Star Trek: Discovery | Rosetta (4×11)

„We have much to convey and no idea how long it will take to do so.“

Um sich auf den Besuch bei Spezies 10-C vorzubereiten, erkundet die Discovery einen verlassenen Planeten. Spoiler!

Don’t screw it up!

Bevor sie zum Erstkontakt mit den 10-C aufbrechen, macht die Discovery einen Abstecher zu einem nahegelegenen Planeten. Sie vermuten, dass es sich dabei um die verlassende Heimatwelt der Spezies handelt und sie dort möglicherweise Hinweise finden, wie sie am besten mit ihnen kommunizieren können. Der Außeneinsatz verläuft nicht ganz nach Plan, verhilft ihnen aber zu der Erkenntnis, dass Spezies 10-C offenbar Kohlenwasserstoffe nutzt, um Gefühle zu vermitteln. Währenddessen schleichen sich Book und Tarka an Bord, um die Systeme so zu modifizieren, dass sie ihr Schiff unbemerkt an die Discovery heften können.

Das retardierende Element als Kunstform

Ernsthaft, diesmal weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. „Rosetta“ strotzt nur so vor Unsinn und dient – auf das Wesentliche heruntergebrochen – erneut nur dazu, die Handlung zu strecken. Ironischerweise ging ich bis zum Abspann auch davon aus, dass dies das Staffelfinale ist, und war einigermaßen irritiert, dass man den Ersten Kontakt offenbar in die nächste Staffel schieben will. Doch mitnichten, plötzlich wurden bei IMDb zwei weitere Folgen ergänzt, die das Elend noch weiter in die Länge ziehen sollen.

„For as much as we like to bury certain emotions, perhaps it is freeing to acknowledge that we would not be who we are had we not experienced all that we did.“

If you’re happy and you know it

Allübergreifendes Thema der Staffel sind jedenfalls Gefühle. Das war anfangs noch ganz reizvoll, mittlerweile zehrt es aber wirklich an den Nerven, dass die Crew immer und überall über ihre Gefühle sprechen muss. Selbst dann, wenn es gerade Wichtigeres zu tun gäbe – wie zum Beispiel die Galaxis retten. „I am not okay“ wird immer mehr zum Mantra dieser Staffel. Und welch ein Zufall, da finden sie heraus, dass Spezies 10-C über Gefühlsstaub kommuniziert! Was übrigens eine mutige Interpretation ist, wenn ihr mich fragt, denn das bloße Vorhandensein von Pheromonen (mit denen die Kohlenwasserstoffe verglichen werden) bedeutet ja auch nicht automatisch, dass wir damit kommunizieren. Zumindest nicht bewusst.

Das Enttäuschendste daran ist für mich, dass ich mit dieser kleinen Information bereits voraussagen kann, wie sie den Konflikt lösen werden. Was die zwei überraschend aufgetauchten Folgen vollends überflüssig macht. Erstens sind die 10-C biologisch so anders, dass sie uns gar nicht als intelligente Lebensform erkannt haben. Ergo ist ihre Schneise der Verwüstung in unserer Galaxis ein Versehen, für das sie sich vermutlich tausendmal entschuldigen werden. Und zweitens, was für ein lustiger Zufall, wir haben da einen Empathen an der Außenhülle kleben, der mit nicht-menschlichen Wesen kommunizieren kann. Happyend, 10-C tritt der Föderation bei.

Zeitraubender Umweg

Aber auch unabhängig davon funktioniert die Folge hinten und vorne nicht und ergeht sich in allerlei schreienden Absurditäten. (Und nein, ich rede hier nicht über die alberne Slow-Mo-Szene von Michael und Co. beim Aufbruch zu ihrer Mission.) So verständlich ich zum Beispiel den Wunsch finde, sich auf den Erstkontakt vorzubereiten, halte ich es bei einem Zeitfenster von 29 Stunden ehrlich gesagt für grob fahrlässig, noch eben einen Forschungsausflug zu einem Planeten zu machen. Bei dem auch zu keiner Sekunde der Zeitdruck zu spüren ist, schließlich müssen wir ja zwischendurch noch mal über unsere Gefühle reden.

„Nothing like coming home to an unexpected hostage, am I right?“

Zwei unbelehrbare Idioten in Aktion

Der Award für den größten Mumpitz des Abends geht allerdings an Book und Tarka. Die Frage, wie sie nun eigentlich konkret durch die Galaktische Barriere gekommen sind, wird gar nicht erst gestellt (nicht, dass ich mich beschwere). Dass die beiden allerdings so gar keine Demut besitzen, weil sie die aktuelle Situation überhaupt erst ausgelöst haben, sondern im Gegenteil sogar planen, die gleiche Scheiße noch mal durchzuziehen, ist an Egoismus nicht zu überbieten.

Und dann will mir diese Serie ernsthaft erzählen, dass es Zora nicht bemerkt, wenn sich ein paar Leute unerlaubt aufs Schiff beamen?! Nicht nur das, sondern anschließend auch noch ziemlich gechillt herumspazieren und die Crew bei ihren privaten Gesprächen belauschen. (Was natürlich nur dazu dient, noch ein paar unwichtige Subplots mehr reinzuquetschen, wie zum Beispiel Adiras plötzliche Heldenverehrung für Detmer.) Ganz zu schweigen davon, dass die Discovery angeblich sogar so was wie Sensoren hat, denen jedoch entgeht, dass Books Schiff hinter einem zufällig dort herumschwebenden Asteroiden versteckt ist. Entschuldigt mich, während ich meinen Kopf auf den Tisch hauen gehe.

Translated Notes

• Ndoye, die Repräsentantin von Titan, ist übrigens die Einzige, die noch etwas Verstand zu haben scheint. Sie findet diese ganze Side-Mission nämlich auch bescheuert.
• Die Erwähnung von Raktajino erinnerte mich schmerzhaft daran, dass das Franchise bei „Star Trek: Deep Space Nine“ mal richtig gut war.
• Und nur, damit wir uns richtig verstehen: Der halbe Punkt ist einzig und allein für Jett Reno und ihre genialen One-Liner in dieser Folge.

1 ½ von 5 gedünsteten Bananen aus dem Replikator.

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