Im Schnelldurchlauf | Serien im April

„Carpe Denim! Ist Lateinisch und heißt ‘steh auf’.“
(„Shameless“)

Der April war in meinem Serien-Universum ein trockener Monat, nur weniges reizte mich wirklich. Zwei Serien fanden ein Ende, darunter eine besonders langlebige, und die vielleicht meisterwartete Serienfortsetzung entpuppte sich als … gewöhnlich. Mehr dazu in einem auch diesmal wieder sehr kurzen Schnelldurchlauf. Spoiler!

Hanna (Staffel 3)

Marissa erpresst Carmichael, damit Hanna nach The Meadows zurückkehren kann, wo sie als Heldin gefeiert wird, die den Gegner erfolgreich infiltriert hat. Bald darauf werden die Mädchen in alle Welt geschickt, um nach und nach potenziell weltverändernde Personen zu töten. Marissa, die diese Liste ebenfalls hat, versucht mit Hannas Hilfe, die Morde nur vorzutäuschen, doch als sich Hanna in eines der Opfer verliebt, fliegt die ganze Mission auf. Ihre einzige Chance ist es nun, den Kopf der Organisation zu eliminieren. Was niemand ahnt: Der „Chairman“ ist Marissas verhasster Vater.

Die finale Staffel von „Hanna“ ist mit nur sechs Folgen zugleich auch die kürzeste. Das merkt man ihr leider deutlich an. Die Geschichte konzentriert sich nun vor allem auf den Plot und lässt die psychologischen Nuancen, die vor allem die zweite Staffel geprägt haben, weitgehend außer Acht. Ich persönlich hätte auch die tragische Vorgeschichte von Marissa nicht unbedingt gebraucht, zumal das Hin und Her zwischen ihr und ihrem Vater schnell repetitiv wird. Insgesamt aber ein gelungenes Ende für eine Serie, die es geschafft hat, sich von der Film-Vorlage zu lösen.

3 von 5 Bananen, die mit einer Holzgabel töten können.

Shameless (Staffel 11)

Corona hat auch vor den Gallaghers nicht Halt gemacht. Die Jobs sind rar, das Geld noch knapper als sonst, und keiner weiß, wie lange die Schulen diesmal geöffnet sein werden. Kevin und Veronica betreiben ihre Bar nach der behördlichen Schließung heimlich und erweiterten ihr Geschäft um nunmehr legal verkäufliches Gras. Sechs Monate nach der Hochzeit stoßen Ian und Mickey auf erste Verständigungsprobleme, während Lip Tamis Extravaganzen geschickt umschifft. Frank kämpft derweil mit beginnender Demenz, und Debbie hält sich für beziehungsunfähig.

Schwer zu sagen, was man sich bei einer so langlebigen Serie von der finalen Staffel erhoffen soll. Alles in allem findet „Shameless“ einen guten Abschluss, indem die Gallaghers die Bruchbude, die elf Staffeln lang Dreh- und Angelpunkt aller Geschichten war, schließlich verkaufen. Auf dem Weg dahin gibt es wie immer den einen oder anderen Aufreger, Debbie fand ich in dieser Staffel zum Beispiel ganz besonders unerträglich. Dass Frank zur fast tragischen Figur wird, ist erzählerisch vielleicht nicht die eleganteste Lösung, sorgt aber immerhin für ein rundes Ende. Großes Manko: Fiona wird nicht mal erwähnt.

3 ½ von 5 Bananen, die nicht allein sein wollen.

„Heute haben wir drei Hipster Coffee Shops. Es waren sieben, bevor Covid die Schwachen ausgetrocknet hat. Der Chinamann hat uns mit dem Virus ‘nen Gefallen getan. Wer braucht denn schon sieben Coffee Shops?“
(„Shameless“)

The Boys presents: Diabolical (Staffel 1)

Die animierte Anthologie-Serie „Diabolical“ erzählt Geschichten aus dem „The Boys“-Universum. Da ist zum Beispiel der Vought-Mitarbeiter, der sich liebevoll um ein Kind kümmert, das lernen soll, seine Kräfte gezielt zu nutzen. Oder Supes, die wegen ihrer nutzlosen Kräfte abgeschoben wurden und sich nun an ihren Eltern rächen. Oder der alte Mann, der nur seine krebskranke Frau retten will. Alle diese Storys zeigen vor allem, dass es hinter den Kulissen von Vought noch weit schmutziger zugeht als man vielleicht denkt. Und, dass Superkräfte nicht immer ein Segen sind.

Seit „Love, Death + Robots“ haben es experimentelle Animationsserien wie diese leichter, ein Publikum zu finden. Da ist es umso trauriger, wenn aus der Idee am Ende nichts gemacht wird. „Diabolical“ erweckt über weite Strecken den Eindruck, als ginge es den Machern nur darum, die Dinge zu zeigen, die real zu blutig wären. Lediglich die letzte Folge über Homelander hat einen Bezug zur Mutterserie, das meiste ist inhaltlich nicht relevant und dreht sich um Figuren, die wir nie zuvor gesehen haben und wohl auch nie wieder sehen werden. Schlechteste Folge: Definitiv die mit dem sprechenden Kackhaufen.

1 von 5 niedergemetzelten Bananen.

Matrjoschka (Staffel 2)

Seit der Zeitschleife hat sich Nadias Leben normalisiert, und nun steht ihr vierzigster Geburtstag vor der Tür. Doch als sie nach einer Fahrt mit der U-Bahn aussteigt, findet sie sich plötzlich im Jahr 1982 wieder. Schlimmer noch, sie befindet sich im Körper ihrer Mutter, die gerade mit ihr schwanger ist! Nadia glaubt, dass sie die Vergangenheit verändern und das Familienvermögen vor den Nazis retten kann, dafür reist sie sogar bis in die 1940er zurück. Dann aber begeht sie einen folgenschweren Fehler, der die Zeit selbst aus den Angeln hebt.

Wäre es vielleicht doch klüger gewesen, „Matrjoschka“ als einmaliges Meisterwerk stehen zu lassen? Zumindest ist offensichtlich, dass die zweite Staffel nicht einmal ansatzweise die Originalität der ersten erreicht und das durch übertriebenen Zeitreise-Irrsinn zu kompensieren versucht. Das hat seine Momente, vor allem, wenn es um Bestimmung und Prädestinationsparadoxa geht, doch im Großen und Ganzen fehlt der Aha-Effekt. Immerhin: Natasha Lyonne ist als Nadia Vulvokov immer noch eine der genialsten Figuren der jüngeren Seriengeschichte.

3 ½ von 5 entropischen Bananen.