Star Trek: Deep Space Nine | Broken Link (4×26)

„I‘ve spent most of my life bringing people to justice. Now that it‘s my turn, how can I run away?“

Odo wird von einer geheimnisvollen Krankheit befallen, die nur die Founder heilen können. Spoiler!

If you refuse to join with us, you will die

Als Odo in Garaks Geschäft zusammenbricht, ist die Aufregung groß. Bashir stellt fest, dass die Dichte seiner festen Form fluktuiert, kann sich aber keinen Reim darauf machen. Als sich Odos Zustand zunehmend verschlechtert, bleibt nur noch eine Möglichkeit: Sie müssen in den Gamma-Quadranten fliegen und nach den Foundern suchen. Doch es zeigt sich, dass Odos Krankheit mitnichten ein Zufall ist. Er sollte auf diese Weise zu ihnen gelockt werden, damit die Founder endlich über ihn richten können, weil er einen von ihnen getötet hat.

Ein ruhiges, aber bedeutendes Finale

Nach und nach fügen sich die Puzzleteile und lassen erahnen, in welche Richtung die Serie gehen wird. „Broken Link“ ist zweifellos eine der wichtigsten und auch besten Folgen dieser Staffel und stellt entscheidend die Weichen für Kommendes. Gleichzeitig ist es eine für ein Finale unerwartet intime Geschichte, die sich ganz auf Odo und seine innere Zerrissenheit konzentriert.

„We gave him what he wanted. We made him a solid. He‘s one of you now. Oh, poor Odo. Perhaps we should have killed you. It would have been far less cruel.“

Keine gute Tat bleibt ungesühnt

Wenn ich so zurückblicke auf mittlerweile vier Jahre „Star Trek: Deep Space Nine“, fällt es mir manchmal schwer, zu glauben, dass das noch dieselbe Serie ist, die ihre Protagonisten einst bei einem außerirdischen Spiel singend durch die Gegend hüpfen ließ. Sicher war damals kaum abzusehen, welch zentrale Rolle Odo einmal spielen würde, selbst wenn er von Anfang an die interessanteste Figur war. Wurde da noch gelegentlich seine Loyalität in Frage gestellt, weil er schon unter den Cardassianern Sicherheitschef der Station war, ist er heute über jeden Zweifel erhaben. Und das sogar, wenn es um seine eigene Spezies geht.

In „The Adversary“, dem Finale der vorherigen Staffel, tötete Odo einen Founder, um seine Freunde zu retten. Das war nicht nur deshalb bedeutend, weil zuvor noch nie ein Wechselbalg einen anderen getötet hatte, sondern auch, weil Odo damit sehr deutlich machte, welcher Seite er angehört. Wie fundamental dieser Schritt war, zeigt sich erst jetzt, als die Founder ihn nach langer Überlegung endlich zur Verantwortung ziehen. Odo wusste, dass es eines Tages dazu kommen musste und stellt sich ihnen – wohl auch, weil er sich schon immer der Gerechtigkeit verpflichtet gefühlt hat.

Der eigene Körper als Gefängnis

Es ist aufschlussreich, dass sowohl die Founder als auch Odo selbst es als Strafe betrachten, ihn menschlich zu machen. In gewisser Weise ist das der umgekehrte Data-Effekt, denn anders als der Androide wollte Odo niemals ein Mensch sein. Er mag sich vielleicht gelegentlich gewünscht haben, nicht anders zu sein, aber er war sich der Vorteile des Formwandelns doch immer bewusst. Dennoch lohnt es sich, festzuhalten, dass die Founder diese Strafe auswählen, weil sie auf die Solids als minderwertig herabblicken. Für Odo spielt das keine Rolle, er hat sich vor langer Zeit für dieses Leben entschieden. Er spürt nur den Verlust und die Grenzen, die ihm auferlegt wurden.

Übrigens ist jetzt doch ziemlich offensichtlich, dass es Weyoun in „To the Death“ war, der Odo mit der Krankheit infiziert hat, oder? Die Mission kam mir damals schon komisch vor, als wäre sie nur eine Tarnung für etwas ganz anderes gewesen. Es wäre eine interessante philosophische Frage, ob der Vorta wusste, wofür er da eingespannt wurde. Für ihn war Odo trotz seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Dominion ja ein Gott.

