Doctor Who | The Doctor falls (10×12)

„You can’t win.“ – „I know. And?“ Nach der Flucht vor den Cybermen rüsten sich der Doctor, Bill und Nardole für den großen Angriff, während der Master und Missy eigennützigere Pläne verfolgen. Spoiler!

Weil der Doctor in einem letzten Aufbäumen dafür sorgt, dass die Cybermen nun Timelords jagen, fliehen der Master, Missy, Nardole, der Doctor und die in einen Cyberman verwandelte Bill im Raumschiff nach oben, wo sie von einigen Farmern aufgenommen werden. Doch die Evolution der Cybermen schreitet ungebremst voran, deshalb bereiten sie sich nun auf den großen Angriff vor. Auf die Hilfe vom Master und Missy braucht der Doctor dabei nicht bauen, die beiden beschließen, die Aufregung beim Angriff zu nutzen, um zu fliehen.

Ich glaube, es ist verzeihlich, wenn ich auf eine ausführliche Wiedergabe des Inhalts verzichte, da der Plot bei dieser Folge erstaunlicherweise eine eher untergeordnete Bedeutung hat. Das soll nicht heißen, dass es keinen gibt, er ist aber bei genauerer Betrachtung sehr geradlinig, während der Fokus klar auf den Charakterentwicklungen liegt, was „The Doctor falls“ enorm gut tut. Dadurch ist die Folge eine solide Fortsetzung von „World enough and Time“ und entwickelt gleichzeitig ihren eigenen Tonfall, der einzige Wermutstropfen ist das offene Ende, denn natürlich hängt das Raumschiff noch immer vor einem Schwarzen Loch, und auch die Cybermen wurden nur temporär zurückgeschlagen.

Es hat mich unfassbar überrascht, als wie fesselnd sich die Dreiecksbeziehung zwischen dem Doctor, dem Master und Missy herausgestellt hat. John Simm, der sein Schauspiel damals offenbar David Tennant anpassen musste, darf diesmal eine ruhigere und dadurch viel gefährlicher wirkende Seite von sich zeigen. Dabei wurde wunderschön herausgearbeitet, dass er und Missy sich an zwei völlig unterschiedlichen Punkten eines Lebens befinden – für den Master steht eine Zusammenarbeit mit dem Doctor völlig außer Frage, Missy aber kommt nicht umhin, seinen Worten Gehör zu schenken. Sie möchte auf absurde Weise beiden gefallen und kann nur scheitern. Es ist konsequent, wenngleich schockierend narzisstisch, dass der Master seine zukünftige Inkarnation lieber tötet als zuzulassen, dass Missy mit seinem Erzfeind zusammenarbeitet. Tragisch ist, dass nur wir Zuschauer ihren Wandel erleben, der Doctor aber wohl nie davon erfahren wird. (Wenngleich wir sicher sein können, dass der Master in irgendeiner Form schon wiederkehren wird.)

Wie schon in „Hell bent“ (einer Folge, mit der ich „The Doctor falls“ eigentlich gar nicht vergleichen möchte), wird der vermeintliche Tod eines Companions durch ein Schlupfloch verwässert (oh, Wortwitz!). Versteht mich nicht falsch, ich hatte Tränen in den Augen, als Heather aus „The Pilot“ auftaucht und Bill mitnimmt, um bis in alle Ewigkeit durchs Universum zu reisen. Aber ich bin nah am Wasser gebaut, insofern zählt das nicht, mein Verstand sagt mir, dass Steven Moffat erneut der Mut zu erzählerischer Konsequenz fehlte. Als Autorin hätte es auf mich deutlich mehr Eindruck gemacht, wenn Bill tatsächlich gestorben wäre. So simpel es klingt, aber Tode sind für Geschichten wichtig.

Was mich natürlich unweigerlich zum Doctor bringt, der am Ende dieser Folge ebenfalls im Sterben liegt und dann beschließt: „I don’t want to go.“ Ich gebe es zu, bei diesem Satz hat’s mich geschüttelt, es kamen zu viele unschöne Erinnerungen an die vierte Staffel hoch. Und ja, ich bin mir nicht sicher, wie ich das jetzt finden soll. Ich verstehe, worauf Moffat hinaus will, das ist nicht der Trotz eines zehnten Doctors, sondern eher eine Art Müdigkeit oder Erschöpfung. Aber musste es dann ausgerechnet dieser Satz sein? Ungeachtet der Tatsache, dass ich es absolut blödsinnig finde, dass der Doctor seine Regeneration einfach abbrechen kann, wenn ihm nicht danach ist, hoffe ich sehr, dass das Weihnachtsspecial diese Müdigkeit weiter auslotet und thematisiert. Zeigt mir, warum der Doctor nicht regenerieren will.

The Note falls. Hut ab dafür, dass Bill sich immer noch als Mensch wahrnimmt, sonst wären wir um die vielen Emotionen gebracht worden, die Pearl Mackie in jeder Szene sichtbar werden lässt. (Herausheben möchte ich das Gespräch, als Bill dem Doctor das Geständnis abringt, dass sie nicht wiederhergestellt werden kann.) Der Master benutzt Eyeliner?! Oder wollte er nur schon mal üben? Wie die eine Farmerin mit Nardole flirtet, das war einfach nur herzig. Weniger schön war, dass der Doctor den Screwdriver als Waffe benutzt. Mann, die Zeiten haben sich echt geändert.

Wie üblich noch einige Zeilen über die Staffel im Ganzen. Ich glaube, mit meiner Ernüchterung stehe ich diesmal ziemlich allein, zumindest hatte ich den Eindruck, dass viele recht glücklich damit waren. Es ist auch schwer, den Finger draufzulegen, was genau mich eigentlich gestört hat, immerhin war Peter Capaldi großartig wie immer, Bill erwies sich völlig überraschend als einer der besten Companions, die wir je hatten, und selbst Nardole machte Spaß, sobald man ihm mal etwas zu tun gab. Aber die Geschichten, Leute, die Geschichten. Sie waren so furchtbar durchschnittlich, so vorhersehbar, so unkreativ in der Erzählweise. Neben der Folge „World enough and Time“, die wirklich herausragend war, bleibt mir als Highlight der Staffel eigentlich nur „Oxygen“ in Erinnerung. Jetzt hoffe ich noch auf ein gutes Special und einen starken Schlusspunkt für Peter Capaldi, und dann bleibt uns nur, abzuwarten, was die elfte Staffel bringen wird.

4 ½ von 5 Bananen mit Eyeliner.

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