Re:Visited | J.A.G. – Im Auftrag der Ehre

Es ist immer so eine Sache, wenn man zu Serien zurückkehrt, die man als Kind oder Jugendlicher gern geschaut hat. Meiner Erfahrung nach stellt sich entweder sofort und überwältigend Nostalgie ein, oder aber man kann nur den Kopf darüber schütteln, was man einst ernsthaft gut fand.

Ich kann mich insgesamt nur an wenige Serien erinnern, die ich früher geschaut habe, und wenn ich ehrlich bin, war “Star Trek” ohnehin das große Fandom, das irgendwie immer alles überstrahlt hat. Aber ich weiß, dass ich eines Tages anfing, “J.A.G.” zu schauen, meine erste Guilty-Pleasure-Serie. Und das nicht mal ganz freiwillig, in meiner Familie war es üblich gewesen, Sonntagnachmittag gemeinsam vor dem Fernseher Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen – exakt zur Sendezeit der Serie, von der meine Mutter besessen war. Ich belächelte sie dafür lange Zeit, konnte mich der Sache aber auch nicht wirklich entziehen. Und ehe ich es richtig bemerkte, freute ich mich selber auf jeden Sonntagnachmittag und fieberte neuen Staffeln schließlich mehr entgegen als meine Mutter.

Wenn ich mir heute den Spaß gönne, gelegentlich in eine Episode reinzuschauen, so merke ich doch recht deutlich, was es wohl war, was mich damals in den Bann gezogen hat. Wie gesagt, eigentlich ging mein Seriengeschmack in eine gänzlich andere Richtung, obgleich ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass ich durch “Ally McBeal” eine gewisse Faszination für Gerichtsserien entwickelt habe. (Das wirkt bis heute nach, siehe meine unverhohlene Begeisterung für “Suits”.) Aber machen wir uns nichts vor, es waren die Uniformen. Und David James Elliott, der damals einfach ein schmucker Mann war. Heute nicht mehr so, als ich ihn kürzlich mal in einer Gastrolle entdeckte, hat mir das ein paar Illusionen geraubt. Dennoch. Erwähnte ich die Uniformen?

Trotzdem wäre es falsch, “J.A.G.” derart zu reduzieren, immerhin bildete die Serie die Grundlage für eines der erfolgreichsten Spin-offs, das ich – welch Ironie! – ebenfalls schaue und liebe: “NCIS”. Es mag sein, dass die ersten Staffeln ein bisschen schablonenhaft und einen Hauch zu patriotisch waren, aber die Serie hätte sich keine zehn Jahre gehalten, wenn sich da nicht was getan hätte. Klar gehörte auch die holprige Liebesgeschichte von Harm und Mac dazu, jedes Jahr aufs Neue fragten wir uns, kriegen sie sich endlich? Vor allem aber haben sich die Charaktere weiterentwickelt und sind reifer geworden, so erinnere ich mich zum Beispiel besonders an den Handlungsbogen um Mattie, die Halbwaise, die Harm adoptiert. Ich hatte immer das Gefühl, echte Menschen mit Fehlern und Macken vor mir zu haben, auch wenn sie im Kern strahlende Helden Amerikas waren (das mit dem Patriotismus haben sie nie ganz in den Griff gekriegt). Und als die Reise nach zehn Jahren zu Ende ging, da fand ich das einerseits schade, andererseits war es aber wohl ein guter Zeitpunkt, sonst hätte ich die Sendung heute nicht in so guter Erinnerung.

Ich gebe zu, da gerade Wiederholungen laufen, schaue ich des öfteren ein paar Episoden, und das ist der beste Beweis, dass nicht alles verkehrt gemacht wurde. Ich schüttele nicht den Kopf über mich, aber ich werde jetzt auch nicht übermäßig nostalgisch. “J.A.G.” war eine solide Serie mit Humor, Patriotismus und Uniformen.