„When I joined with the other Changelings in the Great Link I felt something I never felt before. In that moment, I knew I was home. For the first time I felt that I understood my people – their distrust of the Solids, their willingness to do anything to protect themselves. And then, in an instant, it was all snatched away. I’m trapped inside this body. I can never rejoin the Great Link.“

Der Feind im Feind

Der größte Schlag erwartet uns allerdings ganz zum Schluss, als Odo den klingonischen Kanzler Gowron als Wechselbalg identifiziert. Das ist ganz geschickt gemacht, denn Gowron schwebt die gesamte Folge über als Bedrohung über allem. Man diskutiert sogar noch, ob das plötzliche Interesse der Klingonen am Archanis-System politisch bedingt ist oder nur als Vorwand dient, der Föderation den Krieg zu erklären.

Es ist eine geschickte Taktik des Dominions, die verschiedenen Völker des Alpha-Quadranten nach und nach aufeinander zu hetzen. Auf diese Weise schwächen diese sich gegenseitig, und das Dominion kann später einfach die Reste einsammeln. Und es ist nur allzu klar, dass der Föderation das Wissen um Gowrons wahre Identität erst einmal wenig nutzt, denn das gesamte klingonische Reich hört auf ihn!

Viele Höhen, aber auch viele Untiefen

Mein Fazit zur vierten Staffel fällt verhalten aus, was mich selbst vielleicht am allermeisten überrascht. Doch Fakt ist, ich hatte sie wesentlich stärker in Erinnerung und die Häufung an Totalausfällen vor allem im letzten Drittel komplett ausgeblendet. Das Problem waren dabei allzu oft die für sich stehenden Folgen, während nahezu alles, was mit der Rahmenhandlung um das Dominion zu tun hatte, exzellent war.

Mein persönliches Highlight bleibt auch in der Rückschau der Zweiteiler „Homefront/Paradise lost“. Der Zwiespalt zwischen Freiheit und Sicherheit ist relevant wie nie und wurde unglaublich spannend umgesetzt. Auch das direkt darauffolgende „Crossfire“ ist bemerkenswert, obwohl es in eine gänzlich andere Richtung geht und sich mit Odos Gefühlsleben beschäftigt. Daneben ist mir eigentlich nur das psychologische „Hard Time“ im Gedächtnis geblieben.

Unter diesen Voraussetzungen erhoffe ich mir für die fünfte Staffel in erster Linie, dass wir mehr Dominion-Folgen kriegen und dafür weniger offensichtliche Füller. Wie wird es mit den von den Foundern unterwanderten Klingonen weitergehen? Bleibt Odo ein Mensch oder kann er sich rehabilitieren und wird wieder ein Formwandler? Mehr als genug Stoff für spannende Geschichten, würde ich mal sagen. Und bitte lasst das Spiegeluniversum endlich einmal ruhen.

Broken Notes

• Auch wenn das Ergebnis weniger erfreulich war, fand ich es sehr bezeichnend, dass Kira Odo den Kriminalbericht ans Krankenbett bringt. Nachdem die Kollegen noch lang und breit darüber debattiert haben, ob er besucht oder lieber in Ruhe gelassen werden will. Kira kennt Odo eben doch am besten.
• Aber ganz ehrlich, dass Odo nicht gebeamt werden kann, heißt nicht, dass er selber über die Promenade zum Schiff wanken muss. Hat Bashir denn keine Trage?!
• Garak war übrigens wirklich mal Gärtner, wie er kürzlich in „Body Parts“ behauptet hat. Solche Details machen für mich einen großen Teil des Reizes der Serie aus.
• Sehr süß fand ich, dass O‘Brien glaubt, Keiko und Kira tratschen über ihn, wenn er nicht da ist. Vermutlich hat er damit sogar recht.
• Bei aller Dramatik, wie genau war es den Foundern möglich, Odo in einen Menschen zu verwandeln? Komplett mit inneren Organen und Blut und allem.
• Ich bin gespannt, ob Odo nicht am Ende noch zum Gourmet wird, wenn er erst mal das Essen für sich entdeckt. Und ob die nette Dame mit dem Restaurant jetzt wohl eine Chance bei ihm hat?

5 von 5 nackten Bananen auf der Defiant.

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