Star Trek: Deep Space Nine | Homefront, Part I (4×11)

„I was hoping that this would never happen. But it finally has. The Changelings have reached Earth.“

Nach einem tödlichen Anschlag fliegen Sisko und Odo zur Erde, um die Sternenflotte „Formwandler-sicher“ zu machen. Spoiler!

You’re seeing shape-shifters everywhere

Während man sich auf Deep Space Nine noch darüber wundert, dass sich das Wurmloch scheinbar zufällig öffnet und schließt, wird auf der Erde ein terroristischer Anschlag verübt. Die Aufzeichnungen enthüllen einen Formwandler, weshalb Sisko und Odo zur Erde reisen, um die Sternenflotte bezüglich neuer Sicherheitsmaßnahmen zu beraten. Zeigt sich der Präsident zunächst skeptisch, stimmt er Blutuntersuchungen und Phaserabtastungungen schließlich widerwillig zu. Dann fällt plötzlich auf dem gesamten Planeten die Energie aus. Steht der Angriff des Dominions unmittelbar bevor?

Relevant wie nie

Eine der ganz großen Stärken von „Star Trek: Deep Space Nine“ ist, dass die Geschichten immer noch und immer wieder relevant sind. „Homefront“ ist eine jener Folgen, in die ich vielleicht erst hineinwachsen musste, denn als ich sie als Teenager sah, fiel mein Urteil geradezu vernichtend aus. Heute sehe ich das anders. Die betont nüchterne Erzählweise, in der einzelne Maßnahmen als „alternativlos“ präsentiert werden und zu immer weiteren Einschränkungen führen, ist geradezu erschreckend realistisch. Und dass die Sabotage ein Inside-Job war, ist eigentlich bereits klar, oder?

„You may want to test everyone but that doesn’t mean we all have to cooperate. I didn’t take an oath to Starfleet. Neither did Jake or your sister or anyone in your family. We have rights, Ben, including the right to be as stubborn or thickheaded as we want.“

Wollen wir Freiheit oder absolute Sicherheit?

Fest steht, der Konflikt zwischen (vermeintlicher) Sicherheit und Freiheit begleitet die Menschheit wahrscheinlich seit den Anfängen der Zivilisation. Freiheit erfordert immer auch ein gewisses Maß an Vertrauen. Vertrauen darin, dass die Menschen das Richtige tun und niemandem willentlich Schaden zufügen. Ja, es ist wohl kein Wunder, dass wahre Freiheit eine Utopie ist, die – wie wir nun sehen – nicht einmal im „Star Trek“-Universum Bestand hat.

Ich gebe zu, es sind besondere Umstände, unter denen ich diese Review schreibe. Es ist der Frühsommer 2020, wir befinden uns mitten in der sogenannten Corona-Krise, manche sagen sogar, „wir stehen erst am Anfang der Pandemie“. Und wir sehen: Freiheit ist eine schöne Vorstellung. Unabhängig davon, was wahr ist und wer sich nur profilieren will, erleben wir aktuell am eigenen Leib, was es heißt, Freiheiten beraubt zu werden, die wir bisher als selbstverständlich angesehen haben. Werden wir sie jemals wiederkriegen? Oder wiegt die Sicherheit schwerer?

„Star Trek: Deep Space Nine“ war seiner Zeit voraus und zeigt eindrücklich, was passiert, wenn die Angst überhand nimmt. Wenn sie zur Paranoia wird, die einen hinter jeder Ecke den Feind lauern sieht. Erst sind es verpflichtende Blutproben, dann Ausnahmezustand und bewaffnete Soldaten in den Straßen. Was ich als Kind nicht verstanden habe, ist, dass die einzig vernünftige Stimme in diesem Szenario Siskos Vater Joseph ist, der hier wohl nicht ganz zufällig als störrischer alter Opa hingestellt wird. Selbst ein Mann wie Sisko, den wir bisher als äußerst rational erlebt haben, lässt sich in diesen Strudel hineinziehen – und das ist das eigentlich Erschreckende daran.

President: „It took centuries for Earth to evolve into the peaceful haven it is today. I would hate to be remembered as the Federation President who destroyed paradise.“
Sisko: „We’re not looking to destroy paradise, Mr. President. We’re looking to save it.“

Zur Not wird eben nachgeholfen

Daneben gibt es zu der Folge tatsächlich recht wenig zu sagen, was zeigt, wie stringent sie erzählt ist. Ohne mich daran zu erinnern, wie die Geschichte ausging, ist für mich offensichtlich, dass kein Angriff stattfinden wird. Dass wahrscheinlich noch nicht einmal der Energieausfall auf das Konto der Founder geht, sondern vom Militär ausging. Ob da nun Admiral Leyton dahintersteckt (den ich aus nicht näher erklärbaren Gründen sofort unsympathisch fand) oder jemand anders, spielt eigentlich keine große Rolle. Es geht ganz offensichtlich darum, die Demokratie zugunsten einer Illusion von Sicherheit oder einem wie auch immer gearteten Machtstreben zu opfern.

Frontal Notes, Part I

• Dax verrückt in ihrer Freizeit Odos „Möbel“. Die Pointe ist allerdings, dass es ihn allen Ernstes stört, wenn Sachen auch nur einen Zentimeter anders stehen!
• Nog wirkt ein kleines bisschen desillusioniert, was die Sternenflottenakademie angeht, und steckt sich ein neues Ziel: Mitglied im Red Squad werden. Natürlich erneut mit Siskos Hilfe.

5 von 5 Bananen, die kein Blut geben wollen.

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