Doctor Who | Hell bent (9×12)

Endlich auf Gallifrey angekommen, möchte der Doctor erst mal ganz in Ruhe Suppe essen, bevor er den Präsidenten seines Amtes enthebt und dann mal eben Clara rettet. Vorsicht vor ausführlicher Kritik, einem kleinen Fazit der Staffel und vielen Spoilern!

Nachdem der Doctor auf Gallifrey gelandet ist, zwingt er den Präsidenten zu einer Konfrontation, bei der seine Soldaten die Seite wechseln. Mithilfe einer „Extraction Chamber“ holt er daraufhin Clara zwischen ihren zwei letzten Herzschlägen von der Erde, stiehlt eine TARDIS und flieht. Seine Hoffnung ist, Claras im Augenblick nur geborgtes Leben wieder zu einem richtigen zu machen, doch selbst, als er ans Ende des Universums fliegt, bleibt ihr Herz weiterhin stumm. Doch er trifft dort auch Me, ehemals Ashildr, die endlich wissen möchte, wer denn nun der sagenumwobene Hybrid ist. Der Doctor denkt, Me selbst ist es, doch die hat eine ganz andere Theorie.

Ich muss gestehen, ich weiß nicht so recht, was ich aus „Hell bent“ machen soll. Es ist bei weitem keine schlechte Folge, doch irgendwie hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass das Tempo nicht konsistent ist. Es ist, als habe man drei Geschichten erzählen wollen, die Rückkehr nach Gallifrey, Claras unvermeidlicher Tod und wie der Doctor damit umgeht, und schließlich die Frage nach dem Hybrid. Und damit das irgendwie in eine Episode passt, wurde ein Rahmen drumherum gestrickt, in dem der Doctor Clara die Geschichte erzählt, wie die Erinnerung an sie aus seinem Gedächtnis gelöscht wurde. Für mich persönlich hat das nicht funktioniert, vielleicht auch, weil „Heaven sent“ im Vergleich dazu so wunderbar stringent war.

Es ist aber wohl nur angebracht, wenn ich mich an die Erzählweise der Folge halte und die drei Etappen der Story nacheinander bespreche. Die ersten zehn Minuten sind tatsächlich perfekt, und das, obwohl praktisch kein Dialog darin vorkommt. Ich fand es sehr bezeichnend, dass sich das gemeine Volk und schließlich auch die Soldaten auf die Seite des Doctors schlagen, während der Präsident ihn praktisch auf der Stelle erschießen möchte. Dann allerdings geht alles Knall auf Fall, und sehr wahrscheinlich habe ich hier nur die Hälfte verstanden, weil ich einfach mit der Historie der Serie nicht vertraut bin. Im Grunde ist es schade, dass die Rückkehr nach Gallifrey mehr oder weniger nur Vehikel für eine ganz andere Geschichte war, weil ich mir davon immer irgendwie etwas Großes erhofft hatte. Es ist auch schwer einzuschätzen, was das nun für die Zukunft bedeutet. Könnte der Doctor jederzeit wiederkommen? Ist er erneut ein Ausgestoßener, weil er mal wieder eine TARDIS klaut?

Das zweite ist, ich weiß nicht, wie ich über die Quasi-Rettung von Clara denke. Vielleicht erinnert ihr euch noch an den dramatischen Abgang von Rose, als sie in einer Paralleldimension gefangen war. Als sie später zurückkehrte, machte das alles kaputt, und ganz ähnlich geht es mir hier. Es war ein radikaler Schritt, einen Companion zu töten, und es war offenbar einer, zu dem sich selbst Moffat am Ende nicht durchringen konnte. Man kann einwenden, sie wird auf jeden Fall in dieser Straße in London sterben, aber der Doctor hat ihr Zeit gekauft, und es liegt bei ihr, ob sie morgen, nächste Woche oder erst in zwanzig Jahren nach Gallifrey zurückkehrt, um ihren Platz wieder einzunehmen. Das ist geschummelt und fühlt sich inkonsequent an. Vor allem relativiert es die Ereignisse in „Heaven sent“ und sogar einzelne Dialoge in dieser Folge, in denen Clara dem Doctor klar macht, dass sie nicht gerettet werden will. Ich meine, wenn wir schon dabei sind, die Tatsache, dass der Doctor Clara vergisst, ist die dämlichste Lösung aller Zeiten, weil die Trauer um sie für seinen Charakter in meinen Augen extrem wichtig war.

