Musikgeschichten #23

John Williams
The Dark Side beckons
1983


Ich war zwölf, hatte keinen nennenswerten Musikgeschmack und fand es alles in allem etwas peinlich, wie sich manche meiner Schulfreundinnen in Bezug auf Boybands benahmen. Obwohl ich immer wieder erzähle, dass ich mit viel durchaus auch ungewöhnlicher Musik aufgewachsen bin, war das nichts, womit ich mich näher beschäftigte. Ich glaube, die einzige Band, die ich zu jener Zeit namentlich kannte und ein bisschen bevorzugte, war Abba. Dann aber kam jener denkwürdige Abend, als ich “Star Wars” zum ersten Mal sah, und ich sage denkwürdig, weil diese Filme mein Leben komplett auf den Kopf stellten. Ich war als Trekkie aufgewachsen und hatte schon jede Menge utopischer Romane gelesen, aber dieser märchenhafte Zugang zu Science-Fiction war für mich etwas völlig Neues. Es gab danach praktisch für Jahre kein anderes Thema mehr für mich.

Was hat das nun aber alles mit Musik zu tun? Genauso wenig, wie ich mich für die Musik im Radio interessierte, nahm ich Musik in Filmen wahr. Das änderte sich mit “Star Wars” schlagartig, aber ich würde lügen, wollte ich behaupten, es hätte allein an John Williams und seinem Soundtrack gelegen. Sicher spielte er eine Rolle, schließlich verband ich danach erst mal ausschließlich seinen Namen mit Filmmusik und war sogar ein bisschen stolz auf mich, wenn ich seine Handschrift irgendwo heraushörte. Doch wir wollen ehrlich sein, es ging um “Star Wars”. Ich war besessen von diesem Universum, interessierte mich für alles, was die Schauspieler taten und sagten, glaubte allen Ernstes, ich müsse mich nun auch für die Technik dahinter begeistern (Achtung, Lebensweisheit: muss ich nicht), und natürlich brauchte ich auch alles drumherum, angefangen bei Büchern, über Spielzeug und Poster bis hin zur Musik.

“Die Rückkehr der Jedi-Ritter” wurde in der Folge mein liebster Teil der Reihe und ist es übrigens bis heute geblieben – den Ewoks zum Trotz. Ich ging sogar so weit, dass ich mir die Tonspur des Films von Video auf eine Musikkassette überspielte und vor dem Einschlafen als Hörspiel hörte. Ich kannte den Film ohne Witz fast auswendig und entwickelte auf diese Weise auch eine viel intensivere Beziehung zum Soundtrack, was übrigens der Grund ist, warum ich mir Musik und speziell Filmmusik bis heute gerne vor dem Einschlafen anhöre. So jedenfalls entdeckte ich diese winzig kurze Sequenz auf dem Soundtrack, die sich “The Dark Side beckons” nennt und in dem Moment einsetzt, als Darth Vader aus Lukes Gedanken erfährt, dass er eine Schwester hat, und Luke ihn daraufhin wütend angreift. Ich möchte fast behaupten, dass ich bis heute noch keine emotionalere Musik gehört habe, ich kriege dabei immer eine Gänsehaut.

Übrigens, ein weiterer Nebeneffekt meiner geradezu exzessiven Beschäftigung mit “Die Rückkehr der Jedi-Ritter” ist, dass ich beim Schauen des Films auch heute noch jedes Mal damit rechne, dass jetzt der lustige “Yub Nub”-Song kommt und dann total überrascht bin, wenn doch die neue Musik einsetzt. Aber hey, die unremasterte Version habe ich immer noch auf Videokassette!