Doctor Who | Forest of the Dead (4×09)

Der Doctor findet heraus, was mit all den Menschen in der Bibliothek passiert ist, die angeblich gerettet wurden, aber nie wieder auftauchten. Die Identität von River Song stellt ihn dagegen vor immer größere Rätsel. Vorsicht vor dem Spoiler!

Nachdem der Doctor versucht hat, Donna in der TARDIS in Sicherheit zu bringen, erwacht sie in einer Klinik und lässt die vermeintliche Fantasiewelt hinter sich, um stattdessen zu heiraten und eine Familie zu gründen. Dann aber taucht eine mysteriöse Frau in Schwarz auf und behauptet, dass dieses Leben nicht real ist. Derweil findet der Doctor in der Bibliothek heraus, was mit all den Leuten geschehen ist, die verschwanden, als die Vashta Nerada auftauchten: Sie wurden im Computerkern gespeichert, der das Bewusstsein eines Kindes besitzt, das unter der Last der Erinnerungen zu zerbrechen droht.

Wenngleich ich den zweiten Teil dieser Doppelfolge als minimal schwächer empfinde, erhält die Geschichte hier einen runden Abschluss und eröffnet zugleich so viele Möglichkeiten. Wo „Silence in the Library“ auf subtilen Horror setzte, werden die Vashta Nerada hier zur Begleiterscheinung degradiert und schaffen es nicht, das Gefühl einer konstanten Bedrohung aufrecht zu erhalten. Im Mittelpunkt steht stattdessen das Rätsel der verschwundenen Menschen und wie River Song in des Doctors Timeline passt.

Wie schon beim letzten Mal möchte ich deshalb mit River anfangen, über die wir objektiv betrachtet nicht so viel mehr erfahren. Dennoch haben mir einige der Dialoge, vor allem mit dem Wissen um Kommendes, diesmal wirklich Gänsehaut verursacht. Beispielsweise wenn sie erklärt, dass der Doctor zwar der Doctor ist, aber eben nicht „ihr“ Doctor – die Person, die sie kennt, die älter und womöglich auch reifer ist. Es scheint geradezu absurd, dass das einmal Matt Smith sein würde, aber es zeigt eben auch recht anschaulich, wie absolut wirr die Zeitlinie des Doctors ist. Und was furchtbar tragisch ist, ist Rivers Erkenntnis, dass der Doctor vom Tage ihrer ersten Begegnung an wusste, wie sie sterben wird. Dass er es vor allem bei ihrem letzten Date bei den Singenden Türmen von Darillium wusste und ihr nur deshalb einen Sonic Screwdriver schenkt, um sie retten (lies: speichern) zu können. Wer sie ist, erfahren wir dennoch nicht, Moffat lässt hier bewusst alles offen.

Die Vashta Nerada waren, wie bereits gesagt, in meinen Augen ein bisschen verschenkt. Die Idee einer im Wald lebenden Spezies, die durch die Verarbeitung der Bäume zu Büchern unvermittelt in einer Bibliothek landen und zu dem einzigen Verhalten fähig sind, dass sie kennen, ist eine erstaunlich interessante. Doch während in „Silence in the Library“ noch alle penibel darauf achteten, nicht im Schatten rumzustehen, spielt das hier kaum noch eine Rolle, und das ist ein bisschen schade, weil die Folgen dadurch seltsam voneinander abgekoppelt scheinen.

Ein spannender Einfall war CAL, das Computersystem, das in Wirklichkeit der Geist von Charlotte Abigail Lux ist, einem Mädchen, das auf diese Weise vor dem Tod bewahrt wurde. Mit dieser Vorgeschichte ist logisch, dass sie nur eine Möglichkeit kannte, die Menschen in der Bibliothek zu retten. Und die Fantasiewelt war raffiniert umgesetzt, denn sie funktionierte wie eine echte Traumwelt, mit unerklärlichen Sprüngen und Lücken, die sich nicht rational erklären lassen.

Forest of the Notes. Der Name des Doctors, ein großes Thema, das ich mal bewusst ausgeklammert habe. Ich habe ehrlicherweise bis heute nicht verstanden, welches denn nun die eine Gelegenheit ist/war, in der er ihn ihr verraten konnte. Ich kenne nur die englische Originalversion der Geschichte, das Wortspiel aus „save“ und „saved“ funktioniert im Deutschen vermutlich nicht so richtig toll. „Why am I handcuffed … why would you even have handcuffs?“ – „Spoilers.“ Dass Donna sich in einen stotternden Mann verliebt, den sie nie zu Wort kommen lässt, passt erstaunlich gut. Dass sie ihn später um Haaresbreite verpasst, auch. Der Doctor versteht bei aller Hampelei sehr gut, was es heißt, die Zukunft zu kennen – und lässt Rivers Tagebuch ungelesen in der Bibliothek zurück.

4 von 5 abgespeicherten Bananen.

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