Wonderfalls | Totem Mole (1×12)

Bei einem Besuch im Indianer-Reservat macht Jaye die Bekanntschaft der toten Seherin Gentlefeather und erklärt es sich zur Aufgabe, deren Buchhalter-Enkel zum Nachfolger zu machen. Dabei entgeht ihr, dass eigentlich sie es ist, die besonders ist. Achtung, es folgen Spoiler!

Jaye begleitet Sharon und Mahandra zum Satsuma Reservat, wo ihre beste Freundin einen Antrag auf Stammesmitgliedschaft stellen will (sie ist offenbar zu einem Achtel indianisch). Während Sharon Zigaretten kaufen geht, fordert ein Totempfahl Jaye auf, in ein Zelt zu gehen, wo sie mit einer alten Frau über ihre Stimmen redet. Kurz darauf stellt sich heraus, dass diese alte Frau tot ist und die Seherin des Reservats war. Obwohl offensichtlich ist, dass der Enkel der Seherin völlig ungeeignet dafür ist, versucht sie ihn zum Nachfolger zu machen, auch, weil sie hofft, auf diese Weise endlich zu erfahren, wie sie ihre eigenen Stimmen loswird.

Ich finde es nachgerade erstaunlich, welch riesigen Unterschied bei der Interpretation dieser Folge das kulturelle Umfeld macht. Die meisten der englischsprachigen Reviews, die ich dazu las, konzentrierten sich vor allem auf die rassistischen Untertöne der Geschichte und erklärten „Totem Mole“ auf Basis dessen zur schlechtesten Folge der Serie. Für mich auf der anderen Seite, die ohne eine „Erbschuld“ bezüglich der Indianer aufgewachsen ist, war dieser Rassismus ehrlich nur am Rande spürbar und die Folge tatsächlich eine der besten.

Natürlich kann man auch unabhängig davon einwenden, dass „Totem Mole“ ein wenig abseits der Plots steht, die in den letzten Folgen behandelt wurden. Eric und Heidi kommen zum Beispiel überhaupt nicht vor, sie werden noch nicht einmal erwähnt. Aber für mich fühlte sich das richtig an, weil ich generell ein Freund davon bin, öfter mal auf einzelne Figuren oder Aspekte der Geschichte zu fokussieren. Hier ist es die Frage, welchen Ursprung Jayes Fähigkeit hat, und mehr noch, ob sie ein Geschenk oder ein Fluch ist. Klar kriegen wir hier keine eindeutige Antwort, aber Jaye selbst sieht die Sache nun etwas gelassener und beschließt, dass es vielleicht doch nicht komplett schlecht ist. Wenn man der Folge überhaupt etwas vorwerfen kann, dann, dass sie unnötig Lust auf eine zweite Staffel macht, die wir nie bekommen.

Interessanterweise spielen Jayes Eingriffe ins Geschehen hier eine eher untergeordnete Rolle. Zwar forciert sie die Ernennung Bills zum Seher, indem sie sogar für ihn schummelt, doch die Auflösung wird durch ein Armband herbeigeführt, das ein geradezu absurdes Eigenleben entwickelt. Zuerst will Jaye es Bill als Andenken an seine Großmutter andrehen, als er das durchschaut, tut sie es selbst um. Als der Totempfahl sie auffordert, Sharon zu trösten, was in einer herrlich ungelenken Situation endet, bei der sie ihr den Kopf tätschelt, bleibt das Armband in ihren Haaren hängen. Später trägt es Sharon am Arm, bevor sie damit aus Versehen Littlefoot in der Sauna einschließt, wo diese eine Vision hat und sich somit als wahre Nachfolgerin der Seherin entpuppt.

Diese Lösung war vielleicht etwas gewollt, aber das liegt wohl auch daran, dass der Plot um Sharon und ihre alte Konkurrentin Deanna Littlefoot nicht der allerspannendste war. Oder sagen wir, Littlefoot war so unsympathisch, dass ihr plötzlicher und umfassender Wandel ein bisschen unglaubwürdig wirkte. Aber das ist wirklich schon die größte Kritik, die ich hier anbringen kann.

Show him who’s special! Der Totempfahl war großartig, weil er so ungeheuer gesprächig war. „It’s inanimate people, too?“ Ich möchte wetten, das war der Moment, in dem Bryan Fuller die Idee für „Pushing Daisies“ kam – und die, Lee Pace für die Hauptrolle zu verpflichten. „And Neo was just a big geek until he swallowed that little red pill.“ Wie Jaye versucht, die verräterische Feder von sich fort zu pusten, war einfach nur süß. Einen Moment lang wurde’s sehr dramatisch, als der Sicherheitsmann auf Bill schießt und dieser verkündet „I’m invincible“, bevor sich herausstellt, dass es nur ein Gummigeschoss war, und Bill feststellt: „Oh, I’m not invincible.“

4 ½ von 5 besonderen Bananen.

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