Musikgeschichten #6

Mama Cass Elliot
Make your own Kind of Music
1969

Obwohl ich mir doch einiges auf meinen breitgefächerten Musikgeschmack einbilde und grundsätzlich auch allem offen begegne, ist es meinen Eltern bis heute nicht gelungen, mich für “ihre” Zeit zu begeistern. Zur Musik der 1960er finde ich einfach keinen Zugang, sie bewegt mich nicht. Daran wird sich vermutlich auch nichts mehr ändern, und so ist dieses der einzige Song aus jener Epoche, den ihr hier finden werdet.

Es gibt eine Menge Songs, die ich eigentlich nur deshalb mag, weil sie mal in einer Serie oder einem Film eine wichtige Rolle gespielt haben. Es kam sogar schon vor, dass ich Songs, die ich jahrelang kannte und nie weiter beachtet habe, plötzlich abgöttisch liebte, weil meine Lieblingsserie sie aufgriff (Paradebeispiel: “Metamorphosis One” von Philip Glass in “Battlestar Galactica”). The Mamas and the Papas gehören zu den Bands, die ich seit meiner frühesten Kindheit kenne, die ich aber niemals wirklich mochte, aus dem oben genannten Grund.

Vorhang auf für “LOST”. Für alle, die mich nicht kennen: Ich war besessen davon, anders kann man das nicht nennen. Ich habe sechs Jahre lang allwöchentlich Reviews geschrieben und jedes Schnipselchen an Information analysiert, ich hatte eine Million Theorien, von denen am Ende natürlich keine stimmte. Jedenfalls war “LOST” mehr als nur eine Serie für mich, sie hat mich enorm beeinflusst, und das in vielerlei Hinsicht.
In der zweiten Staffel nun lernten wir Desmond Hume kennen, einen feschen Schotten mit lustigem Akzent, der immer den Knopf drücken wollte, weil er glaubte, sonst gehe die Welt unter. Ich mochte ihn von der ersten Sekunde an. Warum? Wegen “Make your own Kind of Music” von Mama Cass Elliot. Nie wurde ein Song besser in eine Serie eingebaut, und niemals verschmolz ein Song mehr mit einer Figur. (Auch “LOST” selbst versuchte das Phänomen zu wiederholen und scheiterte.)

Übrigens, wenn jemand tatsächlich mal die verbotene Frage nach meinem Lieblingssong stellt, fällt mir meistens zuerst Mama Cass ein. Es stimmt zwar nicht, kommt der wahren Antwort wohl aber am nächsten.