Star Trek: Picard | Two of One (2×06)

„Sometimes, those who shine the brightest feel the sting of fear and melancholy in ways that others can never understand.“

Jurati kämpft bei der Gala gegen die Borg-Königin an, während Picard mit Renée spricht. Spoiler!

Thank you for the flood of endorphins, by the way

Mit Hilfe der Borg-Königin in ihrem Kopf gelingt es Jurati, sich zu befreien und ihre Kollegen auf die Party zu bringen. Dort beobachten sie Renée zunächst aus der Ferne, während sich Jurati gegen die zunehmend aggressiveren Avancen der Königin wehren muss. Als die Gruppe unerwartet Aufmerksamkeit erregt, sorgt Jurati zwar für Ablenkung, öffnet damit aber das Tor für die Königin, sie vollständig zu übernehmen. Unterdessen redet Picard mit Renée, um sie davon zu überzeugen, die Mission fortzusetzen. Als sie zur Party zurückkehren, wird er von Soong angefahren, der eigentlich Renée aus dem Weg schaffen wollte.

Ein typischer Mittelteil

Auch wenn ich noch so lange darüber nachdenke, bleibe ich dieser Folge gegenüber schlicht indifferent. Sie ist weder besonders gut noch besonders schlecht, sie ist einfach. Und mit der offiziell kürzesten Laufzeit, die jemals eine Episode einer „Star Trek“-Realserie hatte, fühlt sich „Two of One“ auch entschieden nach einem Intermezzo an, um alle Spieler für die zweite Hälfte der Staffel in Position zu bringen. Die Erzählweise mit Flash Forwards und einem quasi rückwärts laufenden Countdown war übrigens extrem billig, da gar nicht entscheidend war, wie Picard im Koma landet.

Jurati: „You can’t push me like that.“
Borg-Königin: „I’m trying to get you to understand that good things happen when you lose control.“

Lady in Red

Okay, bevor ich mich irgendwelchen anderen Fragen widme, lasst mich kurz aus dem Weg räumen, wie außergewöhnlich überflüssig ich Juratis Gesangseinlage fand. Hier wollte man doch nur Kapital daraus schlagen, dass die Schauspielerin ganz passabel singen kann, oder? Sicher hätte es andere Möglichkeiten gegeben, für Ablenkung zu sorgen und gleichzeitig Jurati in den Mittelpunkt zu rücken. Verdammt noch mal, wenn wir’s genau nehmen wollen, hat dafür doch schon das rote Kleid gesorgt. Das haben rote Kleider ja so an sich, vor allem, wenn sie ein aufregendes Dekolleté haben.

Davon abgesehen fand ich es mehr als aufschlussreich, dass es ausgerechnet Juratis konstanter Stresslevel war, der sie vor den Übergriffen der Königin geschützt hat. Ein kurzer Endorphin-geschwängerter Augenblick des Glücks und sie gewinnt die Oberhand. Ich hätte wirklich erwartet, es sei umgekehrt. Doch was heißt das nun? Ist Jurati vollständig weggesperrt? Gibt es eine Möglichkeit, wie sie die Kontrolle zurückerlangen kann? In jedem Fall ist das eine ganz neue Art von Assimilation, weil sich nun zwei Bewusstseine einen Körper teilen.

Eine etwas andere Evolution

Was doch mal eine elegante Überleitung zu der Enthüllung am Ende ist, dass Kore nur der letzte in einer ganzen Reihe von „Körpern“ ist. Insgeheim haben wir wohl alle geahnt, dass mehr dahintersteckt als die Sorge eines Vaters um seine kranke Tochter. Welchen tieferen Sinn das alles für die Story hat, bleibt vorerst jedoch im Dunkeln. Dann haben die Soongs eben, bevor sie auf Androiden kamen, Klone gezüchtet, na und? (In dem Punkt spekuliere ich nur, nehme aber an, dass Kore und ihre Vorgängerinnen keine „freie Erfindung“ sind, sondern es einmal eine „Vorlage“ gab. Das würde zumindest erklären, warum später auch einige der Androiden dieses Aussehen haben.)

Renée: „Sometimes, fear is a friendly reminder you’re not ready for something.“
Picard: „No! Fear is fear. It doesn’t speak in riddles. Fear means you’re smart. You understand the risks.“

Familiäre Vorbelastung

Dafür, dass die Folge eigentlich von Renée handeln sollte, nimmt ihre Story am Ende vergleichsweise wenig Raum ein. Gut, wir haben diese eine Szene, in der Picard mit ihr redet, aber wenn wir ehrlich sind, handelt auch die mehr von Picard selbst. Ich ahnte schon in der ersten Folge der Staffel, dass die Rückblenden zu seiner Mutter Yvette vor allem dazu dienten, uns auf eine falsche Fährte zu locken. Jetzt deutet sich an, dass wir als Zuschauer eine Parallele zwischen ihr und Renée ziehen sollen.

Damit gewinnen die Rückblenden eine ganz neue Perspektive. Weder wurde Yvette entführt, wie ich anfangs dachte, noch ist Picard in einem gewalttätigen Haushalt aufgewachsen, wie andere Reviewer spekuliert haben. Wahrscheinlicher ist, dass Picard Renées Melancholie auch deshalb so gut versteht, weil seine eigene Mutter depressiv oder sogar manisch-depressiv war. Was wir da gesehen haben, waren vielleicht Versuche, sie vor sich selbst zu schützen. Ich schätze, das werden wir dann nächste Woche noch in aller Ausführlichkeit ergründen, wenn Nicht-Laris in Picards Verstand einsteigt.

Two of Notes

• Rios’ geradezu kindliche Freude über eine Schachtel voller Streichhölzer war mein persönliches Highlight der Folge.
• Ich weiß, das ist Korinthenkackerei, aber wenn Kore jederzeit Zugang zum Labor ihres Vaters hatte, wieso ist sie vorher nie auf die Idee gekommen, in seinen Aufzeichnungen zu schnüffeln? Allein schon aus Langeweile, schließlich sitzt sie tagein, tagaus nur im Haus rum.

2 ½ von 5 Bananen im roten Kleid.

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