unausgesprochenen Hinweis deuten, dass die sich schon seit Generationen selbst klonen. Ansonsten bleibt vorerst unklar, welche Bedeutung sein Auftreten in dieser Zeit hat. Dass Adam Soong irgendwie wichtig ist, konnte man schon in „Penance“ vermuten, als bei einer Panorama-Aufnahme kurz eine Holo-Statue von ihm zu sehen war.

Jurati und ihre neue beste Freundin

Dass ich nun erst ganz zum Schluss zu Jurati komme, soll übrigens nicht heißen, dass ihr Plot unwichtig wäre. Wie gesagt, es passiert einfach viel zu viel in der Folge, und über diesen Part könnte ich vermutlich ganze Romane schreiben. Zumindest sieht es so aus, als könnte ich richtig damit liegen, dass Jurati die neue Borg-Königin wird. Denn als sie die Königin erschießt, um den Polizisten zu retten, stellt sich heraus, dass bereits ein starkes Band zwischen ihnen besteht. Es ist schwer zu sagen, ob Jurati einfach überrumpelt wird oder sich aktiv dafür entscheidet, den Geist der Königin in sich aufzunehmen. Fürs erste hat sie sie nun jedenfalls als eine Art Geist an ihrer Seite. (Was mich frappierend an die „Harveys“ aus „Battlestar Galactica“ erinnert.)

Fly me to the Notes

• Das mit dem Polizisten fand ich alles arg konstruiert. Der übersieht allen Ernstes die schlafende Jurati, aber findet das getarnte Schiff?! Und da sie seine Erinnerung gelöscht haben: Wann wird er wohl merken, dass er keine Milz mehr hat?
• Das ist ja ein Thema für sich, aber kommt Raffi, Seven und Rios eigentlich jemals in den Sinn, dass es Auswirkungen auf die Zukunft haben könnte, wenn sie einen ganzen Bus voller Immigranten befreien, die dazu bestimmt waren, zu „verschwinden“?
• Und es gibt mir auch zu denken, dass wir nie explizit gesehen haben, dass sie Rios’ Kommunikator in der Klinik mitgenommen haben. Ist da noch was geplant?

3 ½ von 5 Bananen, die von Brent Spiner gespielt werden.

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