Schließlich war da noch der Hybrid. Und die Antwort auf diese Frage, die uns die ganze Staffel über begleitet hat, fällt genauso unentschlossen aus wie die Folge selbst. Es wäre ganz passend gewesen, wenn es Me gewesen wäre, zumal ich dieses Bild mochte, wie sie als letztes noch lebendes Wesen am Ende des Universums das Sterben der Sterne beobachtet und Poesie darin entdeckt. Das war sehr atmosphärisch und gab der Figur plötzlich eine emotionale Tiefe, die ich gar nicht mehr erwartet habe. Dann wurde kurz die Idee angerissen, dass der Doctor der Hybrid ist, mit der scheuen Andeutung, dass er halb menschlich ist, was wohl eine der umstrittensten Thesen des Fandoms ist. Moffat macht hier aber ohnehin schnell einen Rückzieher, was wahrscheinlich ganz klug ist. Am Ende einigt man sich darauf, dass der Hybrid nicht eine Person, sondern zwei ist: der Doctor und Clara. Im Kern steckt darin viel Kluges, nicht umsonst wurde immer wieder betont, dass Clara dem Doctor immer ähnlicher wird, so dass sie in gewisser Weise am Ende fast eine Person waren. Und indem der Doctor bis ans Ende des Universums reist, um diese andere Hälfte von sich zu retten, lässt er die Prophezeiung wahr werden. Wie gesagt, die Lösung ist unausgereift und nicht sehr elegant erzählt.

Note bent. „You will lay down any weapons on your person“, und der Doctor lässt den Suppenlöffel fallen. Musste das sein, dass dieser erschossene Timelord in eine schwarze Timelady regeneriert? Das war so offensichtlich Fanservice, dass mir schier das Kotzen kam. Als Ergänzung zu „Heaven sent“ wird hier nachgereicht, dass der Doctor 4,5 Milliarden Jahre im „Confession Dial“ gefangen war, was Clara richtig wütend macht. „Clara? Clara who?“ Ich mochte das pure Design der gestohlenen TARDIS. Es war unglaublich süß, dass sie wieder dasselbe Diner genommen haben, in dem der Doctor schon mit Amy, Rory und River war. Und auch wenn ich die Auflösung um Clara doof finde, gefällt mir die Vorstellung von ihr und Me, wie sie mit ihrer Diner-TARDIS durch die Zeit reisen und gemeinsam Abenteuer erleben. Der Doctor kriegt einen neuen Sonic Screwdriver, das bedeutet dann wohl das Ende der Sonnenbrille.

Mit fehlender Eleganz lässt sich diese Staffel vielleicht insgesamt am besten umschreiben. Wer mich kennt, weiß, dass ich eine erklärte Schwäche für Zweiteiler habe, und das betrifft nicht nur „Doctor Who“, sondern praktisch jede Serie. Vierzig Minuten sind nicht viel Zeit, um wirklich komplexe Geschichten zu erzählen, und so bedeuten achtzig Minuten nicht nur bessere Storys, sondern oft auch ein angenehmeres Erzähltempo. Die Probleme beginnen dann, wenn die zwei Folgen unausgeglichen sind, wenn wichtige Informationen zu lange zurückgehalten werden oder die zweite Folge mit der ersten nichts mehr zu tun hat. All das hatten wir in dieser Staffel, und so gesehen passt das Finale perfekt ins Schema. Während die Folgen an ihrer Erzählweise krankten, steckte die Staffel dennoch voller cleverer Ideen, die sie stärker machen als die vorherige, was natürlich auch ein bisschen Peter Capaldi geschuldet ist, der jetzt voll in seiner Rolle ist. Zumindest in dem Punkt habe ich also keine Sorge, was die nächste Staffel angeht, die große Frage ist vielmehr, in welche Richtung werden sie mit dem neuen Companion gehen? Dass es wieder eine Frau wird, brauchen wir nicht diskutieren, da steckt „Doctor Who“ leider in einem starren Korsett. Ich persönlich fände es aber ganz erfrischend, wenn die Story des Companions zur Abwechslung mal nicht die Hauptrolle spielt.

4 von 5 wiederbelebten Bananen.

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