Im Schnelldurchlauf | Serien im April

„Let’s go before we boil to death. Broil to death actually, it’s kind of a dry heat.“
(„Avenue 5“)

Gute drei Jahre, nachdem die Film- und Serienproduktion pandemiebedingt zu einem vollständigen Stopp kam, trudeln nun die traurigen Reste ein. Und während „Avenue 5“ danach unverdient abgesetzt wurde, hat „Carnival Row“ immerhin noch ein echtes Ende bekommen. Spoiler!

Avenue 5 (Staffel 2)

Fünf Monate sind vergangen, seit die Kommunikation zwischen der Avenue 5 und der Erde eingestellt wurde. Als die Passagiere endlich erfahren, dass sie noch ganze acht Jahre unterwegs sein werden und die Vorräte nicht so lange reichen, bricht Anarchie aus. Eine Raumstation, auf der sie Hilfe zu finden hoffen, entpuppt sich als Hochsicherheitsgefängnis, und zu allem Überfluss schickt die Erde dann auch noch eine Rakete, um das Kreuzfahrtschiff zu zerstören. Derweil erfreut sich die kitschige Serienadaption der Abenteuer der Avenue 5 immer größerer Beliebtheit.

Nun, wenn die zweite Staffel von „Avenue 5“ eines zeigt, dann, dass die Macher keine sehr hohe Meinung von der Menschheit haben. Schon kleinste Unannehmlichkeiten lassen die Passagiere jegliche Rationalität vergessen, bis es schließlich sogar zur Meuterei mit anschließender Wahl des Diktators kommt. Die der eben erst abgesägte Captain Ryan gewinnt. Die permanente Paniksituation der Serie nervt zuweilen etwas, doch sind die acht halbstündigen Folgen kurzweilig genug, um Spaß zu machen. Einziger Wermutstropfen: Die Serie endet offen, denn eine dritte Staffel wird es leider nicht mehr geben.

4 von 5 Bananen, die knapp an der Sonne vorbeischrammen.

Manifest (Staffel 3)

In Kuba wird das Heckruder von Flug 828 geborgen, was erneut die Frage aufwirft, ob die Passagiere die sind, die zu sein sie vorgeben. Vance kehrt zur NSA zurück und übernimmt die Leitung der Untersuchung. Saanvi, die Teil seines wissenschaftlichen Teams wird, muss sich nun aber für eine Seite entscheiden. Dann stellt sich heraus, dass ausnahmslos alle Passagiere den Berufungen folgen müssen, um das Todesdatum zu verhindern. Ben entwickelt daraufhin einen fast schon aggressiven Aktionismus. Zeke, der sein Todesdatum bereits überlebt hat, entwickelt derweil eine neue Fähigkeit.

Der dritten Staffel von „Manifest“ gelingt es sehr gut, die Mechanismen herauszuarbeiten, durch die eine vermeintlich schicksalhaft verbundene Gemeinschaft auseinanderfällt. Vor allem Ben, der immer obsessiver wird, treibt den Zerfall in einzelne Gruppen voran, denn nicht jeder Passagier kann oder will sein gesamtes Leben auf die Berufungen ausrichten. Etwas problematisch fand ich lediglich den wilden Mix aus religiösem Symbolismus quer durch die Kulturgeschichte, weil die Zusammenhänge sehr willkürlich wirkten. Ob man das noch zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenfügen kann?

3 ½ von 5 Bananen auf der Arche Noah.

Michaela: „Es ist so toll, mal wieder zu fliegen.“
Ben: „Ja, ich hab überhaupt keine Angst. Was meinst du, in welchem Jahr landen wir?“
(„Manifest“)

Ein Mädchen und ein Kosmonaut (Staffel 1)

2052 taucht der vor dreißig Jahren verschollene und für tot erklärte, polnische Kosmonaut Nikodem Borowski wieder auf. Offiziell wurde damals nur eine neue Tarnkappentechnik getestet, tatsächlich aber wurde Niko einer experimentellen Hibernation unterzogen, weshalb er keinen Tag gealtert ist. Marta, die damals in Niko verliebt war, nach seinem vermeintlichen Tod aber dessen besten Freund Bogdan geheiratet hat, ist hin und her gerissen. Niko wird unterdessen von den Russen festgehalten, weil sie fürchten, dass durch seine Rückkehr geheime Informationen an die Öffentlichkeit gelangen.

Science-Fiction aus Polen? Ja, nee, eher kitschiger Liebesschmus über eine Frau zwischen zwei Männern, die zufällig Piloten sind. Ehrlich, was hier an Potenzial verschwendet wird, ist schon fast wieder beeindruckend. Die Hälfte der Zeit verweilen wir im Jahr 2022, um dem Liebesreigen zu folgen, während die spannenden Zukunftsideen (Totalüberwachung, Zuteilung von Arbeit usw.) nur am Rande passieren. Und dann kriegt die Geschichte nicht mal irgendeine Art von Ende, sondern hört nach sechs Folgen einfach auf.

1 von 5 Bananen, um die sich zwei Piloten streiten.

Carnival Row (Staffel 2)

Der neue Kanzler der Burgue hat dafür gesorgt, dass alle Critch in der Row eingesperrt wurden. Durch die beengten Verhältnisse breiten sich dort zunehmend Krankheiten aus, was auch die Gewaltbereitschaft erhöht. Vignette gehört nun zu den terroristischen Black Raven, wodurch sie und Philo immer wieder aneinander geraten. Agreus und Imogen, die die Burgue verlassen haben, landen gegen ihren Willen in Ragusa. In der dortigen kommunistischen Gemeinschaft New Dawn arbeiten Menschen und Critch (nicht immer ganz freiwillig) zusammen, um den Pact zu bekämpfen.

Ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht, dass ich meine Episoden-Reviews nicht mehr fortgesetzt habe. Nach drei Jahren Pause tendierte mein Interesse an der Geschichte gegen null. Letzten Endes gelingt es der zweiten Staffel zwar, eine Art Abschluss zu finden, aber den Weg dahin fand ich streckenweise sehr anstrengend. Statt zwei Parteien, die einander bekämpfen, sind es nun plötzlich drei, und keine davon ist wirklich sympathisch. Und die „epische“ Liebesgeschichte zwischen Vignette und Philo verläuft irgendwann im Laufe der Staffel einfach so im Sande. Na ja.

2 ½ von 5 Bananen, die Pest gegen Cholera tauschen.