Star Trek: Deep Space Nine | … nor the Battle to the Strong (5×04)

„More than anything, I wanted to believe what he was saying. But the truth is, I was just as scared in the hospital as I’d been when we went for the generator.“

Ein Notruf führt Bashir und Jake ins Krankenhaus einer Kolonie, die von den Klingonen angegriffen wird. Spoiler!

Somehow the danger never seemed as real as it does here

Beim Rückflug von einem medizinischen Kongress, auf den Jake Dr. Bashir begleitet hat, erreicht sie ein Notruf von Ajilon Prime. Offenbar haben die Klingonen die Kolonie angegriffen, und obwohl Bashir Jake zuliebe erst zur Station zurückkehren möchte, überredet der ihn, hinzufliegen. Doch Jakes Traum von einer Reportage mitten aus dem Kriegsgeschehen folgt schon bald Ernüchterung und schließlich blankes Entsetzen. Beim Versuch, einen Generator aus dem Shuttle zu holen, flieht er vor dem Beschuss der Klingonen und lässt Bashir zurück.

Distanzierter Blick auf das Trauma des Krieges

„… nor the Battle to the Strong“ war schon immer eine Folge, zu der ich mir keine rechte Meinung bilden kann. Einerseits ist sie sehr effektiv darin, das Grauen des Krieges einzufangen und zu zeigen, wie individuell Menschen darauf reagieren. Andererseits fehlt dem Ganzen irgendwie die Nähe. Schwer zu sagen, ob es an der stilistischen Entscheidung liegt, Jake zum Beobachter zu machen, komplett mit Voiceover. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass die Leute um Jake herum letztlich Statisten bleiben. Am Ende ist es eine technisch gut erzählte Geschichte, der es schlicht an Gefühl fehlt.

„The battle of Ajilon Prime will probably be remembered as a pointless skirmish. But I’ll always remember it as something more – as the place I learned that the line between courage and cowardice is a lot thinner than most people believe.“

Auch Bashir kommt hier nicht gut weg

Vieles an dieser Folge muss man sich als Zuschauer im Grunde selbst erschließen. Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, dass man unter diesen Umständen den Fokus stärker auf die Beziehung von Bashir und Jake legt. Immerhin will der Doktor den Notruf eingangs noch ignorieren, um Jake nicht in Gefahr zu bringen. Dass er ihn dann im Krankenhaus praktisch sofort stehenlässt und ganz in seine Rolle als Mediziner fällt, entspricht zwar perfekt seinem Charakter, greift meines Erachtens aber zu kurz.

Nehmen wir beispielhaft seine Entscheidung, Jake mitzunehmen, als er zum Shuttle zurückkehrt, um den Generator zu holen. (Gehen wir gleichzeitig großzügig darüber hinweg, dass sie einen Arzt losziehen lassen statt jemanden zu schicken, der nicht so „wertvoll“ ist.) Wieso scheint es Bashir ganz plötzlich nicht mehr das geringste auszumachen, den Sohn seines Vorgesetzten (!) in Gefahr zu bringen, indem er mit ihm draußen auf dem Schlachtfeld herumspaziert? Und da sprechen wir noch nicht mal davon, dass er offenbar erst beim Lesen von Jakes Artikel merkt, dass der Junge massiv unter psychischem Stress stand.

„Anyone who’s been in battle would recognize himself in this. Most of us wouldn’t care to admit it. It takes courage to look inside yourself, and even more courage to write it for other people to see.“

Siskos kleiner Junge ist erwachsen geworden

Was Jake selbst angeht, so ist es natürlich äußerst effektiv, dass die Folge damit beginnt, wie er reichlich naiv vom Abenteuer einer „surgery under fire“ fantasiert. Da spricht sicher auch der Autor aus ihm, ich kenne das selbst sehr gut. Doch die Realität holt ihn auf Ajilon Prime quasi augenblicklich ein; er hat nicht einmal Zeit, sich umzuziehen, da muss er auch schon mit anpacken. Unter anderen Umständen wäre die Arbeit in einem Krankenhaus in dem Alter sicherlich lehrreich, doch unter dem Eindruck von Bombenbeschuss ist sie einfach nur traumatisch.

Die Folge erreicht am Ende vor allem eines: Sie zeigt, dass Jake kein kleiner Junge mehr ist. Das ist nicht nur für uns Zuschauer bedeutend, die wir ihn die letzten vier Jahre haben aufwachsen sehen. Es ist auch wichtig für die Figur, denn auch Jake wird seine Rolle finden müssen, wenn es erst zum offenen Krieg mit dem Dominion kommt. Und es ist erfreulich, dass die Autoren nicht davor zurückschrecken, ihn als fehlbaren Menschen zu zeigen, der seinen Weg erst noch finden muss.

… nor the Battle to the Notes

• Der Titel der Folge entspringt einem Zitat aus dem Buch Kohelet (Vers 9, Zeile 11) und ist in meiner Bibel folgendermaßen übersetzt: „Auch die tapfersten Krieger siegen nicht in jedem Kampf.“ Der deutsche Titel „Die Schlacht um Ajilon Prime“ ist dagegen einmal mehr sagenhaft uninspiriert.
• Laut IMDb ist das die 100. Folge von „Star Trek: Deep Space Nine“, doch die müssen irgendeine seltsame Zählweise haben. Zählt man wirklich jede Folge, also auch Doppelfolgen einzeln, war das Jubiläum bereits bei „The Ship“ erreicht.
• Immer wieder schön, mehr über die Kultur der Ferengi zu lernen: Schwangerschaft wird bei ihnen als „Vermietung“ betrachtet.

3 von 5 entkoffeinierten Bananen.

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