Von der Qual, in Deutschland Serienjunkie zu sein

Als Serienjunkie hat man es in Deutschland schwer. Wir haben uns irgendwie daran gewöhnt, dass unsere Lieblingsserien bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt werden. Oder, dass sie ohne erkennbares Muster mal hier und mal dort gesendet werden, wir oft jahrelang auf neue Folgen warten müssen und in der Zwischenzeit gespoilt werden, und auch, dass Serien gelegentlich auf mysteriöse Weise verschwinden. Fakt aber ist, auf dieser Grundlage kann man keinen ordentlichen Blog führen. Ich habe es versucht, ich habe deutschen Fernsehsendern eine, zwei, drei Chancen gegeben, das Bild gerade zu rücken, aber wen immer sie zu bedienen glauben, ihre Zuschauer sind es nicht.

Das jüngste Beispiel, das mich nun zu diesem Text außer der Reihe getrieben hat, ist zugleich das ärgerlichste. Wie gesagt, wir deutschen Serienjunkies sind einiges gewohnt, daher nahm ich es klaglos hin, als Sat.1 “Elementary” mitten in der Staffel unterbrach und erst Monate später fortsetzte. In der Zwischenzeit wurde ich als aktive Nutzerin des Internets natürlich unfreiwillig gespoilt, aber selbst das tat der Sache keinen Abbruch, ich war sofort wieder dabei, als es endlich weiterging. Was dann kam, kann allerdings beim besten Willen nicht mehr als durchdachte Programmplanung bezeichnet werden, sondern nur noch als Farce. Sagenhafte zwei Folgen vor Ende der Staffel nahm Sat.1 “Elementary” wegen schlechter Quoten aus dem Programm. Zwei Folgen!
Ich machte mir zunächst keine Sorgen, als es hieß, dass die Folgen stattdessen bei Sixx im Nachtprogramm laufen würden, doch wie ich heute morgen erfuhr, war auch das nicht mehr als eine Hoffnung. Wenn “die große Schwester” die Folgen nicht sendet, darf Sixx das aus Lizenzgründen ebenfalls nicht. Übrigens ist die Ironie an der Geschichte, dass die letzte Folge auf der Webseite des Senders nach wie vor beworben wird – massiver Spoiler inklusive.
Wahrscheinlich wird es all jenen Lesern nichts nutzen, die auf die deutsche Ausstrahlung vertrauen, doch ich werde die fehlenden zwei Folgen nun anderweitig schauen und dann auch reviewen. In der Hinsicht bin ich Komplettistin, und ich sehe es auch nicht ein, mich von deutschen Sendern dermaßen vorführen zu lassen.

Das Ganze hat allerdings auch langfristig Konsequenzen für den Blog. In der Vergangenheit habe ich Serien gerne auch mal in der deutschen Synchro und im Fernsehen geschaut, weil es bequemer war. Nicht nur solche, die ich reviewe, sondern eben auch viele andere, die ich nur zum Vergnügen und zur allgemeinen Inspiration schaue. Das ist vorbei. Ich habe es immer mal wieder gesagt, werde diesmal aber ernst machen, in Sachen Serien verabschiede ich mich endgültig vom Fernsehen und diesem Wahnsinn, den sie Programmplanung nennen. Für euch Leser bedeutet das, keine deutschen Folgentitel mehr, keine deutschen Zitate mehr, ansonsten bleibt alles beim Alten. Möglicherweise werde ich vermehrt Filme reviewen.

Ich weiß, dass ich keinen Unterschied mache, dass kein deutscher Sender mein Fehlen bemerken wird. Es ist auch egal. Irgendwann, wenn das schon jetzt große Angebot an Alternativen weiter gewachsen ist, werden auch sie aufwachen und feststellen, dass sie kein Publikum mehr haben. In diesem Sinne: Danke für gar nichts, deutsches Fernsehen, und auf nimmer wiedersehen!