Doctor Who | The Girl in the Fireplace (2×04)

Es ist vermutlich ein Fehler, die Lieblingsfolge so vieler Fans auseinanderzunehmen, doch seid beruhigt, ich bin nett. Statt Kritik gibt es einige Gedanken zu Moffats Langzeitstrategie und jede Menge Anerkennung für lustige kleine Ideen. Möget ihr vor Spoilern gewarnt sein!

Der Doctor landet mit Rose und Mickey auf einem Raumschiff im 51. Jahrhundert, das offenbar ohne Besatzung durchs All treibt. Doch der Schein trügt, sie sind nicht allein, von komplizierten Uhrwerken betriebene Roboter sind eifrig dabei, das Schiff wieder flugtüchtig zu machen – und haben dafür die Organe der Crew verwendet. Nur ein Gehirn fehlt noch, und aus irgendeinem Grund sind die Roboter der Meinung, dass sich nur das von Madame de Pompadour dafür eignet. Deshalb haben sie Fenster in die Vergangenheit geöffnet, um sie zu entführen.

Das ist eine der Episoden, über die eigentlich schon so viel gesagt wurde, das ein Review ziemlich überflüssig erscheint. Sie ist nah dran an der Perfektion und definitiv eine der besten Folgen aus der Ära des zehnten Doctors, vor allem ist es die Folge, die mir immer dann einfällt, wenn ich jemandem eine empfehlen will, der noch nie etwas von der Serie gesehen hat. Sie vermittelt einen Eindruck von der Komplexität des Universums, aber auch vom manchmal wirklich albernen Humor der Serie.

Das Einzige, was man „The Girl in the Fireplace“ vielleicht negativ anlasten könnte, ist die Tatsache, dass man sich hier mal wieder für den romantischen Pfad entschieden hat. Zwar nicht in der Offensichtlichkeit, mit der das zuweilen bei Rose geschieht, aber es gibt doch jede Menge schwermütige Worte und einen Kuss. Der Kuss war, wie nahezu jeder in „Doctor Who“, einfach nur überflüssig, sowohl in der Situation als auch für das Fortkommen der Handlung. Was übrigens all das Gequatsche vom einsamen Engel miteinschließt. Moffat, warum nur hast du dir damals solchen Scheiß in dein Drehbuch schreiben lassen?!

Faszinierend, wenn man sich diese Folgen heute noch mal ansieht, ist allerdings, wie alt manche von Steven Moffats Ideen offensichtlich sind. Als Autor kann ich das nachvollziehen, wir kauen gute Einfälle immer und immer wieder durch, verwenden sie mehrmals und stellen Fragen, auf die wir die Antwort selber noch nicht kennen. Zum Beispiel kann man hier bereits die Grundstory von Amy „the girl who waited“ Pond erkennen, am wichtigsten ist aber wohl folgender Satz von Reinette: „Doctor. Doctor who? It’s more than just a secret isn’t it?“ Ich vermute, die Frage hat im Laufe der Zeit praktisch jeden Autor der Serie mal beschäftigt, aber angesichts späterer Moffat-Folgen wirkt dieser Satz wie ein Prolog.

The Notes in the Fireplace. Dass der Doctor von den Robotern fasziniert ist, fand ich liebenswert, es sind tolle Konstruktionen. Neben Reinette wirkte Rose diesmal wirklich wie das Kind, als das sie sie an einer Stelle auch bezeichnet. Rennt da mit Mickey und einer Vereisungskanone durchs Schiff, ts ts. „Would you stop following me?“ Das Pferd, das aus dem Nichts auftaucht und dem Doctor folgt, war so eine herrlich schräge Idee. Und dann: „No, you’re not keeping the horse.“ – „I let you keep Mickey.“ Aber Moment, war Rose letzte Woche nicht noch angepisst, weil der Doctor Mickey gegen ihren Willen mitgenommen hat? Eine vulkanische Geistesverschmelzung, so, so. Wenn Reinette den Doctor bittet, mit ihm zu tanzen, meint sie da tanzen oder … tanzen?  „Always take a banana to a party. Bananas are good.“ Dieser Spruch ist inzwischen ikonisch und inspirierte bekanntlich auch den Titel meines Blogs. Der Sprung mit dem Pferd durch den Spiegel sei verziehen, war aber ziemlich theatralisch. Apropos, die Erklärung, wieso der Kamin am Ende noch funktioniert, war auch ganz schön timey-wimey, oder? Und schöner Zug, dass sie bis zum Schluss nicht herausfinden, warum die das Gehirn von Reinette wollten, der Zuschauer in der letzten Einstellung dann aber doch.

5 von 5 wartenden Bananen.

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