The Handmaid’s Tale | Chicago (4×05)

„I feel safer when we‘re together. Handmaids always walk in twos, remember?“

June und Janine versuchen, bei den Rebellen Fuß zu fassen. Doch June will lieber weiterziehen. Spoiler!

It could be like a normal life

Während sich Janine wie eine Frischverliebte an Steven hält, möchte June gerne mehr tun als herumzusitzen. Mit Janines Hilfe überredet sie deshalb Steven, sie mitzunehmen, als sie zum Tauschen gehen. Unterwegs können sie sich gerade noch rechtzeitig vor Soldaten Gileads verstecken, die durch Chicago patrouillieren. June ist alles andere als glücklich darüber, dass sie sie nicht angreifen, doch Steven macht ihr klar, dass Überleben für sie wichtiger ist. June beschließt daraufhin, die Rebellen zu verlassen, doch Janine will sie diesmal nicht mehr begleiten.

Solide Folge mit Knaller-Ende

„Chicago“ hätte besser sein können, ist aber keine schlechte Folge. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich insgesamt von der Serie mehr und mehr frustriert bin, dass mich selbst die soliden Folgen nicht mehr vom Hocker reißen. June zeigt sich uneinsichtig wie immer und teilt gegen Janine aus, die sich zwar darüber ärgert, am Ende aber trotzdem zu ihr hält. Einzig die letzten Minuten waren absolut großartig inszeniert und entlassen uns in den fiesesten Cliffhanger seit langem.

June: „What kind of resistance are you?“
Steven: „The kind that survives.“

Janines Schwanengesang?

Bleiben wir zunächst bei Janine, denn es könnte gut sein, dass dies das letzte Mal ist, dass ich über sie schreiben kann. Nach dem Angriff auf Chicago herrscht Chaos, und während June unverletzt bleibt, ist von Janine nichts mehr zu sehen. Ist sie verschüttet? Tot? Es wäre allzu bitter, nachdem sie June zunächst gar nicht begleiten, sondern bei Steven und den Rebellen bleiben wollte. Natürlich war es absurd, dass sie sich eingeredet hat, sie könnte dort ein „normales“ Leben führen, wieder schwanger werden und eine Familie gründen.

Dennoch war Junes Reaktion einfach nur gemein. Als sie sie „Offsteven“ nennt, verkennt sie Janines wichtigste Eigenschaft, von der ich schon letzte Woche sprach. Mag sein, dass sie wirklich ein Baby haben will, um vielleicht auch das Trauma zu verarbeiten, zwei Kinder verloren zu haben. Aber ich denke, dahinter steckt vor allem der Wunsch nach Gemeinschaft, nach Zusammenhalt und Miteinander. Etwas, was June ihr in der Form nicht geben kann. Was sie vielleicht auch in Kanada nicht finden würde, wenn sie weiß, dass sowohl Caleb als auch Charlotte/Amanda noch in Gilead sind.

Kampf oder Flucht?

June auf der anderen Seite beweist einen bemerkenswerten Mangel an strategischem Denken. Für sie scheint es in jeder Lage nur noch eine Option zu geben: kämpfen. Nach der letzten Folge hätte ich es ja nicht für möglich gehalten, dass ich mal auf Stevens Seite sein könnte, aber in dem Fall hat er natürlich völlig recht. Einen Soldaten (oder auch zwei oder drei) auszuschalten, bringt ihnen keinerlei Vorteil. Im Gegenteil, dann schickt Gilead beim nächsten Mal eben doppelt so viele. Die Rebellen kämpfen, wenn es zum Überleben notwendig ist, nicht mehr und nicht weniger.

Und das wirft eine interessante Frage auf, auf deren Beantwortung ich unheimlich gespannt bin. Denn June trifft am Ende Moira wieder, die kaum glauben kann, dass sie es wirklich ist. Doch wenn die Wiedersehensfreude erst einmal vorbei ist, wird June dann mit ihr nach Kanada gehen und Gilead verlassen? Oder wird sie darauf bestehen, zu bleiben und weiter zu kämpfen? So wie wir sie zuletzt erlebt haben, würde es mich wundern, wenn sie sich in Sicherheit bringen ließe. Aber vielleicht täusche ich mich auch, vielleicht weckt das Wiedersehen mit Moira auch ihren Lebenswillen wieder.

Lawrence: „You want me to restore your position, I need my seat back at the table, and your information can help me get it. Let‘s fix this country. Let‘s make things right again together.“
Lydia: „I might consider a collaboration if I have your word that Ofjoseph would be put in my care to be disciplined, handled my way.“
Lawrence: „I can live with that.“

Eine ungewöhnliche Partnerschaft

Derweil intrigiert sich Kommandant Lawrence gerade wieder die Karriereleiter nach oben. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet habe, aber nach der letzten Staffel dachte ich wirklich, dass er im Grunde ein anständiger Mensch ist. Nun allerdings zeigt sich, dass er eben doch vor allem an sich selbst denkt, und Tante Lydias Informationen über die anderen Kommandanten verhilft ihm schließlich wieder zu einem Sitz im Rat. Dass Chicago am Ende beschossen wird, ist sein Werk.

Viel interessanter ist vielleicht sowieso Lydias Part in diesem Handel. Man würde ja meinen, sie wüsste solche Informationen gewinnbringender einsetzen, doch offenbar ist sie schon damit zufrieden, Mägde ausbilden zu dürfen. (Wie kann das sein, dass sie um die Gewalt weiß und das dennoch als göttliche Aufgabe versteht? Das ist doch schizophren!) Ehrlich gesagt weiß ich Lydias Stellung innerhalb der Hierarchie der Tanten nach dieser Folge nicht mehr einzuschätzen, denn wenn man Margaret Atwoods „Die Zeuginnen“ zugrundelegt, sollte sie eigentlich eine der Leiterinnen sein. Eine jener Tanten, die dieses ganze System erst geschaffen haben.

Blessed be the fruit

• Wie symbolträchtig, dass Janine und June ihre roten Umhänge der Unterdrückung gegen ein sehr weltliches Baseball-Cap eintauschen.

3 von 5 Bananen, die sich nicht verstecken wollen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht