Elementary | Ein Schritt näher (1×21)

Wie der Titel schon sagt, kommt Sherlock seinem großen Feind Moriarty langsam näher, doch der Weg ist steinig und voller falscher Fährten. Und so verpasst die Folge ihre Chance, für sich allein zu stehen. Spoilerwarnung voraus!

Sherlock erhält eine Einladung von Sebastian Moran und besucht ihn im Gefängnis. Angeblich hat ihn Moriarty wegen eines Mordauftrags kontaktiert, den er natürlich nicht annehmen konnte. Obwohl der Fall, an den er ihn verweist, zunächst wie ein schlichter Herzinfarkt aussieht, finden Sherlock und Watson bei einer nächtlichen Autopsie heraus, dass jemand den Herzschrittmacher des Opfers gehackt hat. Mit diesem Wissen finden sie nicht nur weitere Todesfälle, die lediglich auf den ersten Blick wie natürliche Tode aussehen, sondern auch das nächste potenzielle Opfer.

Ich gebe zu, ich finde die Folge ein wenig schwierig zu bewerten. Als eigenständige Geschichte funktioniert sie meiner Meinung nach nicht, weil der Fall irgendwie zu abstrakt bleibt, wenn auch die Todesarten nicht ganz unkreativ sind. Betrachtet man das Ganze als eine Art Prolog zum kommenden Staffelfinale, so mag das später alles noch Sinn ergeben. So bleibt als Urteil nur, es gab einige schöne Szenen, wieder keine Irene und jede Menge irreführender Hinweise bezüglich Moriarty.

Es ist an dieser Stelle freilich auch etwas problematisch, dass ich den finalen Kniff bereits kenne. Ich wurde im Sommer unfreiwillig gespoilt, was ich an sich nicht schlimm finde, weil die Vermutung ohnehin nahe lag und ich generell der Ansicht bin, es ist wichtiger, wie etwas erzählt wird. Dennoch möchte ich natürlich darauf eingehen, wie wir von den Autoren auf falsche Fährten gelockt werden, und was davon funktioniert oder auch nicht. Die Identität von Moriarty ist jedenfalls selbst für die Mörder, die er beauftragt, ein Rätsel, sie haben nur per SMS Kontakt. Dass es nicht der Mann ist, den Sherlock durch einen fahrenden Zug hindurch fotografiert, wäre mir auch ohne mein Hintergrundwissen klar gewesen, zumindest aber schien er mehr zu wissen, denn er wurde exakt in dem Augenblick erschossen, als er Sherlock erklärte, dass Irene wegen ihm sterben musste. (Ich habe es so verstanden, dass eigentlich Sherlock sterben sollte, sein Tod durch Überdosis aber abgeblasen wurde und stattdessen Irene starb. Aber die Chronologie ergibt irgendwie keinen Sinn, ich dachte, er wäre erst nach ihrem Tod drogenabhängig geworden?) Jedenfalls, viele der Finten passen hervorragend zu einem Bösewicht wie Moriarty, nicht aber seine hier gezeigte Motivation. Warum zum Geier sollte er Menschen umbringen lassen, die über Erhaltung bzw. Abriss eines historischen Gebäudes entscheiden? Für eine Nemesis ist das eine ziemlich schwache Vorstellung. (Obwohl ich die Idee genial fand, dass er Sherlock ohne dessen Wissen dazu benutzt, Moran eine Nachricht zu übermitteln. Zeigt mir deutlich, er weiß, wie Sherlock tickt.)

Diese Woche war auch das erste Mal seit langem, dass ich wieder das Gefühl hatte, die Autoren sind sich noch nicht sicher, ob sie aus Sherlock und Watson eine Liebesgeschichte machen wollen. Wir haben auf der einen Seite die Szene beim Bestatter, wo er ihre chirurgischen Fähigkeiten lobt und sie ihn daraufhin anfährt, er solle bloß still sein und „bitte keine Romantik zwischen uns“. Dann wiederum gibt es diesen Moment auf der Parkbank, als sie auf den Bienenzüchter warten und Sherlock sehr wortreich erklärt, er würde diesmal nicht ausrasten und ihn foltern wollen, weil er jetzt ja sie habe, sie sei der Unterschied. Wobei ich die Art und Weise, wie’s gespielt war, sehr mochte, er sieht anschließend etwas peinlich berührt zur Seite, während sie grinst und irgendwie nicht weiß, was sie sagen soll, weshalb sie einfach still weiter isst. Als jemand, der sich auskennt, möchte ich mal sagen, die Dynamik entwickelt sich verdächtig in Richtung Mulder und Scully, und wir wissen alle, wie das ausgegangen ist.

Eine Notiz näher. Es regt mich so auf, dass die Leute im Fernsehen immer glauben, der Mörder würde sie verschonen, wenn sie alles tun, was von ihnen verlangt wird. Die Zwangsjacke und die ausgekugelte Schulter, ich würde mal sagen, das geschah ihm recht. Wie er so sagt, sie müssten „diese Frau in ihrer natürlichen Umgebung beobachten“, das war so richtig Sherlock Holmes nach meinem Geschmack. Und dann beleidigt er sie gleich weiter, sie würde rennen „im Tempo eines Drittklässlers mit verstauchtem Knöchel“. Sein leuchtender Blick, als Watson frustriert feststellt, dass sie nun also einen Stock Killerbienen beobachten müssen.

4 von 5 Bananen mit Herzinfarkt.

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